bis zu der Kennzeichnung der Ernennung eines Aus⸗ ſchuſſes. Es gehört das ja zu den Gepflogenheiten der Herren, beſonders des Herrn Kollegen Hirſch — er hat ein ganz beſonderes Talent, in der Seele ſeiner Kollegen zu leſen, und weiß in der Regel beſſer, wie es in deren Innern ausfieht, als dieſe ſelbſt, wenigſtens behauptet er es zu wiſſen, und ſchlendert dann in die Offentlichkeit irgend einen Angriff hinein, ſagt: das ſind die böſen Menſchen, die hier mit ganz beſonderer Niedertracht vorgegan⸗ gen find, da ſeht ihr Arbeiter, was das für Leute ſind, die eure Intereſſen in der Kommune Char⸗ lottenburg zu vertreten haben! — Nun, meine Herren, ich muß für die neu hinzugekommenen Mitglieder des Ausſchuſſes, für meine engeren Freunde jeden⸗ falls, es ganz entſchieden ablehnen, daß ſie ſich durch eine beſondere Rückſtändigkeit aus⸗ zeichnen, ich möchte ſogar von ihnen allen behaup⸗ ten, daß ſie nicht rückſtändig find. Allerdings hat Herr Kollege Hirſch — und das war der ſpringende Punkt für ihn — auch im Ausſchuß geſagt, er hälte ſeinen Ohren nicht getraut, er hätte es überhaupt gar nicht für möglich gehalten, daß ein Menſch, ein Mitglied der Stadtverordnetenverſammlung gar zu einer ſolchen ungeheuerlichen Erklärung kommen konnte, wie eins der Mitglieder des Ausſchuſſes das erklärt habe: die Arbeiter werden gewiſſermaßen ſyſtematiſch dahin gedrängt, weniger Arbeit zu leiſten.— Herr Kollege Hirſch iſt ſchon im Ausſchuß darauf aufmerkſam gemacht worden, daß hier ein Mißverſtändnis vorliegt, daß das Mitglied des Ausſchuſſes eine derartige Behauptung nicht auf⸗ geſtellt hat, (Stadtverordneter Hirſch: Doch!) ſondern daß das Mitglied in dem Ausſchuß bei der Erörterung der Irage, ob bei dem neunſtündigen Arbeitstag mehr oder weniger Arbeit geleiſtet wird, als bei dem zehnſtündigen, die Erklärung abgegeben hat, daß die Arbeitsleiſtungen im Baugewerbe bei der Reduzierung der Arbeitsſtundenzahl zurückgeg angen ſind. Meine Herren, das iſt die ganze ungeheuerliche Rückſtändigkeit, die ſich dieſes 44 des Ausſchuſſes hat zu ſchulden kommen afſen! (Stadtverordneter Hirſch: Ganz etwas anderes!) Nun muß ich wirklich ganz offen geſtehen, auch auf die Gefahr hin, zu den allerrückſtändigſten Menſchen gerechnet zu werden, daß ich im allgemeinen der Meinung bin, daß in 9 Siunden weniger Arbeit geleiſtet wird als in 10 Stunden, ob das nun gei⸗ ſtige Arbeit iſt oder Handarbeit; denn wenn ich da⸗ bei z. B. an mich ſelbſt denke, ſo würde ich ohne weiteres zugeben, daß ich in 9 Stunden weniger Arbeit ſeien werde als in 10 Stunden. Daß im Baugewerbe, wo in der letzten Zeit die Arbeitsſtunden nicht unerheblich zurückgegangen ſind, weniger Arbeit geliefert wird, erſcheint mir natürlich. Ob die Herren von der ſozialdemokratiſchen Partei das beſtreiten, bin ich einigermaßen begierig. Jeden⸗ falls kann ich nicht zugeben, daß jemand, der dieſe Anſichten vertritt, ſch irgendwie beſonders rück⸗ ſchrittlicher Anſchauung ſchuldig macht, ſondern er konſtatiert nur eine Tatſache, die ſo klar für jeder⸗ mann liegt, daß ſie meines Erachtens gar nicht zu beſtreiten iſt. Meine Herren, der neunſtündige Arbeitstag — ich habe bereits im 11. meinen perſönlichen Standpunkt dargelegt — iſt für mich keine Finanzfrage; für mich iſt er eine 1 ½ Ich bin nicht für den neun⸗ ſtündigen