Borlage ab. Ehe ich derartig verkümmerte Rechte 8. der Hand des Miniſters in Empfang nehme, ll ich lieber gar keine haben. Und nun, meine Herren, was iſt denn die Kompenſation, die uns für unſere Rechte geboten vird? Mit Recht hat Herr von Liszt geſagt: das ſätten wir ja doch ſchon früher haben können. Im Fahre 1898 konnten wir es ja haben; da wurde es uns ja ſchon angeboten: Kinder, zwiſchen uns ſoll tiefſte Friede herrſchen, aber gebt uns den geiſtlichen! Meine Herren, wer überhaupt einlenken wollte, der hätte es damals tun müſſen. Da waren uns noch keine Rechte genommen, da hatten wir die Dienſtanweiſung von 1882, wo ſtatt des Kreisſchul⸗ inſpektors wir als Aufſichtsorgan der Regierung ge⸗ ſtanden haben. Dann waren wir doch noch etwas. nd was ſind wir denn heute? Heute fallen wir m für garnichts, für die Anerkennung, daß wir die ienſtvorgeſetzte Behörde der Rektoren ohne jede ſtechte ſind. Das werden Sie doch nicht tun! Aber gavon ganz abgeſehen, meine Herren. Ich perſönlich rde mich auf einen Handel in dieſen Punkten rhaupt nicht einlaſſen. Für mich ſteht ein viel u wichtiges Prinzip auf dem Spiele. Ich muß em Herrn Otto beſtreiten, daß er der einzige ge⸗ veſen iſt, der damals die Sache zur Sprache ge⸗ racht hat. Ich war der Referent und als ſolcher katurgemäß der frühere Redner; ich habe es auch rüher zur Sprache gebracht und ganz entſchieden ur Sprache gebracht. Ich habe geſagt: wir haben ms auf den Standpunkt geſtellt, wir, die Schul⸗ eputation, daß es nicht richtig iſt, der Geiſtlichkeit men weiteren Einfluß, als ſie bisher ſchon hat, auf ie Erziehung der Jugend einzuräumen. Das hatte ohl Herr Otto überſehen, als er ſagte, er habe erſt dieſen Standpunkt vertreten. Meine Herren, ich vertrete den Standpunkt heute noch, und ich bitte Sie: brechen Sie nicht mit dem Prinzip, daß uns bisher gut bekommen iſt! Es heißt nicht etwa die eligion verneinen, wenn ſie ſagen: wir wollen den influß der Geiſtlichkeit auf die Schuie nicht ver⸗ ärken. Nur eines heißt es: die Religion hat zwar me wichtige Aufgabe bei der Volkserziehung zu er⸗ llen, aber ſie gehört nicht als Lehrgegenſtand an Schule. Die Religion als Lehre von der Er⸗ ntnis der höheren Dinge darf nicht dem Staats⸗ ck untergeordnet und damit aus der ihr gebührenden llung verdrängt werden. Und aus dieſer prin⸗ ellen Anſchauung heraus muß ich mich gegen die ufnahme des Geiſtlichen ausſprechen. Geſtatten ie, daß ich Sie auf eine Nation hinweiſe, über elche wir uns bis vor Kurzem hocherhaben dünkten. ch habe neulich Gelegenheit gehabt, aus amtlichen uellen eine Auseinanderſetzung zu leſen uber die ortſchritte auf dem Gebiete des Schulweſens in Fapan. Dieſe Nation hat die 8⸗klaſſige Schule, und )0 % der geſamten die Schule beſuchenden Kinder rreichen das Lehrziel der Schule. Aber das iſt auch ſapan, dasjenige Land, das mit Stolz in das amtlich rausgegebene Buch hineinſchreibt: auf unſeren ulen iſt auch kein Unterricht in der Religion, dern nur in der Ethik. Ich ſehe demnach nichts, was uns veranlaſſen könnte, den Handel mit der Königlichen Regierung, bei dem uns nichts geboten wird als das Bekenntnis unſerer Ohnmacht, abzuſchließen. Es werden andere Zeiten kommen, andere Präfidenten und andere Miniſter, und die nach uns hier in der Verſammlung ſitzen, könnten ſchwere Vorwürfe gegen uns erheben, daß wir eines der wichtigſten