und kann als Fachmann Ihnen nur empfehlen, die Vorlage anzunehmen. Stadtv. Baake: Meine Herren, ich bin einiger⸗ maßen verwundert, daß der Herr Berichterſtatter nicht wenigſtens beantragt hat, die Vorlage einem Ausſchuß zu überweiſen. Er mutet uns zu, zu dieſer Vorlage ohne weiteres Ja und Amen zu ſagen. Er hat dabei behauptet, daß die Stadtgemeinde einen außerordentlich günſtigen Vertrag abgeſchloſſen hat. Ich muß ſagen, ich bin erſtaunt, daß angeſichts dieſes Vertrages eine ſolche Behauptung aufgeſtellt werden kann. Der Vertrag lautet in der Hauptſache ſo, daß für die erſten 5 Jahre ein Mietszins von 32 000 ℳ gezahlt werden ſoll. Das ſind doch nicht 7200 ℳ jährlich, ſondern bedeutend weniger! (Zurufe.) Denn 5 geht in 32 6 mal. (Zurufe: 36 0001) — Alſo es iſt etwas mehr. Aber es kommt dabei auch inbetracht, daß der Mann, der hier als Pächter genommen werden ſoll, auch die Wohnung geliefert bekommt. Dieſe Wohnung von 6 Zimmern mit Warmwaſſerheizung iſt in Charlottenburg in dieſer Gegend unter 2000 ℳ pro Jahr abſolut nicht zu haben. Das heißt alſo, die 10 000 ℳ, die der Mann für die Wohnung ſonſt bezahlen würde, müſſen von dem eigentlichen Ertrag des Ratskellers abgehen, ſodaß nur 26 000 ℳ, alſo pro Jahr etwas mehr als 5000 ℳ herauskommen. Nun muß ich ſagen: dieſe Summe iſt außerordentlich gering, wenn man die Pachten ſich anſieht, die andere Gaſtwirte zu zahlen haben Denken Sie daran, daß die Haaſe⸗ Brauerei, die am Tiergarten ein Gebäude auf ſtädtiſchem Grund und Boden hingeſetzt hat, 30000 ℳ glaube ich, jährlich bezahlt! Denken Sie an die Pachten, die andere Gaſtwirte hier am Ort für derartige Lokale bezahlen. Ja, ich will behaupten, eine Eckdeſtillation koſtet in Charlottenburg 4—5000 ℳ— jährlich Miete, das heißt alſo etwa ebenſo viel, wie der Ratskellerpächter für das Lokal zahlen würde. Es iſt weiter nicht einz uſehen, weshalb denn gerade der Ratskellerpächter im erſten Jahre keine Miete zu entrichten hat. Gerade im erſten Jahre wird der Zulauf zum Ratskeller ſehr groß ſein. Jeder Charlottenburger wird doch wenigſtens ein⸗ mal im Ratskeller geweſen ſein wollen, (Heiterkeit) um zu ſehen, wie es dort ausſieht. Schließlich, meine Herren, — von Kleinigkeiten will ich ſchweigen, z. B. von dem lapsus calami in der Begründung, wo dem Herrn Heyne zum Lobe geſagt wird, daß er ein vom „beſſeren“ Publikum ſehr beſuchtes Reſtaurant in der Haſenheide betreibe — will ich noch auf eine merkwürdige Beſtimmung in § 15 aufmerkſam machen, die von den Rats⸗ regieweinen handelt. Es lautet nämlich der vierte Abſatz: 16 Für den Fall, daß der Magiſtrat eigene Weine beſchafft, ſind die Mieter verpflichtet, dieſe Weine vom Magiſtrat zu beziehen und unter der Bezeichnung „Ratsweine“ mit einem Aufſchlage von 33½ % — dreiunddreißig ein Drittel Prozent — in ganzen oder halben Flaſchen eeer Für Weine, welche Mieter vom Magiſtrat zu einem Preiſe von 1,50 ℳV oder darunter pro Flaſche beziehen, ſind ſie berechtigt, einen Zuſchlag von 50 % — fünfzig Prozent — zu nehmen. 