62 Anleihen dabei auch gleichzeitig mitteilen, daß die Finanzlage Charlottenburgs, ſo weit meine Urteils kraft reicht, außerordentlich günſtig iſt. Deswegen habe ich geglaubt, die Gelegenheit nicht verſäumen zu ſollen, um Ihnen dieſe ſpeziellen Ziffern hier noch einmal zur Kenntnis zu bringen, um Sie darüber zu beruhigen, daß die Kontrahierung von Anleihen bei uns in keinem zu raſchen Tempo vor ſich geht, ſondern vollſtändig unſeren Verhältniſſen entſpricht. Ich bit e alſo, meinen Antrag anzunehmen, dieſe Vorlage des Magiſtrats einem Ausſchuſſe von 15 Mitgliedern zu überweiſen. (Bravo!) Stadtu. Protze: Meine Herren, ich ſchließe mich den Ausführungen des Herrn Referenten voll⸗ ſtändig an, daß die Vorlage einem Ausſchuß über⸗ wieſen wird. Ich glaube aber, der Magiſtrat iſt etwas knapp vorgegangen. Ich vermiſſe einzelne Sachen, die ebenſo nötig ſind wie die, die hier angegeben ſind. Meine Herren, es iſt hier in der Stadtverordneten⸗ verſammlung vor gar nicht langer Zeit, ebenſo in der Kaſſen⸗ und Finanzdeputation und in der Waiſen⸗ deputation darauf hingewieſen worden, daß es wirklich ſehr dringend nötig iſt, endlich einmal an⸗ zufangen, ein Waiſenhans zu bauen, und ich vermiſſe die Anleihe hierfür mit 100 000 ℳ, welche die Kaſſen⸗ und Finanzdeputation eigentlich beſchloſſen hat und die der Magiſtrat abgelehnt hat. Ich möchte die Herren, die dem Ausſchuß angehören, bitten, daß ſie daſür ſorgen, daß dieſe wichtige Anleihe noch mit hineinkommi. Außerdem iſt noch eine andere Sache vergeſſen: das iſt die Friedhofsfrage. Wir haben uns mit der Friedhofsfrage ſehr eingehehend hier beſchäftigt. Es iſt darauf hingewieſen: wir müſſen einen Friedhof haben. Ja, meine Herren, wenn wir einen Fried⸗ hof gebrauchen, müſſen wir auch die Mittel dazu haben, und dieſe Mittel vermiſſe ich auch noch in der Anleihe. Ich möchte Sie alſo auch bitten, daß die Summe für einen Friedhof noch mit eingeſetzt wird. Meine Herren, man kann nicht warten, bis wir vielleicht nach 2, 3 Jahren wieder eine neue Anleihe aufnehmen, ſondern es muß ſofort gemacht werden; wir brauchen ſofort daſür das Geld. Ich möchte Sie alſo bitten, dafür noch Sorge zu tragen, daß dieſe beiden wichtigen Anleihen noch mit hineinkommen. Stadtu. Meſchelſohn: Meine Herren, zu den Ab⸗ ſtrichen, die der Magiſttat an der Vorlage gemacht hat, nachdem ſie die Finanzdeputation paſſiert hat, gehört auch ein Betrag für die Badeanſtalt im Oſten Charlottenburgs, in der Nürnbergerſtraße. Der Wunſch, dort eine Badeanſtalt zu bauen, kehrt ſeit Jahren immer wieder und iſt auch vom Magiſtrat wohlwollend aufgenommen worden. Es wird voraus⸗ ſichtlich im April auf dem Terrain mit dem Bau der Gemeindeſchule angefangen, und es wäre dringend wünſchenswert, daß zu gleicher Zeit, wie mit dem Bau der Gemeindeſchule, auch mit dem Bau der Bade⸗ anſtalt begonnen werden könnte. Es würde zu großen Mißhelligkeiten führen, wenn ſpäter, nachdem die Schule aufgebant iſt, vorn auf dem Terrain noch ein Gebäude aufgeführt werden ſollte. Es iſt ferner ausgeführt worden, daß im Oſten keine Badeanſtalt beſteht. Die nächſte iſt in Halenſee, und wie es dort iſt, wiſſen wir alle zur Genüge. Auf dieſes Terrain für die Badeanſtalt, auf welches außerdem die in der Wormſerſtraße. interimiſtiſch — 7 14 5 2 4 % untergebrachte