Rechte der Selbſt⸗ —— 25 —— verwaltung aus der Hand gegeben haben. Es iſt etwas anderes, ſich vorübergehend zu Märtyrern machen zu laſſen oder ſich vorübergehend Rechte ver⸗ kümmern laſſen zu müſſen, als dieſe Rechte im Wege eines Handels aus der Hand zu geben und noch dazu eines ſo beſchämenden Handels, wo man nicht einmal einen Gegenwert erhält. Hinſichtlich der Stellung des Herrn Otto muß ich ſagen: ich erkenne an, daß man jederzeit berechtigt iſt, ſeine Meinung gegen früher zu ändern, und daß man nicht ohne weiteres deswegen jemanden verdammen ſoll. Aber das, was Herr Otto, der ſich damals ſo entſchieden gegen die Aufnahme des Geiſtlichen ausgeſprochen hat, heute hier anführt für die Aufnahme, war wenigſtens mich zu überzeugen abſolut nicht geeignet. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Was man allenfalls aus ſeinen Ausführungen als weſentlich hätte betrachten können, war, daß die Macht des Geiſtes doch ſo groß iſt, daß ſie durch den einen Geiſtlichen in der Depntation nicht ge⸗ brochen werden kann. Wenn Herr Otto vor einem Jahr den entgegengeſetzten Standpunkt vertrat, ſo muß ich demnach annehmen, daß ſich die Macht des Geiſtes außerordentlich raſch entwickelt; in einem Jahre hat ſie die rapide Vorwärtsbewegung gemacht, die Herrn Otto ſo ganz anders denken läßt als früher. Ich bitte Sie, meine Herren: machen Sie dieſen Umſchwung nicht mit! Zeigen Sie prinzipiell, wie energiſch Sie noch auf dem Standpunkte ſtehen, der uns am 28. Oktober 1903 ſo erfreulich vorgekommen iſt! Laſſen Sie ſich nicht auf Kompromiſſe ein mit der Regierung, ſondern lehnen Sie die Vorlage ab, ohne ſie an einen Ausſchuß zu verweiſen! (Bravo!) Stadtv. Hirſch: Meine Herren, ich kann mich nach den vorzüglichen Ausführungen des Herrn Kollegen Buka und des Herrn Kollegen Dr. von Liszt verhältnismäßig kurz faſſen. Ich bedaure nur, daß Herr Dr. von Liszt nicht im Namen ſeiner ganzen Fraktion geſprochen hat. Wäre das der Fall ge⸗ weſen, ſtänden ſeine Freunde geſchloſſen hinter ihm, dann brauchten wir uns überhaupt nicht lange mit dieſer Vorlage zu beſchäftigen, dann könnten wir ſie heute gleich ohne Kommiſſionsberatung ab⸗ lehnen. So wird ja leider eine Kommiſſions⸗ beratung von Ihnen beſchloſſen werden. Meine Herren, ich möchte zunächſt auf einen Punkt aufmerkſam machen, auf den bisher keiner der Herren Vorredner eingegangen iſt. Der Magiſtrat hat uns ſeinerzeit mitgeteilt, daß er be⸗ ſchloſſen hat, bei dem Miniſter Beſchwerde zu erheben. In der neuen Vorlage teilt er uns nun mit, daß er von der Beſchwerde Abſtand genommen hat, und zwar aus dem Grunde, weil er ſich in Unterhandlungen mit dem Herrn Regierungspräſidenten eingelaſſen hat, weil eine gemeinſame Sitzung zwiſchen Herren vom Magiſtrat und dem Regierungs⸗ präſidenten ſtattfand. Dazu war der Magiſtrat formell zweifellos befugt. Aber ich glaube, daß es nicht im Sinne der Mehrheit der Stadtverordneten⸗ verſammlung gelegen hat, wenn er plötzlich einen ganz anderen Beſchluß gefaßt und von der Be⸗ ſchwerde Abſtand genommen hat. Ich möchte an den Magiſtrat die Anfrage richten, ob er keine triftigen Gründe für ſein Verhalten hat. Den Grund, den er hier angeführt hat, kann ich meiner⸗ ſeits als ſtichhaltig nicht anerkennen. Ich bedaure das namentlich, da dieſer Vorgang. dieſes Ver⸗ handeln mit dem Regierungspräſidenten, auch anderen