—— 68 — Die beiden Punkte halte ich für das Notwen⸗ digſte. Die Fortbildungsſchule und der Friedhof ſind wichtiger als die meiſten hier angeführten Punkte. (Andauernde Unruhe.) Vorſteher⸗Stellvertreter Kaufmann: Ich bitte, die Privatgeſpräche möglichſt einzuſchränken, oder ſie außerhalb des Saales vorzunehmen. Stadtv. Dr. Roſe: Ich bin ſelbſtverſtändlich dafür, daß die Vorlage einem Ausſchuß überwieſen wird. Was mich aber veranlaßt, das Wort zu er⸗ greifen, iſt ungefähr das Ahnliche wie bei den Herren Vorgängern. Ich muß mein Bedauern ausſprechen, daß in der Blumenleſe der Dinge, für die dieſe Millionen beſtimmt ſind, wichtige Dinge gerade über⸗ gangen ſind, die doch von größter Bedeutung für die Geſundheitspflege ſind. Die Volkshygiene, die Ge⸗ ſundheit der Stadt ſollte doch allen andern Wünſchen vorgehen! Vor allen Dingen wollte ich klagen, daß ſchon ſeit 6, 7 Jahren uns im Oſien die Volksbade⸗ anſtalt vorenthalten wird, immer in Ausſicht geſtellt, aber niemals gebaut wird. Ich komme auf dieſen Punkt deshalb zurück, weil Herr Stadtuerordneter Vogel gezeigt hat, daß er in dieſer Frage nicht oriemtiert iſt. Es handelt ſich nicht um eine Volks⸗ badeanſtalt allein, ſondern vor allem um ein Schwimm⸗ baffin; denn das Schwimmbaſſin iſt das, was uns zur Geſundheitspflege not tut. In meiner Jugend waren die Berliner berühmt dafür, daß alle ſchwim⸗ men konnten. was ein Mann wie Johannes Müller öffentlich gerühmt hat. Das kann jetzt nicht mehr der Fall ſein, weil die Flußläufe nicht mehr brauch⸗ bar, weil ſie verpeſtet ſind. Nirgends iſt hier für dieſe wichtige Seite der Volksbygiene geſorgt. Dazu kommt, daß uns jetzt unſere Nachbarſchaft im Stich läßt. Das eine Schwimmbaſſin, das wir in der Königgrätzerſtraße hatten, iſt eingegangen, ebenſo das in der Lützowſtraße. So iſt für unſere Jugend, die ſich das Schwimmen aneignen will, ſehr ſchlecht geſorgt. Aber das iſt das Wenigſte, was ich anführen wollte. Viel wichtiger ſcheint mir zu ſein, daß in der Blumenleſe zwar die Sorge für die „Erweiterung der Krankenanſtalt“ ſteht, aber in Wirklichkeit han⸗ delt es ſich gerade um das Gegenteil; um Ein⸗ ſchränkung und Verſchleppung der Fertigſtellung! Es iſt ja auch in meiner Zuſtimmung in der Kran⸗ kenhausdeputation das Penſum der zweiten Bau⸗ periode in unſerem Krankenhaus eingeſchränkt worden. Es iſt beſchränkt worden auf den Frauenpavillon, wie Sie geleſen haben, und auf das Schweſternhaus, weil das dringende Bedürfniſſe ſind; es iſt abgelehnt worden, einen eigenen Krankenpavillon zu bauen für die Kranken erſter und zweiter Klaſſe und ein medico⸗ mechaniſches Inſtitut. Das letzte iſt nicht not⸗ wendig, und für das erſte bin ich auch der Mei⸗ nung, daß es hinausgeſchoben werden muß, weil unſer Krankenhaus jetzt ſchon zu klein iſt für die dritte Klaſſe. 