oder aus anderen Gründen. Ich meine, das iſt ein Prozentſatz von Erkrankungen, der gar nicht ins Gewicht fällt. Wir ſtehen ja auch auf dem Stand⸗ punkt, daß wir nicht wollen, daß die Schulklaſſen mehr Kinder haben als heute; aber wir ſtehen ferner auf dem Standpunkt, daß wir heute kurz vor der Etatsberatung nicht noch den Antrag annehmen ſollen, eine neue Schule einſtellen zu wollen und werden daher den Antrag ablehnen. Stadtu. Dr. Penzig: Meine Herren, ich habe aus den Ausführungen des Herrn Stadtſchulrat den Eindruck gewonnen, daß ſich die Herren Antragſteller mit ſeiner Antwort beruhigen können. Ich will nicht ſagen, daß ſie auf den Antrag verzichten ſollen; aber dasjenige, was der Antrag überhaupt erreichen ſollte und könnte, hat er erreicht. Meine Freunde und ich perſönlich wiſſen ja längſt, daß der Magiſtrat in ſehr tüchtiger Weiſe mit dem Bau von neuen Gemeinden⸗ ſchulen vorangeht. Aber ab und zu iſt es einmal nötig, daß auch aus dem Schoße dieſer Verſammlung ein kleiner Stoß erfolgt für einen etwas vernach⸗ läſſigten Stadtteil. Denn das iſt ſehr dankenswert. Die Schule ſoll der Beſiedlung der verſchiedenen Stadt⸗ teile nicht immer erſt nachlaufen, meine Herren, ſondern ſoll ihr vorangehen. Es iſt auch zu bedenken, daß gerade ſolche etwas vernachläſſigten Stadtteile, wie dieſer Stadtteil jenſeits der Spree, für die Haus⸗ eigentümer und Grundbeſitzer etwas Anziehenderes bekommt, wenn ſie erſt einmal genau wiſſen, daß dort eine Gemeindeſchule hinkommt, daß ſich dort ein gewiſſes Zentrum bildet, wo Häuſer gebaut werden können. Die Statiſtik, die Herr Kollege Borchardt uns aufgemacht hat, hat er ja ſelbſt als etwas unvoll⸗ kommen bezeichnet. Ich meine allerdings, daß die 514 Kinder, die ſchon bei einer ſo unvollkommenen Aufnayme gezählt worden ſind, doch den Magiſtrat bedenklich machen ſollten, ob nicht ſeine Rechnung ein wenig zu optimiſtiſch geweſen iſt, daß das Be⸗ dürfnis nicht früher eintritt, als er es eigentlich er⸗ warten könnte. Die 47 Kinder. die nach Berlin gehen, machen mir gar keine Sorgen, denn mie das ſchon ausge⸗ führt worden iſt, geſchieht das zum Teil aus rein perſönlichen Gründen. Ich verſtehe nur nicht, aus welchem Etatstitel Herr Kollege Borchardt einen Koſtenerſatz für die Eltern dieſer Kinder hat bean⸗ tragen wollen. Dieſen Koſtenerſatz kann ich mir überhaupt garnicht vorſtellen; genau ebenſo könnte ein Charlottenburger Steuerzahler, der in einer ſchlecht gepflaſterten Straße wohni, einen Koſtenerſatz für ſeine gemißbrauchten Stiefel beantragen, weil er eben unglücklicherweiſe von der Siadtverwaltung etwas anders behandelt wird als andere Stadtteile. Auf dieſe Gründe können wir nicht eingehen. Im großen Ganzen glaube ich, dürfen wir dem Magiſtrat zutrauen, daß er bei dem Bau von neuen Gemeindeſchulen das rechtzeitige Tempo innehalten wird. Ich glaube, die Siebenneuntelrechnung des Herrn Stadtſchulrats iſt augenblicklich bereits etwas überholt. Wir werden vielleicht ſehr bald auf das Jahr eine volle Schule bauen müſſen, und das iſt ja nur durchaus erfreulich. Ich möchte alſo anheim geben, den Antrag anzunehmen; er ſchadet dem Magiſtrat nicht, er ſchadet uns nicht; wir haben aber die Sache dadurch etwas vorwärts gebracht. Das Bedürfnis für 1905 freilich iſt immer noch nicht nachgewieſen worden; ich muß es den Herrn daher 2493. — allerdings überlaſſen, ob ſie nach dem