96 dieſer ſtädtiſchen Verwaltungsdeputation zur Leitung der Schulangelegenheiten ergeben. (Bravo! bei den Sozialdemokraten und Liberalen.) Deswegen, meine Herren, halte ich dieſen Weg durch⸗ aus nicht für unpraktiſch, ſondern für durchaus praktiſch und bitte, meinem Vorſchlage zuzuſtimmen. Verwahren möchte ich mich noch gegen den Vorwurf, daß ich bei Zitierung des § 179b der Städteordnung nur das Wort „Schulſachen“ ver⸗ leſen habe. Ich habe das, was über die Organiſation folgt, wie ſich der Herr Oberbürgermeiſter aus dem Stenogramm überzeugen kann, ſehr wohl auch ver⸗ leſen und erläutert. Dann möchte ich auf das Eine noch aufmerkſam machen. Ich für meine Perſon verwahre mich da⸗ gegen, daß ich irgend ein geringeres Verantwort⸗ lichkeitsgefühl in ſtädtiſchen Angelegenheiten — und Schulangelegenheiten halte ich allerdings für ſtädtiſche Angelegenheiten — daß ich irgend ein geringeres Verantwortlichkeitsgefühl bei den Worten, die ich hier ſpreche, habe, als Mitglieder des Magiſtrats für ſich in Anſpruch nehmen. (Stadtv. Hirſch: Bravo!) Weiter möchte ich noch darauf hinweiſen, daß der Herr Oberbürgermeiſter uns geſagt hat: wir ſollen uns nicht ſchrecken laſſen von dem Popanz der Auslieferung der Schule an die Kirche, das ſei ein Popanz, mit dem man kleine Kinder ſchrecke. Ja, dann muß der Herr Oberbürgermeiſter vor % Jahren ſelbſt ein kleines Kind geweſen ſein und auch die Stadtverordneten für kleine Kinder gehalten haben. (Heiterkeit.) Dann muß der Herr Oberbürgermeiſter in dieſen ¼ Jahren eben außerordentlich viel zugelernt haben, ſich entwickelt haben zum großen Manne, zum erwachſenen Manne, und glaubt nun wahrſcheinlich, daß auch die Stadtverordneten ſich inzwiſchen zu Männern, zu erwachſenen Männern entwickelt haben. (Heiterkeit.) Denn, meine Herren, kann man in ſtärkerer Weiſe das, was der Herr Oberbürgermeiſter jetzt Popanz nennt, anführen, als es mit ſeinen eigenen Worten geſchehen iſt: Sie ſehen, meine Herren, es liegt hier die Abſicht vor, der Kirche einen Einfluß auf die Schule zu geben, den ſie bisher in unſerem preußiſchen Staate Gott ſei Dank nicht gehabt hat. Der Magiſtrat ſteht auf dem entgegen⸗ geſetzten grundſätzlichen Standpunkt wie die Königliche Regierung in Potsdam. Wir ſagen: die Schule dem Staate und ſeinen Organen und nicht der Kirche; Kirche und Schule ſallen getrennt bleiben zum Segen der Entwickelung unſeres Vaterlandes, wie es bisher geweſen iſt. Der ſtenopraphiſche Bericht verzeichnet hier, daß die kleinen Kinder „Sehr gut!“ gerufen haben. Und weiter fuhr der Herr Oberbürgermeiſter fort: Alſo, meine Herren, man will uns daß wir dem Willen der Kirche nachge Wir ſind aber der Anſicht, daß hier eine ſehr oße Gefahr vorliegt für unſer ganzes Vater⸗ and, wenn man beginnt, der Kirche, der evan⸗ eliſchen und der katholiſchen, einen maßgebenden influß einzuräumen auf unſer ganzes Schul⸗ leben, auf die Erziehung der zukünftigen Generation, wie der Herr Interpellant ſo aus⸗ gezeichnet ausgeführt hat. Das iſt ein Weg, der für unſer Vaterland gefährlich iſt, und es en. iſt Pflicht der Bürger, ihrerſeits aufzuſtehen und ihren warnenden Ruf zu erheben und zu ſagen: wir ſind mit dieſem Wege nicht ein⸗ verſtanden, wir proteſtieren dagegen! „Bravo!