den Ausführungen des Herrn Berichterſtatters voll⸗ ſtändig an (bravol) und ergreife bloß das Wort, um einen Irrtum richtig zu ſtellen, in dem ſich der Herr Berichterſtatter zu befinden ſcheint inbezug auf die Tätigkeit des Kommnunalvereins für die öſtlichen Charlottenburger Stadtbezirke, in deſſen Vorſtand ich mich befinde. Nach meiner Erinnerung hat der Verein in den letzten 4 oder 6 Jahren keine dahin gehende Petition an die Poſt gerichtet, wohl aber vor vielleicht zwei Jahren eine Petition, in der gebeten wurde, daß die Telephonämter in dem Oſten nicht neben der poſtaliſchen Bezeichnung „Berlin⸗W.“ die Telephonbezeichnung „Charlottenburg“ bekämen. Gegen dieſen Widerſpruch haben wir Verwahrung eingelegt, allerdings ohne Erfolg. Ich wollte außerdem noch bemerken, daß mein verehrter Nachbar, Herr Stadtv. Stein, bereits vor vier Jahren im Kommunalverein für die öſtlichen Charlottenburger Stadtbezirke den Vorſchlag gemacht hat, daß die Poſtbezeichnung „Berlin⸗Charlottenburg“ eingeführt würde. Stadtv. Marcus: Ich war immer ſtolz darauf, wenn ich mich mal in Oſterreich, in der Schweiz, ſelbſt in Italien und Frankreich, alſo im Auslande befand und nach Hauſe depeſchieren wollte, daß ich auf dieſe Depeſche als Beſtimmungsort einfach ſchreiben konnte: „Weſtend“. Die Beamten fragten: „Wo liegt das?“ Ich antwortete: „Bitte, ſehen Sie im Regiſter nach!“ — und richtig, Weſtend ſteht als Telegraphenſtation aufgeführt. Es hat mir daher immer eine beſondere Freude gemacht, daß ich von Italien aus einfach adreſſieren konnte: „Marcus, Weſtend, Ahornallee 9“ und die Depeſche richtig beſtellt wurde. Dies wollte ich nur erwähnen, um zu be⸗ weiſen,, daß es immerhin von Wichtigkeit iſt, eine ſo kurze und präziſe Ortsangabe machen zu können. Aber aus dem Briefe des Reichspoſtamtes an den der Verein für Handel und Induſtrie vom Dezember 1902 geht doch nun klar hervor, daß das Poſtamt uns ganz genau die Gründe angibt, aus denen es kaum im Intereſſe der Charlottenburger liegen würde, wenn wir eine Anderung verſuchen. Denn es müßte alsdann die Beſtellung der Briefe ganz anders geleitet werden. Es würden diejenigen Briefe, die jetzt von 7¼ bis 8½ und von 8¾J bis 10¼ Uhr abgetragen werden, dann erſt von 9¼ bis 10½; ferner die von 10/m bis 12 erſt von 11½ bis 1 beſtellt werden uſw.; endlich könnten die Briefe, die im Sommer von 71, bis 8½ abends ausge⸗ tragen werden, erſt am nächſten Morgen zur Aus⸗ tragung gelangen. Ferner ſind einige Beiſpiele angegeben bezüglich der Züge von Erfurt und Leipzig nach Berlin: jetzige Beſtellzeit 7 bis 8 ½. künftige Beſtellzeit 9 ¼ bis 10/½; Frantſler a. M. jetzt Be⸗ ſtellzeit 6½ bis 7¼, künftighin eventuell eine Stunde ſpäter; Hildesheim⸗Berlin: Briefe, die jetzt 6½ bis 7¼ ausgetragen werden, würden erſt am nächſten Morgen zur Ausgabe gelangen. Ferner heißt es in dem Beſcheide: „Alsdann könnten die in der Zeit von 4: bis 5“ vormittags in Berlin mit den wichtigen Packetzügen aus Frankfurt, Thorn, Eiſenach, Dirſchau, Hamburg eingegangenen Päckereien, die jetzt bei der »armittagsbeſteimng ausgetragen werden, erſt bei der Nachmittagsbeſtellung zur Abtragung gelangen“ und ſo weiter. Nun, meine Herren, infolge dieſer ſachlichen Auseinanderſetzung habe ich damals meine Be⸗ mühungen eingeſtellt; denn ich mußte mir ſagen, daß ich dieſe ſo ſpezialiſierten