artiges gönnen möchten; denn gerade ihr Widerſpruch hat es bis heute verhindert, das das Reichspoſtamt ſich mit dieſer Frage wirklich einmal ernſtlich be⸗ ſchäftigt hat. Es iſt in der Vorlage des Magiſtrats ja darauf hingewieſen, daß das Reichspoſtamt ſich gerade auf dieſe Kundgebungen aus dem Publikum in viel höherem Maße ſtützt, als auf die durchaus offtzielle Eingabe des Magiſtrats der Reſidenzſtadt Charlottenburg, und daß es nicht gerade ſchön iſt, daß die Eingabe des Magiſtrats auf dieſe Weiſe ge⸗ 1 als etwas minderwertiges angeſehen wird. Was die praktiſche Ausgeſtaltung dieſer ganzen poſtaliſchen Neueinrichung betrifft, ſo hat der Magiſtrat in ſeiner neuen Eingabe an das Reichs⸗ poſtamt vom 24. Mai 1904 ſeine urſprüngliche Ab⸗ ſicht, die Poſtämter einfach „Charlottenburg“ nennen zu laſſen, aufgegeben und iſt dem berechtigten Kern jener Anſchauungen, die ich dahin präziſteren möchte, daß es allerdings für mauche Firmen dem Auslande gegenüber ein Intereſſe hatte, daß ſie „Berlin“ mit firmieren konnten, — dieſem berechtigten Kern iſt der Magiſtrat inſofern entgegengekommen, als er nunmehr den Antrag geſtellt hatte, es ſollten doch die betreffenden Poſtämier — es handelt ſich um 2 oder 3 — den Namen „Berlin⸗Charlottenburg“ erhalten, und er iſt ſogar ſoweit gegangen im Intereſſe der Einheit, dann auch die echten alten Charlottenburger Poſtämter gleichfalls mit dem Namen „Berlin⸗Char⸗ lottenburg“ ſchmücken zu laſſen. Auf dieſen Vor⸗ ſchlag iſt das Reichspoſtamt nun ganz und gar nicht eingegangen. Es verweiſt immer wieder, genau wie in der Antwort, die es dem Verein für Handel und Induſtrie hier im Jahre 1902 erteilt hat, darauf, daß die Neugeſtaltung eine Verſchlechterung der Sicherung und der Schnelligkeit des Poſtbetriebes in Eharlottenburg herbeiführen müßte. Wieweit das nun richtig iſt, vermag ja jemand, der die techniſchen Angelegenheiten der Poſt nicht vollkommen beherrſcht, nicht zu ſagen. Wir müſſen uns aber doch fragen, ob es denn wirklich ſo außerordentlich ſchwierig ſein kann, wenn ſchon in den ſämtlichen Zügen, die die großen Linien befahren, Bahnpoſten eingerichtet ſind, wenn in der Bahnpoſt überall ſchon die Berliner Sendungen vorſortiert werden, ſodaß ſie direkt nach Ankunft des Zuges in eigenen Karriolpoſten nach den betreffenden Poſtämtern gefahren werden und dadurch natürlich eine ſchnellere Erledigung finden, warum es denn nicht möglich ſein kann, mit Groß⸗ Berlin einſchließlich Charlottenburg, Scköneberg, Wilmersdorf uſw. ebenſo zu verfahren? Es könnte ſich da doch höchſtens um eine Geldfrage handeln. Nun ſind allerdings unſere Herren Miniſter in Geldfragen ja meiſtens etwas kitzlich; aber ſo über⸗ mäßig viel kann die Sache doch nicht koſten. Es wäre alſo für den einfachen Laienverſtand nicht ein⸗ zuſehen, warum man nicht ſo verfahren ſollte. Ich will hier einmal ein Beiſpiel aus Wilmers⸗ dorf anführen; die Wilmersdorfer ſind ja inſofern noch unglücklicher, als ſie nicht bloß eine Zweiteilung, ſondern eine Vierteilung haben; ſie gehören zum Teil zu Steglitz, zu Schöneberg, zu Charlottenburg und zu Wilmersdorf. Es ging nun ein Fall durch die Zeitungen, daß in Wilmersdorf auf dem poſtaliſchen Steglitz ein Brief mit 5 7% frankiert aufgegeben war nach Steglitz, der dann in Steglitz ordnungsgemäß poſtaliſch mit 15 % Strafe beglichen werden mußte, ein Brief, der alſo von Haus zu Haus getragen worden war. So ſchlimm ſind ja die