—— 25 —— Vertreter im Ausſchuß, dann würden die Anträge des Ausſchuſſes nicht nur angenommen werden, ſondern dann würde noch unſer weitergehender An⸗ trag der ſich auf die Arbeiterausſchüſſe bezieht, gleichfalls angenommen werden; denn der Antrag iſt wörtlich derjenige Antrag, den der Vertreter der liberalen Fraktion im Ausſchuß geſtellt hatte. Alſo ich bitte Sie dringend, den Antrag Gredy abzulehnen oder aber, wenn Sie das nicht wollen, lieber hier ganz offen zu erklären: wir wollen mit dieſen Anträgen überhaupt nichts zu tun haben. Es wäre bedauerlich, wenn jetzt wieder, wo die Intereſſen der Minderbemittelten, die Intereſſen der Arbeiter auf dem Spiele ſtehen, eine Verſchleppungstaktik ein⸗ geſchlagen wird, wie wir das bei der Wohnungsfrage erlebt haben. Ich fürchte, daß ein ähnliches Ver⸗ ſchleppungsſpiel, wie es dort getrieben worden iſt, auch hier beabſichtigt wird. Stadtv. Becker: Meine Herren, dem von dem Stadtv. Hirſch ausgeſprochenen Wunſch möchten wir gerne nachkommen. Meine Freunde und ich, wir haben eben beſchloſſen, die Anträge des Ausſchuſſes abzulehnen, und wir ſind bereit, diejenigen For⸗ derungen anzunehmen, die in dem Magiſtratsbeſcheid enthalten find. Was die Arbeiterausſchüſſe anbetrifft, ſo habe ich ſeiner Zeit in meiner dienſtlichen Stellung Ver⸗ anlaſſung gehabt, auf Befehl meiner vorgeſetzten Behörde mit der Organiſation von Arbeiterausſchüſſen vor⸗ zugehen. Ich hatte damals einen Beſtand von Civil⸗ arbeitern von 1700 bis zu 2400, und ich kann erklären, daß ich mit dem Arbeiterausſchuß, der in einer Stärke von 25 Perſonen eingeſetzt wurde, ſehr ute Erfahrungen gemacht habe. Es war dieſer rbeiterausſchuß ein ausgezeichnetes Mittel, um mit dem Arbeiterſtande in nähere Berührung zu kommen, ihre Wünſche, ihren Gedankengang kennen zu lernen. Ich bin überzeugt, daß die Arbeiterausſchüſſe überall da, wo ſie angebracht ſind, ſehr ſegensreich wirken können, wenn der Geiſt in der Arbeiterſchaft und in den Arbeiterausſchüſſen nicht durch auswärtige Agitation und durch Aufhetzung verdorben wird. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Treten Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Vertrauen einander gegenüber, ſo läßt ſich viel Segensreiches dadurch ſchaffen. Ich ſehe aus dem Beſcheide des Magiſtrats, daß er ſich den Arbeiterausſchüſſen gegenüber keines⸗ wegs ablehnend verhält, ſondern der Magiſtrat nimmt den Arbeiterausſchuß bei der Gasanſtalt an und will ihn auch bei den Straßenarbeitern annehmen. Nun, meine Herren, es wird ſich ja zeigen, ob bei dieſer Organiſation der Magiſtrat findet, daß wirklich eine ſegensreiche Tätigkeit entwickelt wird, und wenn der Magiſtrat das findet, wird er ſich weiter entſchließen können, ob noch andere Betriebe vorhanden find, die eine Ausdehnung dieſes Inſtituts wünſchenswert machen. Vorläufig genügt es uns vollſtändig, daß der Magiſtrat der Sache ſo gegenübergetreten iſt, wie es hier in der Vorlage ausgeſprochen iſt. Die Verkürzung der Arbeitszeit anlangend, ſo habe ich auch die Erfahrung gemacht, daß ſcheinbar zu Zeiten durch Verkürzung der Arbeitszeit höhere Leiſtungen erreicht worden ſind. Man macht in den Fabriken ſehr oft die Beobachtung, daß, wenn ein Akkord gekürzt wird, in der nächſten Lohnliſte der erzielte Verdienſt höher iſt als der vorher bei der längeren Arbeitszeit erzielte. Ja, meine Herren, daß beruht in der menſchlichen Natur. Der