40 wir kommen nicht vorwärts, — dieſer Einwurf erſcheint mir unberechtigt. Meine Herren, in den Akten iſt ein Schreiben des Herrn Regierungspräfidenten das hat einen Paſſus, wenn Sie den hören, — Herr Kollege v. Liszt ſagt: „Jawohl!“; er weiß ſchon, welchen Paſſus ich meine — dann werden Sie den Kopf ſchütteln und . 4. eine Ausſchußberatung hat wirk⸗ lich keinen Zweck. Es heißt darim nämlich: Ich bitte, — der Herr Regierungspräſident ſchreibt das — der letzteren h. der Stadtverordnetenverſammlung namentlich keinen Zweifel darüber zu laſſen, daß ich außer ſtande bin, dem Herrn Miniſter gegenüber für etwaige weitergehende Wünſche einzutreten, (hört, hört!) 90 hören Sie nur bis zum Schluſſe, Herr Kollege 90l31 — 7 und daß ich deshalb eine die jetzigen Vorſchläge ablehnende oder weſentlich abändernde Beſchluß⸗ faſſung der Stadtverordnetenverſammlung als eine Ablehnung meines Vermittlungsverſuchs würde anſehen müſſen. (Hört, hört!) Meine Herren, als ich in dem Studium der Akten bis zu dieſem Brief gekommen war, war ich geneigt, die Akien zuzuklappen und zu ſagen: na, dann hilft es allerdings wirklich nichis. Ich habe meinen Augen kaum trauen wollen; aber es war doch Tat⸗ ſache: die Geſchäftsanweiſung, wie Sie Ihnen jetzt vorliegt, iſt in einem weit ſpäteren Stadium der Verhandlung zu ſtande gekommen und zeigt gegen⸗ über der Geſchäftsanweiſung. auf die ſich dieſes Schreiben bezieht, erhebliche Fortſchritte; (Hört, hört!) Meine Herren, ich entnehme daraus, daß die Wucht ſachlicher Auseinanderſetzungen auf den Herrn Re⸗ gierungspräſidenten ſo gewaltig eingewirkt hat, daß er geſehen hat: er muß von ſeinem Standpunkt abgehen; und ich verſpreche mir davon, daß nun Magiſtrat und Stadtverordnete gemeinſam prüfen und eventuell zu Vorſchlägen kommen. die noch weiter gehen, den⸗ ſelben erfreulichen Erfolg. Ich meine alſo, auch aus dieſem Geſichtspunkt empfiehlt es ſich, unter allen Umſtänden auf eine Ausſchußberatung einzugehen. Meine Herren, ich will, indem ich dieſe Haupt⸗ frage durchaus in den Vordergund rücke, noch einzelne kleine Fragen, die mich perſönlich angingen, nur nebenher erwähnen. Der Herr Kollege Buka hat gemeint, daß nach meinen Ausführungen die geiſtige Entwicklung und er hat das nicht ungeſchickt gemacht — innerhalb ungefähr eines Jahres eine gewaltige geweſen ſein müſſe. Meine Herren, man könnte das ſo auffaſſen, als ob es eine Spitze gegen meine eigene geiſtige Entwicklung hätte ſein ſollen. Für dieſen Fall Herr Kollege Buka ſchüttelt mit dem Kopf; ich freue mich, das feſtſtellen zu können wollte ich nur darauf hinweiſen, daß ich bereits am 28. Oklober 1903 bezüglich der Frage des Geiſtlichen den Standpunkt eingenommen habe, den ich heute einnehme. (Zuruf des Stadtv. Hirſch.) Herr Kollege Hirſch ſagt: Nein. Das iſt von Herrn Kollegen Hirſch ſehr vornehm ausgedrückt. In der Debatte hat er ſich dieſer Vornehmheit gerade nicht befliſſen; (Heiterkeit) er hat mir gegenüber den Ausdruck gebraucht: „Daß Herr Kollege Otto bei ſeiner Meinung nicht auf die — d. Dauer bleiben würde, war mir klar; daß der Umfall ſo bald eintreten würde, hatte ich nicht erwartet.