Arbeitstag zu haben, weil ich ſage, daß die einzelnen Betriebe der Kommune zu verſchieden⸗ artig ſind, um ſie alle über einen Kamm zu ſcheren (Zuſtimmung) die gleiche Arbeitsſtundenzahl zu und für alle dekretieren. Meine Herren, was die finanzielle Seite anlangt, ſo werden meine Freunde wie ſchon geſagt, für den Antrag des Herrn Kollegen Spiegel ſtimmen, obgleich ſie auch die finanzielle Schwierigkeit bei der Prüfung der Frage nicht verkennen. Aber ich meine, daß der Magiſtrat wenigſtens den guten Willen zeigen kann und verſucht, uns entſprechendes Material an die Hand zu geben. Natürlich auf Heller und Pfennig kann es nicht berechnet werden; denn man kann nicht ſagen, daß, wenn für 10 Stunden ſo und ſo viel gerechnet wird, für 9 Stunden 9à/10 davon gerechnet werden muß uſw. Das finanzielle Er⸗ gebnis kommt aber noch anders zum Ausdruck. Einer der Mitglieder des Ausſchußes wies darauf hin, daß die Arbeiter, die auf Stundenlohn ſtehen, doch nun beim neunſtündigen Arbeitstag eigentlich erheblich ſchlechter bezahlt würden als beim zehn⸗ ſtündigen, und daß ſie den Befürwortern der Herab⸗ ſetzung der Stundenzahl wahrſcheinlich nicht dankbar ſein würden. Ja, hieß es, ſo iſt die Sache nicht gemeint; es iſt ja ſelbſtverſtändlich, daß bei einer Herabſetzung der Stundenzahl auch der Stundenlohn erhöht werden muß! Meine Herren, man läuft ja natürlich Gefahr, ſofort der aller⸗ ſchwärzeſten Rückſtändigkeit beſchuldigt zu werden, wenn man die Schlußfolgerung daraus zieht, „kürzere Arbeitszeit und höherer Lohn.“ Ich will die Schlußfolgerung nicht daraus ziehen; ſie liegt aber außerordentlich nahe. Meine Herren, ich möchte Sie bitten, den An⸗ trägen zuzuſtimmen, die Ihnen hier unterbreitet ſind. Ich glaube ja, daß auch ohne meine Ausführungen die Anträge hier ſchon die Mehrheit gefunden hätten. Ich hätte mir auch dieſe längeren Ausführungen ſchenken können, wenn nicht Herr Kollege Hirſch in der liebenswürdigen Art, die wir bei ihm gewohnt ſind, es für nötig gehälten hätte, uns hier etwas an⸗ Aa uns 4 4 2. zu provozieren und mit Anklagen uns entgegenzutreten, die, wenn wir ſie ganz unerwidert gelaſſen hätten, jedenfalls geeignet eweſen wären, nicht bloß meine engeren politiſchen Samme hier in den Augen der Arbeiter herab⸗ zuſetzen, ſon dern die vor allen Dingen, was für mich viel ſchwerwiegender iſt, geeignet waren, das Anſehen der Kommune Ehar⸗ lottenburg, des Magiſtrats und der Stadt⸗ verordneten verſammlung aufs ſchwerſte zu ſchädigen. (Sehr richtig! bei den Liberalen. Meine Herren, ich glaube auch, daß wir ver⸗ pflichtet ſind, im Intereffe der Arbeiter, die im Dienſt von Charlottenburg ſtehen, dem entgegen⸗ zutreten. Es erwirbt ſich niemand ein Verdienſt um die Arbeiter, wenn er die, die die Arbeit zu ver⸗ geben haben, ich möchte ſagen, ſchließlich mit einer gewiſſen Unluſt erfüllt, indem er ihnen bei jeder Gelegenheit vorhält: es iſt ſchließlich doch garnichts, was ihr tut, ihr tut kaum eure Pflicht und Schuldigkeit, ihr ſeid ſozial rückſtändig und habt kein Empfinden für die arbeitenden Klaſſen. Meine Herren, in der Weiſe fördert man nicht die Intereſſen der Arbeiter und auch nicht dit Intereſſen der Kommune Charlottenburg. Ich meine, man fördert ſie mehr, wenn man anerkennt, was bisher geleiſtet iſt, und wenn man den Wunſch aus⸗