Arbeiter hat ein beſtimmtes Bedürfnis, ſeinen Lebensſtand zu führen, und zu der Führung des Lebensſtandes braucht er einen gewiſſen Arbeitslohn. Wenn nun ein Akkord außerordentlich günſtig ſteht, dann ſagt ſich der Arbeiter: halt, wenn wir dabei zu hoch im Ver⸗ dienſt kommen, wird der Akkord nachher gekürzt; folglih wollen wir hübſch langſam arbeiten. Wenn nun dennoch der Akkord zu boch geweſen iſt, ſodaß, ſei es durch Einarbeiten oder Verbeſſerung der Werk⸗ zeuge, ein höherer Verdienſt erzielt wird und nun der Akkord gekürzt wird, dann hat der Arbeiter in dem Augenblick das Augenmaß verloren und weiß nun nicht genau, wie ſchnell er arbeiten muß; er arbeitet dann eben ein Bischen zu viel, und ſo kommt es, daß ſeine Arbeitsleiſtung ſcheinbar eine höhere geworden iſt. Daſſelbe tritt ein, wenn die Arbeitszeit um eine Stunde vermindert wird. Bei 10 ſtündiger Arbeitszeit weiß der Arbeiter: in dem Tempo muß ich arbeiten, um meinen Lohn zu ver⸗ dienen. Wenn nun eine kürzere Arbeitszeit ein⸗ geführt wird unter Beibehaltung derſelben Löhne, dann wird eben intenſiver auf eine kurze Zeit ge⸗ arbeitet, und die Verdienſte ſind nicht herabgegangen, ſondern dieſelben geblieben. Es ſcheint alſo, daß man tatſächlich in der kürzeren Arbeitszeit mehr ge⸗ leiſtet hat. Wenn dann aber die neunſtündige Arbeitszeit eine Weile gedauert hat, wird man genan ebenſo mit der achtſtündigen Arbeitszeit die⸗ ſelbe Erfahrung machen. Ich habe ſeinerzeit Ge⸗ legenheit gehabt, den Bericht eines engliſchen Admirals zu leſen, worin er auch ſagt, auf ſeiner Werft habe man bei der achtſtündigen Arbeitszeit beſſere Leiſtungen erzielt als bei der zehnſtündigen. So kommen wir ſchließlich auf eine Arbeitszeit von 7 Stunden, von 6 Stunden uſw. herab. Nun würde ich ja den Arbeitern die Verkürzung der Arbeitszeit ſehr gern gönnen, wenn es nur unſere allgemeinen volks⸗ wirtſchaftlichen Verhältniſſe zuließen, und danach müſſen wir uns doch ſchließlich richten. Im übrigen, meine Herren, halte ich es nicht für notwendig, daß wir dieſe Vorlage nun wieder an einen Ausſchuß zurückverweiſen, ſondern ich erkläre, wie ich es ſchon im Anfang meiner Ausführungen getan habe, für meine Freunde und mich: wir lehnen die Ausſchußanträge ab und ſind geneigt, dasjenige zu bewilligen, das der Magiſtrat in ſeinem Beſcheide ausgeſprochen hat. Wir ſehen aus dem Beſcheide, daß der Magiſtrat ſein volles Wohlwollen der Arbeiterſchaft entgegenbringt; dieſes Wohlwollen be⸗ ſitzen wir auch, und wir wollen da dem Magiſtrat zur Seite ſtehen, das zu tun, was er in dieſer Be⸗ ziehung für richtig erachtet hat. (Bravol) Stadtv. Hirſch: Meine Herren, von dem Wohl⸗ wollen iſt noch niemand ſatt geworden. Ich glaube, daß die Arbeiter ſich aus dem Wohlwollen des Magiſtrats und dem Wohlwollen der Stadtverordneten ſehr wenig machen, wenn dieſes Wohlwollen nicht in die Tat umgeſetzt wird. Herr Kollege Becker will nun die Anträge ablehnen und ſich mit dem be⸗ gnügen, was der Magiſtrat bewilligt hat. Ja, meine Herren, das heißt eben: wir bewilligen den Arbeitern nichts, ſogut wie nichts. Darauf habe ich ja in der erſten Leſung hingewieſen. Das, was der Magiſtrat auf unſere Vorſchläge entgegnet hat, iſt eben in keiner Weiſe ausreichend. Herr Kollege Becker ſprach ſich gegen die Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit aus. Er meinte, wir müßten uns nach den allgemeinen volkswirtſchaftlichen Ver⸗