S 2 51 bleiben alſo nur bei 23 d. i. weniger als 50 Arbei⸗ tern die Vorausſetzungen des Wahlrechtes beſtehen. Auf die Schwierigkeiten, die bei den geſchilderten Verhältniſſen entſtehen, möchte ich jedenfalls noch einmal hingewieſen haben. Ich kann unter dieſen Umſtänden keinesfalls heute ſchon die Erklärung ab⸗ geben, daß der Magiſtrat ohne weiteres dem Antrage wird zuſtimmen können. Was nun endlich den letzten Antrag betrifft, die anderweitige Regulierung der Überſtundenarbeit, ſo möchte ich umgekehrt meinen, daß der Magiſtrat die⸗ ſem Antrage gegenüber ſich nicht wird ablehnend verhalten, zumal wenn er in derſelben Majorität im Plenum gefaßt wird, wie es im Ausſchuß der Fall geweſen iſt. Es läßt ſich ja nicht leugnen, daß für diejenigen Beurteiler und Kritiker, die unſerer Ver⸗ waltung fern ſtehen, oder die ſie in ein ungünſtiges Licht ſtellen wollen, es ſehr leicht iſt, zu erklären, wir machten aus einem zehnſtündigen Arbeitstag einen elfſtündigen. Daß das nicht der Fall iſt, das weiß derjenige, der in unſerer Verwaltung ſteht, ganz genau. Aber es wäre wohl möglich, daß unſere Beſtimmungen in dieſer Weiſe ausgelegt werden, und das würde allein ſchon Grund genug für uns ſein, die Be⸗ ſtimmung, die ſich nach unſerer Auffafſung allerdings ſonſt recht gut bewährt, wieder preiszugeben, zumal man ja mit anderen Beſtimmungen vielleicht auch ganz gut wird auskommen können. Hervorheben möchte ich allerdings auch hier, daß es nicht ohne weiteres in der Weiſe, wie es der Ausſchuß beſchloſ⸗ ſen hat, wird gemacht werden können, ſondern daß der Magiſtrat ſich wird vorbehalten müſſen, Aus⸗ führungsbeſtimmungen zu erlaſſen, wie ſie z. B. auch in den Beſtimmungen über die Anſtellung und Ver⸗ ſorgung der Arbeiter in Frankfurt a. M. enthalten ſind, wo es heißt: „Zeiträume bis zu einer Viertelſtunde werden hierbei nicht berechnet, ſolche von einer Viertel⸗ bis zu einer halben Stunde als eine halbe, von einer halben bis zu einer Stunde als 1 Stunde.“ — Selbſtverſtändlich kann man unmög⸗ lich, wenn um 5 oder 10 Minuten die Arbeitszeit überſchritten wird, die Stunde voll bezahlen, zumal noch mit einem Aufſchlag von 25 %. Alſo derartige Ausführungsbeſtimmungen ſind notwendig, und ich möchte gleich ankündigen, daß der Magiſtrat ſolche unter allen Umſtänden erlaſſen wird. Stadtv. Hildebrandt: Meine Herren, ich würde mich kaum zum Worte gemeldet haben, wenn nicht ſeitens des Herrn Stadtv. Dr. Spiegel eine Außerung gefallen wäre, die diejenigen Herren, die aus dem Militär kommen, tief verletzen mußte. Das war die Außerung, daß von dem Guten der militäriſchen Organiſation das Allerſchlechteſte und ſchlechter als alles das Beſchwerdeweſen wäre. Wir haben hier in dieſem Saal noch nicht ein einzigesmal irgend ein Metier oder einen Beruf beurteilt, wir haben noch nicht ein einzigesmal darüber ein Urteil gefällt, welche Fehler dieſes oder jenes Metier oder dieſer oder jener Beruf hat. Es iſt, glaube ich, hier durchaus nicht üblich geweſen, daß über irgend ein Metier abfällig geurteilt worden iſt, und das hat Herr Dr. Spiegel in ziemlich ſtarkem Maße getan. Ganz abgeſehen davon aber, meine Herren, glaube ich, daß, wenn die Feuerwehrleute hier hören, daß ihre Beſchwerden, da ſie ein militäriſches Korps oder nach militäriſcher Art ausgebildet ſind, ſehr ſchwer anzubringen ſeien, ſie das nur