Anführungen der Poſt doch nicht in der Lage wäre zu widerlegen; dazu bedarf es eines erfahrenen Poſtbeamten, der eingehend mit dem ganzen Hergange dieſer Sache vertraut iſt. Nur von einem Sachverſtändigen müßte ich mir Rat holen; aber den hatte ich nicht zur Verfügung. Fernerab verzichtete ich auf weitere Schritte, weil, offen geſtanden, nachdem hier das Reichspoſtamt ſchreibt: zumal Eingaben, z. B. vom Kommunalverein für die öſtlichen Stadtbezirke, vorlagen, in denen um Abwendung dieſer Bezeichnung drin⸗ gend gebeten wurde, ich mir ſagen mußte: gegen dieſes Erſuchen des Vereins der öſtlichen Stadtbezirke iſt nichts zu machen; denn dieſe Herren ſind ſo einflußreich beim Reichs⸗ poſtamt, daß ſie Gewährung unſeres Geſuches jeden⸗ falls verhindern, und daß wir daher weitere Schritte aufgeben müſſen. Mein Erſuchen an den Magiſtrat geht nun aber dahin, die Sache jetzt dennoch freundlichſt weiter zu verfolgen, aber ſich zu dem Zweck von der Poſt — wie, weiß ich allerdings nicht — irgend einen Sachverſtändigen anzunehmen, der dieſe ſpeziellen Angaben des Reichspoſtamts ſachlich zu widerlegen und andere Gegenvorſchläge zu machen im ſtande iſt. (Sehr richtig!) Ich ſtelle mir aber vor, daß durch Einlegung von Karriolpoſten — ſo nennt man ja wohl dieſe kleinen Poſtwagen — die Sache ſich immerhin abändern läßt, und das wohl Mittel und Wege gefunden werden können, um dieſe Verſpätung von 1½ bis 2 Stunden zu vermeiden. Aber dies, glaube ich, wird der einzige Weg zum Reüſſieren ſein, wenn der Magiſtrat die Güte haben will, ſeine Bemühungen fortzuſetzen, und da er ſelbſt ja dieſe detaillierte Antwort an den Verein für Handel und Induſtrie vom 4. November 1902 in den Akten hat, daß er ſachlich unterſuchen läßt, ob ſich gegen dieſe Anführungen des Reichspoſtamts nicht auch ebenſo ſachliche Erwiderungen finden laſſen. Es müßte eben irgend ein Vorſchlag vom Magiſtrat gemacht werden, wodurch dieſe allerdings unan⸗ genehmen Konſequenzen einer verſpäteten Beſtellung vermieden werden. Dies erlaube ich mir dem Ma⸗ giſtrat zur Erwägung anheim zu geben. 2 Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, es liegt mir ſehr viel daran — und ich tue es mit großer Freude —, feſtzuſtellen, daß nach den Erklärungen aus der Verſammlung, insbeſondere auch des Herrn Stadtv. Gredy, mit den Schritten, die der Magiſtrat ins⸗ beſondere in ſeiner letzten Eingabe getan hat, hier in der Verſammlung volles Einverſtändnis herrſcht. (Sehr richtig!) Ich glaube, daß, geſtützt auf dieſe Feſtſtellung und dieſe Proklamation der Verſammlung dem Magiſtrat die weiteren Schritte bei der Reichspoſt⸗ verwaltung doch weſentlich leichter gemacht werden, als ſie bisher geweſen ſind. Es iſt dadurch erwieſen, daß die Unterſtrömungen, die immer wieder hinten herum die Bemühungen des Magiſtrats rückgängig gemacht haben, in der Verſammlung keinen Rückhalt finden. Ich glaube, daß, auf dieſe Unterlagen allein geſtützt, der Magiſtrat ſchließlich auch mit Erfolg ſeine Beſtrebungen fortſetzen wird, während ich be⸗ zweifle — das möchte ich aber nur vorläufig aus⸗ ſprechen, um dem Herrn Stadtv. Marcus nicht heute ſchon eine Zuſicherung zu geben, die wir nachher nicht erfüllen können —, ob der Weg, den Herr Stadtv. Marcus vorſchlägt, gangbar iſt. Denn erſtens iſt mir ſehr zweifelhaft, ob wir einen ſolchen Mann