mit Leichtigkeit zu überwinden ſein. Herr Dr. Penzig hat den Weg ſchon angedeutet; es iſt nicht unſere Sache, dem Reichspoſtamt Vorſchläge zu machen, wie die Poſten einzurichten ſind; das iſt Sache des Reichspoſtamts, ſich darüber den Kopf zu zerbrechen. Aber Sache einer Reichsbehörde, wie ſie das Reichs⸗ poſtamt iſt, iſt es, daß ſie dem, was wir mit aller Energie fordern, was aus dem Bedürfnis der Zeit und aus dem Bedürfnis einer ſo großen Stadt⸗ gemeinde, wie Charlottenburg es iſt, ſich ergibt, daß ſie dem auch Rechnung trägt, (ſehr gut!) und daß ſie ſich nicht in Mißachtung ergeht gegen⸗ über Forderungen, die die Bürgerſchaft ſtellt. (Bravo!) Was ſtellt denn die Reichspoſtverwaltung unſeren Forderungen gegenüber? Wünſche anonymer Leute! Was ſind das für Leute, die ihre Forderungen gegenüberſtellen den Forderungen, die die Bürger⸗ ſchaft und die die Stadt erhebt? Das Reichpoſtamt kommt nicht damit heraus, was das für Leute ſind! Ich meine, wenn ſich eine Behörde zu fragen hat, ob ſie den Bedürfniſſen einer Stadt Rechnung trägt oder nicht, ſo hat ſie auf die berufene Vertretung der Stadt zu hören und nicht auf einen Anonymus, deſſen Wünſche nicht nachgeprüft werden können! (Sehr richtig!) Ich bin in hohem Maße erfreut, meine Herren, daß die Stadtverordnetenverſammlung, wie nach den Erklärungen zu erwarten iſt, einſtimmig dem Ma⸗ giſtrat zur Seite ſtehen wird. Wir werden nicht nachlaſſen in unſeren gerechten Forderungen; die Poſtbehörde wird uns nicht mehr los: wir werden ſie ſo lange bedrängen, bis ſchließlich unſeren ge⸗ rechten Forderungen ihrerſeits entſprochen wird. (Lebhaftes Bravo!) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Penzig (Schlußwort) Ich freue mich, daß der Herr Oberbürgermeiſter eine Lücke in meinen Ausführungen in ſo glücklicher Weiſe ergänzt hat. Allerdings iſt die Steigerung — ich will nicht ſagen: des Lokalpatriotismus, weil das Wort leider einen ſehr ſchlechten Klang hat — aber die Steigerung des Heimatsgefühls etwas, was jedem Charlottenburger Bürger obliegt, und die Erfahrung, die der Herr Oberbürgermeiſter mit den Uberflutungen von Berlin aus gemacht hat, wird ja jeder von Ihnen unterſchreiben können. Herrn Kollegen Gredy verweiſe ich mit ſeiner Bemerkung, daß der Kommunalverein der öſtlichen ſ Charlottenburger Stadtbezirke das nicht geweſen ſei, auf das Reichspoſtamt; denn das Reichspoſtamt iſt allerdings ſo indiskret geweſen, dieſen Verein als den⸗ jenigen zu nennen, der direkt die Bezeichnung Berlin W. zu erhalten wünſcht. Zu einer indirekten Be⸗ ſtätigung dient vielleicht auch der Vorgang vom 27. Juni 1902: Nachdem wir, die liberale Fraktion, im Januar 1900 die Anfrage an den Magiſtrat geſtellt hatten, fragten die Herren Roſtock und Ge⸗ noſſen am 27. Juni 1902 an, ob es richtig ſei, daß Beſtrebungen im Gange ſind, die poſtaliſch unter Berlin W. beſtehenden Stadteile Charlottenburgs von dem Poſtbezirk Berlin abzutrennen. Die Faſſung dieſer Anfrage läßt ja die Möglichkeit zu, daß es den Herren eben auch darum zu tun war. Aber es klingt ein Unterton darunter, als ob man gewünſcht hätte, daß das nicht der Fall ſei. Der Antrag iſt mntden auch ſang⸗ und klanglos zurückgezogen worden. 