Antrag die Schule heute ſchon ſür 1905 feſtlegen wollen oder nicht. (Die Beſprechung wird geſchloſſen) Antragſteller Stadtv. Dr. Borchardt (Schluß⸗ wort): Meine Herren, Herr Kollege Meſchelſohn entgegnete, ich hätte ziemlich dieſelben Ausführungen in demſelben Umfange ſchon vor einem Jahre gemacht. Mir iſt davon abſolut nichts erinnerlich. Als ich vor einem Jahre dafür plaidierte, ſtärkere Mittel für Schulbauten in den Etat einzuſtellen, handelte es ſich um den Oſten der Stadt, um Inangriffnahme der⸗ jenigen Schule, die der Magiſtrat jetzt in Angriff nehmen will, und durchaus nicht um diejenige Gegend, von welcher ich heute ſprach. Ich weiß nicht, ob da⸗ mals ſchon Stenogramme der Reden aufgenommen wurden; wäre das der Fall, ſo würde Herr Kollege Meſchelſohn ſich davon überzeugen können, daß ſo ziemlich nichts von denjenigen Gründen, die ich heute für dieſen Antrag ins Feld führte, damals von mir angeführt worden iſt. Die Ausführungen des Vertreters des Magiſtrats geben uns ja, wie Herr Kollege Penzig geſagt hat, eine gewiſſe Beruhigung. Immerhin erkennt ja auch Herr Kollege Penzig an, daß es durchaus angebracht iſt, durch einen Antrag den Magiſtrat um eine größere Beſchleunigung zu erſuchen, da auch er bedenklich wird, ob nicht die Rechnung des Magiſtrats zu opti⸗ miſtiſch iſt. Ich bin in meiner etwas peſſimiſtiſchen Auffaſſung dieſer Dinge durch die Ausführungen nicht erſchüttert worden. Ich würde alſo darum bitten, den Antrag doch anzunehmen. Der Herr Stadtſchulrat ſagte, die Frage, wie große Summen wir für Schulbauten in den Etat einſtellen ſollen, möchten wir doch vertagen, bis der Etat uns vorliegt. Ja, meine Herren, der Antrag iſt gerade der Erfahrung und der Befürchtung ent⸗ ſprungen, daß, wenn einmal der Etat vorliegt, und wenn einmal eine beſtimmte Summe für beſtimmte Schulbauten vom Magiſtrat eingeſetzt iſt, es zu ſpät iſt, einen Antrag auf Erhöhung dieſer Summe, nament⸗ lich auf eine erhebliche Erhöhung, noch durchzubringen. Wenn der Magiſtrat ſich cin mal ſchlüſſig geworden iſt, und es würde dann beantragt werden, etwa 400 000 oder 300 000 ℳ mehr als erſte Rate für eine neue Schule einzuſetzen, dann wird der Wider⸗ ſtand des Herrn Kämmerers derartig ſtark ſein, daß, wie auch die Erfahrungen des letzten Jahres ge⸗ zeigt haben, dagegen nicht aufzukommen iſt. Wir haben geglanbt, den Antrag ſo zeitig ſtellen zu müſſen, um möglicherweiſe vom Magiſtrat noch vor Fertig⸗ ſtellung des Etats zu erreichen, daß eine größere Summe in den Voranſchlag mit aufgenommen wird, und deswegen bitten wir um Annahme des Antrages. Nun hat Herr Kollege Meſchelſohn noch be⸗ mängelt, daß ich ausgeführt habe, eine Reihe von Kindern ſei gezwungen, Berliner Schulen zu beſuchen. Er führte demgegenüber einerſeits die Gründe an, die der Herr Stadtſchulrat ſchon angeführt hatte, daß das vorzugsweiſe Kinder in den letzten er lergen ſeien. Es tut mir leid, daß ich bei der Statiſtik mir nicht überall das Alter — es iſt, wie das leider bei ſolcher unvollkommenen Statiſtik nicht weiter ver⸗ wunderlich, nicht überall genau angegeben — ausge⸗ zogen habe, um angeben zu können, um welche Al⸗ tersſtufen es ſich bei den Kindern handelt. Zum Teil handelt es ſich nach meiner Erinnerung um Kinder in den letzten Jahrgängen, zum Teil aber auch um Kinder in den erſten Fahr ängen. Na⸗ mentlich den kleinen Kindern ſind die Wege zu den