“ verzeichnet der ſtenographiſche Bericht. Und wir proteſtieren aus zweierlei Gründen: ein⸗ mal weil uns nach unſerer Auffaſſung Rechte genommen ſind, die uns durch das Geſetz garantiert ſind, . . . und zweitens aus dem Geſichtspunkt, daß wir die Schule frei halten wollen vom Einfluß der Kirche. Nun, meine Herren, wenn der Herr Ober⸗ bürgermeiſter es ſich zur Ehre rechnet, ſeinen Stand⸗ punkt in Jahren geändert zu haben, ſo kann ich wohl ſagen: ich rechne es mir zur Ehre an, ob⸗ wohl ich in dieſen ¾ Jahren älter geworden bin, in dieſer Beziehung das kleine Kind von damals geblieben zu ſein. (Bravo! bei den Sozialdemokraten und den Liberalen.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, es iſt ja gewiß ſehr ehrenvoll für mich, daß — wie ich glaube, zum dritten Mal jetzt — die Ausführun⸗ gen vorgeleſen werden, welche ich damals in der Stadtverordnetenverſammlung gemacht habe. Ich erkläre, daß ich genau auf demſelben Standpunkt, auf dem ich damals geſtanden habe, noch heute ſtehe, und daß es den Herren nicht gelingen wird, mich in Gegenſatz zu mir ſelbſt zu ſetzen; ſo gerne ſie es möchten. Die Herren verſchweigen ja ganz, daß die Verhältniſſe ſich heute völlig geändert haben gegenüber der Situation, die damals war. Damals war, wie ich auch in jener Verſammlung geſagt habe, die Schuldeputation nackt daſtehend von ſämtlichen Rechten, die ſie bisher gehabt hatte, und damals wurde von uns verlangt, daß wir zwei Geiſtliche in die Schuldeputation aufnehmen ſollten. Das iſt doch ein weſentlich anderer Standpunkt als der, auf dem wir heute ſtehen. Heute haben wir ja gerade diejenigen Rechte, von denen ich ſagte, daß es Pflicht jedes Bürgers iſt, ſie zu wahren, in einem ſehr heißen Kampfe mit der Regierung wieder errungen. Die Mit⸗ glieder des Magiſtrats haben ſie wieder erkämpft, meine Herren. Heute ſtehen wir wieder auf dem Standpunkt, von dem wir damals beklagen mußten, daß wir von ihm gänzlich verdrängt ſeien. Heute haben wir den Einfluß auf unſere Schule wieder gewonnen, den Herr Dr. Penzig jetzt mit leichter Handbewegung wieder fahren laſſen will. Heute haben wir die Schule, wenn wir die Ge⸗ ſchäftsanweiſung annehmen, in der Hand und nicht die Kirche. Das vergißt Herr Dr. Borchardt. Er iſt ebenſo unglücklich in der Interpretation meiner Reden, wie er unglücklich iſt in der Interpretation juriſtiſcher Geſetze. (Bravo! bei den Liberalen und der Freien Vereinigung.) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich habe mich nur zum Worte gemeldet, um zwei Fragen zu beantworten, welche an den Magiſtrat gerichtet wor⸗ den ſind. Ich möchte aber doch die Gelegenheit be⸗ nutzen, um einige ganz kurze allgemeine Bemerkungen zu machen. Herr Stadtv. Dr. Borchardt iſt meines Wiſſens der erſte geweſen, der die Inſtruktion von 1811 ab⸗ gelehnt hat und von ihr nichts wiſſen will. Er wehrt ſich dagegen, daß wir in den § 2 der Rektoren⸗