mußite auch unſern Charlottenburger Bürgern zu⸗ erkannt werden. Man wird ſich fragen: warum hat denn die Stadtſynode der Chriſtusgemeinde einen Kirchhof ge⸗ kauft und der Trinitatisgemeinde nicht? Ja, man weiß wohl den Grund nicht ganz genau; er läßt ſich aber vielleicht daraus ſchließen, daß Herr Senats⸗ präſident v. Meyeren Vorſitzender der Berliner Stadt⸗ ſynode und gleichzeitig auch Kirchenälteſter der Chriſtusgemeinde iſt. Es iſt ſchade, daß die Trini⸗ tatisgemeinde nicht auch einen ſo guten Fürſprecher gehabt hat, wie die Chriſtusgemeinde in Herrn v. Meyeren. Dann wäre es ihr vielleicht auch ge⸗ lungen, den Kirchhof durchzudrücken. Meine Herren, die Stadtgemeinde hat ein viel größeres Intereſſe an einem Gemeindefriedhof, als es auf den erſten Blick erſcheint. Die Koſten des Leichentransports nach Stahnsdorf ſind mindeſtens drei⸗ bis viermal ſo hoch wie nach einem hieſigen Kirchhof. Es werden nach Stahnsdorf jedenfalls auch vielmehr Leichen auf Stadtkoſten übergeführt werden müſſen, weil die weniger bemittelten Leute, welche heute die Koſten des Transports noch gerade aufbringen können, dazu ſpäter nicht mehr in der Lage ſein werden. Schon heute ſind die Koſten reichlich hoch, wenn ſie ſich aber noch drei⸗ bis vier⸗ mal erhöhen, werden ſie unerſchwinglich, und der Magiſtrat wird dann für den Leichentransport ſelbſt ſorgen müſſen. Auch die Beerdigungszeiten müßten ganz anders werden. Eine Nachmittagsbeerdigung würde im Winterhalbjahr vollſtändig wegfallen; denn bis eine Leiche in Stahnsdorf ankommt, dauert es drei Stunden. Ebenſo würde das Trauergefolge vollſtändig wegfallen; denn es wäre ja doch nicht möglich, noch dazu wenn man mehreren Beerdigungen beizuwohnen hat, immer nach Stahnsdorf mit⸗ zugehen. Meine Herren, ich kann ja hier keinen Antrag ſtellen, werde mir aber erlauben, nachher bei Punkt 10 Nr. 8 folgenden Antrag Ihnen zur Beſchlußfaſſung zu empfehlen: K Da die Berliner Stadtſynode nicht recht⸗ zeitig für einen Friedhof der Trinitatisgemeinde in Charlottenburg Sorge getragen hat, und das Oberpräſidium innerhalb einer gewiſſen Übergangszeit die Möglichkeit der Anlage eines Gemeindeftiedhofs im Einzelfall offen gelaſſen hat, ſo erſuchen wir den Magiſtrat dringend, ſo ſchnell als möglich von den Aufſichtsbehörden die Genehmigung eines Gemeindefriedhofs zu erlangen, um der ſchreienden Rot und un⸗ billigen Behandlung der geſamten Bürgerſchaft von Charlottenburg abzuhelfen. Bürgermeiſter Matting: Nachdem Herr Stadtv. Protze ſeinen Antrag bis zur Nr. 10 der Tages⸗ ordnung vertagt hat, fällt für mich die Veranlaſſung, hier zu antworten, weg. Ich werde mir erlauben, die Auskunft, die ich erteilen wollte, bei Nr. 10 zu geben. Vorſteher Roſenberg: Ein Antrag auf Be⸗ ſprechung der Anfrage iſt bis jetzt nicht geſtellt. Zum Wort iſt gemeldet Herr Stadtv. Dr. Penzig. (Stadtv. Dr. Penzig: Ich verzichte jetzt auch!) Dann können wir den Gegenſtand verlaſſen. Punkt 5 der Tagesordnung: Mitteilung betr. poſtaliſche Verhältniſſe in Charlottenburg. — Druckſache 494. 