Votksbibliothek hingelegt werden foll ſollen außerdem Läden gebaul werden; die Plane ſind ja ausgearbeitet, über die ſich noch ſprechen ließe. Das iſt das einzige Motiv, das dagegen angeführt wurde, daß der Preis zu hoch zu ſtehen kommt. Allerdings, meine Herren, iſt ſie mit dieſem Bau von Läden auf 1¼, Millionen veranſchlagt; es kommt aber hinzu, daß das Terrain für jede Sache, die dorthin kommt, immer teuer iſt, und wir ſind der Anſicht, daß für die Badeanſtalt eine Rentabilität herauskommen würde. Wenn wir die Läden zu mäßigem Mielzins veranſchlagen, ſo glauben wir trotzdem, daß das Kapital verzinſt wird. Wenn aber der Platz unbebaut bleibt, ſo koſtet er auch Zinſen. Wenn wir das Geld verzinſen, müſſen wir es in den laufenden Etat ſtellen, und das kommt nicht auf dasſelbe heraus. In der Zukunft wird ſich dieſe Badeauſtalt renticren. Ich bitte alſo, die dafür nötige Summe noch in die Anleihe mit aufzunehmen. (Bravo!) Stadtv. Vogel: Meine Herren, die beiden Herren Vorredner haben ſchon auf Sachen aufmerkſam ge⸗ macht, die nicht in das Verzeichnis von a bis auſgenommen ſind, Herr Kollege Protze auf den Friedyof und auf das Waiſenhaus. Die ſind wohl wichtiger als die Badeanſtalt; denn Badegelegenheit befindet ſich in der Gegend der Nürnbergerſtraße faſt in jeder Wohnung. Dringend nötig iſt alſo die Badeanſtalt noch nicht. Aber eine andere Sache, die auch die Kaſſen⸗ und Finanzdeputation angenommen hat, iſt hier ebenfalls nicht aufgeführt und über die Beſchlüſſe der Kaſſen⸗ und Finanzdeputation hinaus abgeſetzt wor⸗ den: das iſt die Fortbildungsſchule. Bedenken Sie, meine Herren, jedes Semeſter kommt eine neue Abteilung neuer Fortbildungsſchüler hinein. Wenn wir den Bau beſchließen, ſo dauert es mindeſtens noch zwei Jahre, ehe er bezugsfähig iſt; alſo ſelbſt wenn wir heute beſchließen, daß für die Fortbildungs⸗ ſchule noch ein Poſten eingeſetzt wird, ſo dauert es noch immer 4 Semeſter. Inzwiſchen vermehrt ſich die Zahl der Fortbildungsſchüler um das Fünffache, und dabei iſt doch in Ausſicht genommen, auch ſür die nicht gelernten jugendlichen Arbeiter die Fort⸗ bildungsſchule möglichſt bald obligatoriſch zu machen; dann gewöhnt ſich auch das Publikum immer mehr an die Fortbildungsſchulen. Der Herr Stadtſchulrat wird Ihnen beſtätigen, daß es unmöglich iſt, dieſe Zahl Schüler in den jetzigen Räumen unterzubringen. Sie werden genötigt ſein, auch wieder Mietsränme zu nehmen, und welche Mißſtände das in jeder Be⸗ ziehung hat, ſieht man ja an den jetzt gemieleten Schulräumen in der Wieland⸗ und in der Sophie⸗ Charlotten⸗Straße. Sie ſcheuen die Koſten. Sie wollen die Koſten der Mietswohnung für die Gymnaſialdirektoren her⸗ abſetzen; deshalb bauen Sie denſelben Häuſer. Min⸗ deſtens ebenſo nötig aber wäre es, die Fortbildungs⸗ ſchule zu bauen, damit Sie keine Mietsräume brau⸗ chen; denn da iſt die Einrichtung noch nötiger, und die iſt viel koſtſpieliger als für die Direktorenwoh⸗ nungen⸗ Wenn Sie alſo noch eine Million mehr einſetzen, aus 24 Millionen 25 Millionen machen, ſo tun Sie damit nur etwas, was nötig iſt. Ich weiß nicht, ob bei dem Poſten unter o, zur Ver⸗ ſtärkung des Grundſtückserwerbsfonds, der Friedhof mit in Betracht gezogen iſt; ich glaube es aber nicht. (Zuruf vom Magiſtratstiſch: Nein!) . A , e e