Verhällniſſe nun bei uns nicht. Wenn aber das 260 anſtalten, wie viele denn von jenen Reichspoſtamt ſich darauf beruft, daß die eigenlichen poſtaliſchen Verhältniſſe in Charlottenburg gan und gar genügend und ausreichend ſeien, ſo miderſpricht Freude der Magiſtrat in der Be⸗ gründung ſeines heutigen Antrages auf Kenntnis⸗ nahme bereits recht entſchieden. Meine Herren, Sie wiſſen alle, die Sie im Geſchäftsleben ſtehen, daß wir uns freilich ſehr als ſchlecht behandelte Bürger von Groß⸗Berlin vorkommen müſſen, und das iſt um ſo bedauerlicher, als gerade bei der großen Be⸗ wegung nach Weſten hin eine ſehr bedeutende Anzahl von Herren und Firmen, die ihre Hauptintereſſen in Berlin haben, doch in Charlottenburg und den anderen Vororten leben, die alſo gezwungen ſind, gewiſſer⸗ maßen etwas früher aufzuſtehen als die Berliner; ſie müſſen ſich früher auf den Weg zu ihren Bureaus machen und ſollten darum erſt recht eine frühere Poſtbeſtellung erhalten als die Berliner, die noch ruhig eine halbe Stunde beim Kaffee ſitzen können, bis ihre Poſt erledigt iſt. Es iſt auch wirklich bei uns nicht alles aufs beſte beſtellt. Unſere Charlottenburger Poſt arbeitet manchmal ſehr viel langſamer als die Poſt nach auswärtigen Gegenden. Es iſt nicht eine Über⸗ treibung, ſondern tatſächlich feſtgeſtellt, daß z. B. ein Brief, den man am Abend hier in Charlotten⸗ burg in einen Poſtkaſten ſteckt, am nächſten Morgen früher in Königsberg in Preußen ausgetragen wird, als in dem benachbarten Berlin. Das liegt ja natürlich daran, daß es hier auf Umwegen durch das Charlottenburger Poſtamt nach Berlin gefahren werden muß. Ebenſo wiſſen die hier in Charlotten⸗ burg erſcheinenden Zeitungen ein Liedchen davon zu ſingen, wie ſie von der Poſtverwaltung behandelt werden. Die hier erſcheinenden Zeitungen, die ihre Poſtabonnenten rechtzeitig mit der Zeitung verſehen wollen und um 2 bis 3 Uhr nachts aufliefern, können ganz und gar nicht darauf rechnen, daß nun ihre auswärtigen Beſteller die Zeitung am nächſten Morgen erhalten, ſondern ſie bekommen dieſe Zei⸗ tungen je nach der Entfernung erſt am Mittage oder am Nachmittage, während ſelbſtverſtändlich dieſelben Verhältniſſe in Berlin ganz und gar anders liegen, ſodaß da alles viel glatter und richtiger geht. Alfo, meine Herren, ich glaube, wir können uns der Begründung des Magiſtrats vollkommen an⸗ ſchließen, und ohne unſern Mitbürgern, die in Char⸗ lottenburg⸗Oſt — ich will nicht ſagen: Berlin W wohnen, zu nahe zu treten, möchten wir ſie doch dringend auffordern, nun ihren Widerſtand gegen dieſe Neueinrichtung fallen zu laſſen, damit dem Reichspoſtamt auch nur der Schein einer ſolchen Begründung endlich genommen werde. Es wäre pielleicht eine gute Aufgabe des Vereins für Handel und Induſtrie, der ja ſchon einmal in dieſer Sache die Initiative ergriffen hat, eine Enquete zu ver⸗ Firmen dort noch ſo außerordentliches Gewicht gerade auf die Be⸗ zeichnung „Berlin W“ legen, und ob ſie ſich nicht mit der Bezeichnung „Berlin⸗Charlottenburg“ ebenfalls vollſtändig einverſtanden erklären lönnten. Ich beantrage alſo, daß wir von dem Brief⸗ wechſel des Magiſtrats mit dem Reichspoſtamt Kenntnis nehmen unter Anerkennung der vom Magiſtrat bisher getanen Schritte, und daß wir den Magiſtrat erſuchen, ſeine diesbezüglichen Beſtrebungen unentwegt weiter in demſelben Siune fortzuſetzen. (Bravol) Stadtv. Gredy: Meine Herren, ich ſchließe mich dem zu meiner