“ (Heiterkeit. Zuruf des Stadtv. Hirſch.) — Meine Herren, Herr Kollege Hirſch ruft mir zu: das iſt ſehr höflich. Er iſt vielleicht in Dresden geweſen; (große Heiterkeit) dagegen iſt es allerdings höflich. Es iſt ſonſt aber unter gebildeten Menſchen und vor allem in dieſem Kreiſe und in dieſem Saale nicht nur nicht höflich, ſondern auch nicht üblich, in dieſer perſönlichen Weiſe Verdächtigungen auszuſprechen, beſonders wenn man 5 für dieſe Verdächtigungen auch den Schimmer eines Beweiſes ſchuldig bleibt. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg (den Redner unterbrechend): Herr Kollege Otto, ich glaube, Sie⸗ ſind in Ihrer letzten Außerung etwas zu weit gegangen. Sie haben geſagt, es ſei unter gebildeten Leuten nicht üblich, in der Weiſe vorzugehen, wie es Herr Kollege Hirſch getan hat. Das dürfen Sie einem Stadtverordneten gegenüber nicht ſagen. Berichterſtatter Stadtu. Otto, (fortfahrend): Ich muß mich dem Eingreifen unſeres verehrten Herrn Vorſitzenden fügen. Dann werde ich ſagen, daß es nach meiner Kenntnis bisher unter gebildeten Leuten nicht üblich war. Ich glaube, damit nehme ich eine mangelhafte Kenntmis, die mir in dieſen Umgangsformen etwa anhaftet, auf mein eigenes Konto. (Heiterkeit und lebhaftes Bravo.) Stadtu. Hirſch (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, ich möchte Herrn Kollegen Otto gegenüber erklären, daß es mit der Wahrheit ſchwer in Einklang zu bringen iſt, wenn er mir vorwirft, eine Verdächtigung gegen ihn ausgeſprochen habe. Ich habe lediglich meine Anſicht dahin geäußert, daß ich mir von vornherein darüber klar war, daß Herr Kollege Otto bei ſeiner Anſchauung vom 28. Okto⸗ ber 1903 nicht beharren würde. Dieſe Anſicht habe ich mir aus meiner langjährigen Bekanntſchaft mit Herrn Kollegen Otto allerdings dilden müſſen. Darauf beharre ich auch noch. 4 Wenn Herr Kollege Otto mir Mangel an vor⸗ nehmen Ton vorwirft, ſo habe ich angeſichts der Tatſache, daß ich meine Ausführungen machen konnte, ohne daß ich dem Herrn Vorſteher Gelegenheit gab, einzugreifen, (Heiterkeit) während Herr Kollege Otto zu einem ſcharfen Tadel Veranlafſung gab, keinen Grund, darauf zu erwidern. (Erneute Heiterkeit und Bravo!l) Vorſteher Roſenberg: Es iſt von dem Herrn Referenten beantragt worden, einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern einzuſetzen. Hierüber iſt in geſchäfts⸗ ordnungsmäßig vorgeſchriebener Weiſe namentliche Abſtimmung beantragt worden. Ich bitte diejenigen Herren, welche für Einſetzung eines Ausſchuſſes ſind, mit Ja, und diejenigen, weiche gegen den Ausſchuß⸗ antrag ſind, mit Nein zu ſtimmen. (Der Namensaufruf erfolgt. Es ſtimmen mit Ja die Stadtv. Becker, Bruns, Callam, Dr. Crüger, Döbler, Dr. Frentzel, Gredy, Heim, Heimann, Heinzelmann, Heiſe, Dr. Hubatſch, Kaufmann, Leben⸗ Lingner, Marcus, Mehl, Mittag, Dr. Mommſen, Olbrich, Otto, Platz, Protze, Rackwitz, Dr. Riel, daß ich irgend