gegen ihren jetzigen Beruf einnehmen kann; ſie werden ſich von vornherein ſagen: du wirſt ja nie Recht bekommen, du biſt ja hier im militäriſchen Korps. Ich glaube alſo, daß auch nach dieſer Richtung hin der Ausſpruch des Herrn Dr. Spiegel hier durchaus nicht am Platze war. Das war das, was ich zu bemerken hatte. Vorſteher Roſenberg: Ih habe zu Ihren Worten, Herr Stadtv. Hildebrandt, zu bemerken, daß, wenn Sie anderer Anſicht ſind wie Herr Stadtv. Dr. Spie⸗ gel hinſichtlich der Verhälmiſſe, die Sie und er be⸗ rührt haben, es Ihr Recht war, das hier auszuführen. Das haben Sie auch in Ihren letzten Worten getan. Was aber den erſten Teil Ihrer Ausführungen betrifft, ſo muß ich bemerken, daß Herr Stadtv. Dr. Spiegel die von der Ordnung, die in dieſem Saal zu herrſchen hat, gezogenen Grenzen nicht überſchritten hat. Stadtv. Dr. Crüger: Meine Herren, die Mit⸗ glieder des Ausſchuſſes werden von der Rede des Herrn Kollegen Hirſch wahrſcheinlich nicht überraſcht geweſen ſein; denn er hat bereits die Freundlichkeit gehabt, uns im Ausſchuß darauf hinzuweiſen, daß er die Art und Weiſe, wie der Ausſchuß zu der Magiſtratsvorlage Stellung genommen habe, benutzen wollte, um hier in der öffentlichen Verſammlung einmal ein offenes Wort zu ſprechen, damit die Offentlichkeit Kenntnis davon bekommt, was wir eigentlich alle für rückſtändige Leute in der Kommune Charlottenburg ſind; das ſollte mal jetzt vor der Offentlichkeit klargeſtellt werden, es wäre eine gute Gelegenheit, die Angelegenheit vor das Forum der Offentlichkeit zu bringen. Nun, ich muß geſtehen, meine Herren, daß ich eigentlich außer⸗ ordentlich enttäuſcht geweſen bin über den Haupt⸗ ſchlag, den der Kollege Hirſch hier geführt hat. Wenn er weiter nichts vorbringen kann, als die alten, nun, ſagen wir — abgetanen Redewen⸗ dun gen, indem er hier behauptet, es fehle der Kommune und ihren Mitgliedern, der Stadtverord⸗ netenverſammlung, dem Magiſtrat das nötige ſoziale Empfinden, ſie haben für die Wünſche der Arbeiter kein Verſtändnis: meine Herren, ich glaube — er ſelbſt natürlich glaubt es, ſonſt würde er es nicht geſagt haben —, die Arbeiter in den ſtädtiſchen Be⸗ trieben werden doch wahrſcheinlich nur ein Lächeln dafür haben, es ſei denn, daß man von gewiſſer Seite die Unzufriedenheit künſtlich ſchürt. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Den Arbeitern gerade der Kommune Charlottenburg vorreden zu wollen, daß die Kommune kein ſoziales Empfinden hat, — da muß man tatſächlich die Dinge auf den Kopf ſtellen, (ſehr gut!) man muß einfach alles das negieren, was im Laufe der Jahre, ich kann wohl ſagen: Jahrzehnte ſeitens der Kommune geleiſtet worden iſt! Herr Kollege Hirſch hat allerdings gemeint, die Kommune Charlotten burg ſei ebenſo wenig vorgeſchrit⸗ ten als andere Kom munen! Nun, damit hat er ſeinem Wiſſen kein glänzendes Zeugnis ausgeſtellt. Denn wenn er ſich mehr mit vieſer Materie be⸗ ſchäftigt hätte — angeblich hat er ſich ja viel damit beſchäftigt —, ſo müßte er doch wiſſen, daß nach manchen Richtungen die Arbeiter gerade hier in Charlottenburg Vergünſtigungen genießen, auf die die Arbeiter anderer Kommunen wahrſcheinlich mit ganz erheblichem Neid blicken. Ich darf wohl be⸗ haupten, daß die Stadt Charlottenburg in erſter Reihe gerade auf dem Gebiete der ſozialen Fürſorge für die Arbeiter marſchiert.