259 Berichterſtatter Stadtv. Dr. Penzig: Meine Herren, die Angelegenheit, um die es ſich hier handelt, die poſtaliſche Behandlung unſerer guten Stadt Charlottenburg, iſt bereits eine ziemlich alte. Geſtatten Sie mir zunächſt, gewiſſermaßen einen hiſtoriſchen Rückblick zu werfen. Nachdem die Eingemeindungsfragen endgiltig eingeſargt worden waren, hat ſowohl der Magiſtrat wie auch dieſe Verſammlung ſofort das Bedürfnis empfunden, die Stadt Charlottenburg in poſtaliſcher Beziehung wieder zu ſanieren. Denn es war, wie Ihnen bekannt iſt, durch die mangelnde Bebauung in einem Teile der Stadt, im Südoſten, ohne weiteres ein Stück von Charlottenburg poſtaliſch zu Berlin W. gezogen worden, und dieſer Ubelſtand beſteht heute noch immer fort. Es iſt am 31. Januar 1900 ſchon von meinen engeren Freunden, Marcus und Gen., an den Magiſtrat die Anfrage geſtellt worden: Hat der Magiſtrat bei Inkrafttreten des neuen Poſtgeſetzes Schritte getan, um darauf hinzu⸗ wirken, daß Charlottenburg in allen ſeinen Gebiets⸗ teilen auch poſtaliſch als Charlottenburg bezeichnet wird, und ſind auch noch andere poſtaliſche Ein⸗ richtungen unſerer Stadt als verbeſſerungsbedürftig bezeichnet worden? — Dieſe Frage iſt vom Magiſtrat bejaht worden, und es iſt dann weiter vom Magiſtrat am 16. Auguſt 1902 eine Petition an den Staats⸗ ſekretär des Reichspoſtamtes abgegangen, die dasſelbe forderte, was in der heutigen Vorlage — die, wie ich hoffe, Sie alle geleſen haben, ſodaß ich ſie nicht zu wiederholen brauche — enthalten iſt. Die Ant⸗ wort des Reichspoſtamts vom 4. Dezember 1902 lautete ablehnend. und zwar mit der Begründung. die auch heute uns wieder gegeben wird, daß die in Frage ſtehenden Stadtieile Charlottenburgs zweifellos eine Verſchlechterung ihres poſtaliſchen Verkehrs er⸗ fahren würden, wenn ſie die Bezeichnung Berlin W aufgeben müßten, und daß andrerſeits eine Ver⸗ beſſerung der geſamten Charlottenburger Poſtein⸗ richtungen aus techniſchen Gründen nicht möglich ſei. Es wurde damals auch ſchon vom Reichspoſtamt darauf hingewieſen, daß gewiſſe Kundgebungen gerade aus dem ſüdöſtlichen Stadtteile ſich gegen dieſe geplante Verbeſſerung gewandt hätten, und es iſt tatſächlich bei den Akten ja auch eine Eingabe vom Kommunalverein für die öſtlichen Charlotten⸗ burger Stadtbezirke, der ſich lebhaſt für die Beibe⸗ haltung der alten Einrichtung, daß der Oſten von Charloltenburg zu Berlin W gerechnet werden ſoll, ausgeſprochen hät. Es iſt dann — noch mehr als dies — eine Dankſagung erfolgt vom Haus⸗ und Grundbeſitzerverein Berlin W und der anſtoßenden Gegenden von Charlottenburg und Schöneberg, der für die ablehnende Antwort des Reichspoſtamts an den Magiſtrat dieſem Reichspoſtamt ſeinen liefge⸗ fühlteſten Dank aus)pricht. Es iſt alſo klar, daß hier — wie ſoll ich ſagen? — Gegenſtrömungen, um nicht Quertreibereien zu ſagen, ſtaltgefunden haben, und es iſt ja möglich — ich will das gleich hinzufügen —, daß gewiſſe Intereſſen in jenen Gegenden wirklich für die Beibehaltung der Bezeichnung Berlin W. ſprechen. (Zuruf bei der Freien Vereinigung: Sicher!) Ich kann es aber nicht gerade als ſehr hübſch anſehen, daß diejenigen Herren, die in dieſem Falle die beati possidentes find, die alſo der glücklichen ſchnellen poſtaliſchen Verbindung mit der ganzen Außenwelt ſich erſreuen, wie ſie eben Berlin durch die Natur der Verhältniſſe gegeben iſt, den anderen Stadtteilen Charlottenburgs nicht auch etwas der⸗