24 Das heißt alſo: der Mann, der nicht viel im Beutel hat, aber auch einmal ein Glas Regiewein im Ratskeller trinken will, wird für ſeine Armut beſteuert. Daß das bei den Weinen ſein ſoll, die vom Magiſtrat ſelbſt beſchafft werden und nun Regieweine heißen ſollen, erſcheint doch von einem merkwürdigen ſozialen Geiſt eingegeben. Nun möchte ich fragen, weshalb der Magiſtrat denn nicht eine öffentliche Ausſchreibung über die Verpachtung des Ratskellers gemacht hat, und ich möchte auch gern etwas Näheres hören, weshalb man gerade auf die Herren Karl und Otto Heyne gekommen iſt. Soviel ich weiß — ich weiß es nur aus der Vorlage — betreibt der eine Herr ein Reſtaurant in der Haſenheide in Berlin. Von dieſem habe ich gehört, daß er der Schwiegerſohn eines früheren Stadtverordneten iſt. Aber ſonſt haben die Herren keine Verbindung mit Charlottenburg ſelber, und ich wundere mich, daß zur Pacht des Ratskellers ſich kein Charlottenburger Gaſtwirt ge⸗ funden hat. Prinzipiell lehnen wir die Verpachtung des Ratskellers überhaupt ab. Wir hätten es für richtiger gehalten, wenn der Magiſtrat dem Vorbild der Stadt Wien gefolgt wäre. Die Stadt Wien hat in ihrem Rathauſe unten auch einen großen Wirtſchaftsbetrieb; es wird nur Wein verſchänkt; dort werden ſämtliche Weine von der Stadt geliefert; der Pächter über⸗ nimmt die Weine gegen ein geringes Aufgeld zum Vertrieb; ebenſo iſt die Küche beſonders verpachtet; auch da hat der Magiſtrat genaue Vorſchriften er⸗ laſſen über die Höhe der Preiſe; er hat dafür geſorgt, daß man für 25 und 30 Kreuzer ein warmes Abendbrot im Ratskeller findet. Was die Stadt⸗ verordnetenverſammlung von Wien kann, ſollte die Charlottenburger Stadtverwaltung ſchließlich auch noch können. Das ganze Syſtem der privaten Vermietung des Ratskellers paßt uns nicht. Der Magiſtrat müßte andere Vorſchläge machen, in denen der Gedanke des Regiebetriebes mehr zum Ausdruck kommt als in dieſer Vorlage. Stadtv. Dr. Riel: Meine Herren, meine Freunde haben gleichfalls recht ſorgſam dieſen Vertrag durch⸗ geprüft; aber auf die Bedenken, die der Herr Stadtv. Baake angeregt hat, ſind wir nicht gekommen. Wir haben uns geſagt, daß der Mietspreis ſo, wie er hier hier vereinbart iſt, nicht gerade ein erſchütternd hoher ſei — das wird natürlich niemand behaupten wollen —, aber das Unternehmen deſſen, der dieſen Ratskeller pachtet, iſt doch durchaus lein ſolches, von dem man von vornherein annehmen muß, es würde einen ſehr hohen Gewinn abwerfen. (Sehr richtig!) Wir haben zunächſt das Recht, nach Ablauf der Mietszeit zu ſagen: die Sache geht ja wider Er⸗ warten — oder nach unſerem Wunſch, je nach dem Standpunkt, auf dem man ſteht — ſo gut, daß wir nunmehr zu den früheren Bedingungen dir die Sache nicht mehr überlaſſen können. Und iſt die Sache wirklich ſo glänzend, ſo werden die Leute voraus⸗ ſichtlich einen weit höheren Mietspreis gern bewilligen. (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Stimmt ja nicht! Iſt ja nicht richtig! Auf zehn Jahrel) — Ja, wie geſagt, es iſt dann auch gleich die Hälfte mehr! Wenn ich mich recht entſinne, iſt die höchſte Rate 10 000 ℳ, und nachher geht es bis auf 15 000 . (Stadtv. Baake: 12 000 ℳcl) Alſo 12 000 ℳ. Nun, ich glaube, wenn wir nach zehn Jahren auf weitere fünf Jahre dann