2 (Stadtverordneter Dr. Zepler: Sehr richtig!) Täglich werden 25, 26 Kranke abgewieſen, und im Publikum wird darüber geklagt, daß viele ſo früh entlaſſen werden. Was ſollen die Kollegen aber machen, wenn da kein Platz iſt? Das alles kommt daher, daß wir mit der zweiten Bauperiode noch nicht fertig ſind bis auf dieſe zwei Punkte, und daß die dritte Bauperiode noch nicht begonnen hat. Die dritte Periode muß aber ſobald als möglich ange⸗ fangen werden, weil ſonſt ein Nolſtand unausbleiblich iſt. Was kommt auch dabei heraus? Wenn Sie Ich möchte dazu folgendes erklären. ſelbſt iſt richtig, Herr Geheimrat; und auch den Mißſtand, der darin liegt, erkenne ich an; aber dieſer Mißſtand datiert erſt ſeit kurzer Zeit, nämlich ſeitdem die Influenzaepidemie beſonders ſtark aufge⸗ treten iſt. zu beſeitigen, dadurch, daß wir nun ſo wenig wie möglich haben wir auch unſeren Nachbargemeinden unſer Krankenhaus gern zur Verfügung geſtellt; das wird aber nun aufhören müſſen, weil wir den Platz ſelbſt brauchen. Es 9 haus im Umbau begriffen iſt, und das deshalb im alten Krankenhaus nicht alle Plätze zur Zeit belegt werden können. Es wird alſo auch etwas Er⸗ die Kranken nicht annehmen können, müſſen ſie in Berliner Krankenhäuſer geſchickt werden, und was iſt die Folge? Daß es dann das Dopvelte koſtet, was es uns koſtet. Ich möchte alſo den Ausſchuß bitten, die Blumenleſe noch etwas genauer durchzunehmen, und beantrage, daß jetzt gleich die dritte Bauperiode beim Krankenhaus angefangen wird, um weiteren Raum für die Arbeiterabteilung zu ſchaffen, die hat es am notwendigſten. Man hat dagegen eingewendet: es ſind noch leere Plätze da! Die werden immer mitgerechnet, wenn uns die Belegungsziffern mitge⸗ geteilt werden. Aber das iſt falſch; die befinden ſich in den Infektionsbaracken, dürfen aber nach dem Geſetz nicht anders beſetzt werden als für den Zweck, für den ſie beſtimmt ſind. Die alten Cholerabaracken ſind abgeriſſen; darauf kann nicht rekurriert werden; das iſt ausgeſchloſſen. Es iſt alſo durchaus not⸗ wendig, daß Sie nicht mehr mit dem Weiterbau warten, mit der dritten Bauperiode des neuen Krankenhauſes. Stadtu. Dr. Frentzel: Ich möchte den letzten Wunſch des Herrn Geheimrats Roſe auch noch unter⸗ ſtützen. Die Summe, die hier in der Anleihe für Krankenhauszwecke aufgewendet iſt, erſcheint gegen⸗ über den Verhältniſſen, wie ſie draußen in Weſtend herrſchen, etwas klein Ich kann jedenfalls an den Ausſchuß und auch an den Magiſtrat nur die Bitte richten, noch einmal in eine genaue Prüfung darüber einzutreten, ob es nicht möglich iſt, entweder von der Anleihe durch Vergrößerung derſelben, oder aber durch eine andere Verteilung der Summen für das Kranken⸗ haus noch weitere Mittel mobil zu machen Ich bin auch damit einverſtanden, daß man das medicomechaniſche Inſtitut und den Pavillon für Kranke erſter und zweiter Klaſſe geſtrichen hat. Dieſe Einrichtungen können warten, bis mehr Platz für Kranke dritter Klaſſe geſchaffen wird. Meine Herren, wir haben in Berlin erlebt — und da iſt es eigentlich heute noch der Fall —, daß eine Krankenhausnot exiſtiert. Ich glaube, wir wollen nicht in dieſelbe Verlegenheit kommen, und daher heißt es: ſehr früh vorbauen; ſonſt kann es unter Umſtänden ſchneller kommen, als wir ahnen. Der Bau von Krankenhäuſern, die Projektierungg der Pläne erfordert viel Zeit; man muß ſich alſo frühzeitig rüſten. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, ich halte es für notwendig, das Publikum nicht im Unklaren zu laſſen über die Bemerkung des Herrn Geheimrats Roſe, daß im Krankenhaus täglich 25 oder 26 Perſonen abgewieſen werden. (Stadtv. Dr. Roſe: Notoriſch!) Die Tatſache Wir ſind ſchon auf dem Wege dazu, ihn auswärtige Kranke aufnehmen. Bisher Es kommt hinzu, daß das alte Kranken⸗