263 —— Ich meine alſo, wir können uns ganz und gar auf die Seite des Magiſtrats ſtellen. Hoffen wir, daß vielleicht in dem neuen Jubiläumsjahr auch ein⸗ mal eine Reichsbehörde wie das Reichspoſtamt von der vor zweihundert Jahren bereits erfolgten Selbſt⸗ ſtändigkeit der Stadt Charlottenburg gütigſt Kenntnis nehmen wird. Vorſteher Roſenberg: Der Herr Berichterſtatter hat beantragt, von der Mitteilung des Magiſtrats Kenntnis zu nehmen und zugleich den Magiſtrat zu erſuchen, ſeine Bemühungen, die er am Schluſſe ſeines Schreibens vom 9. Dezember 1904 charakte⸗ riſiert hat, unentwegt weiter fortzuſetzen. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit entſprechend dem Antrage des Berichterſtatters.) Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Etatsnummer Ordu. III 1 1 B § für 1904. Druckſache 495. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Die Etatspoſition Ord. II1I — 1 — 1 B 8 für 1904 wird um 500 ℳ verſtärkt. 2. Der Betrag von 500 ℳ iſt aus dem Dispo⸗ ſitionsfonds Ord. 1 — 14 — 1 für 1904 zu entnehmen.) Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. den Bericht des Stadtbanin⸗ ſpektors Kayſer über die Studienreiſe nach Nordamerika. — Druckſache 496. Berichterſtatter Stadtu. Dr. Frank: Meine Herren, es iſt, glaube ich, von Ihnen im Jahre 1903 beſchloſſen, dem Herrn Stadtbauinſpektor Kayſer im Anſchluß an ein Reiſeſtipendium, das ihm vom Miniſterium bewilligt war, einen Zuſchuß zu geben, um eine Reiſe durch die Hauptſtädte der Vereinigten Staaten zu machen, und zwar wurde der Antrag des Magiſtrats hier in der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung noch dahin ergänzt, daß der urſprüngliche Reiſe⸗ plan, den Herr Bauinſpektor Kayſer aufgeſtellt hatte, weiter ausgedehnt werden ſollte auf St. Louis, da⸗ mit er die großen Umſchlagsplätze am NRiſſiſſippi und Miſſouri auch noch beſuchen und über den dorti⸗ gen Verkehr ſowie die Vorbereitungen zur Weltaus⸗ tellung uns berichten könnte. Es iſt uun jetzt vom Stadtbauinſpektor Kayſer ein höchſt intereſſanter und umfangreicher Bericht erſchienen. Nur mit Rückſicht auf die ſehr vorgerückte Zeit und die große Tages⸗ ordnung, die noch vor uns liegt, geſchieht es, daß ich nicht näher auf denſelben eingehe. Ich will nur kurz erwähnen, daß Herr Bauinſpektor Kanſer die Städte Neuyork, Philadelphia, Baltimore, Waſhing⸗ ſon, Pittsburg, St. Louis, Chicago, San Francisco, Buffalo, Boſton und dann wieder Neuyork inner⸗ halb 8 Wochen, vom 14. September bis 20. Novem⸗ ber, beſucht und von dort, wie geſagt, ein ſehr reiches Material mitgebracht hat. Ich greife aus dem Bericht mit ein paar Worten das heraus, was uns hier in Charlottenburg ſpeziell intereſſiert, und das find namentlich drei Punkte. Herr Kayſer erwähnt inbezug auf die elektriſche Bahn, daß die unterirdiſche Stromzuführung ſich drüben in verſchiedenen Städten, namentlich Waſhin⸗ 1on, ſehr gut bewährt habe. Ich möchte nicht, daß