war zum Beiſpiel das Buch von Bebel über die Frau aufgenommen worden, in dem letzten Katalog nicht mehr; da hat man es herausgeſtrichen. Nun iſt das Buch ſo in aller Hand, daß man es nicht verheimlichen kann, wenn man es auch nicht in den Katalogen der Biblotheken aufführt. Aber mir iſt das ein Zeichen, daß eine gewiſſe Angſtlichkeit herrſcht. Man könnte ja in Berlin erfahren — es iſt ja nicht weit —, ob man da irgend welche Urſache gehabt hat, ängſtlich zu ſein. In allen Leſehallen, wie ge⸗ ſagt, haben Sie politiſche Zeitungen aller Parteien, ſoviel ich weiß, und wenn es nun hier vertagt werden ſoll, bis ein getrennter Raum da iſt, ſo kann es noch 10 Jahre dauern, bis ſolcher Raum beſchafft iſt; das können wir nicht wiſſen. Man hat vielleicht auch noch andere Gründe. Ich möchte Sie doch bitten, von den getrennten Räumen abzuſehen, die ſehr an das Segment des Herrn von — wie heißt er denn ſchnell? —Hammerſtein, jawohl — erinnern, das bei Vereinsverſammlungen für Frauen errichtet ſein ſoll. Ich möchte doch dringend bitten, zu beſchließen, daß davon abgeſehen wird, und daß bald politiſche Tageszeitungen aus⸗ gelegt werden. Stadtv. Kaufmann: Im Gegenſatz zum Herrn Kollegen Vogel würde ich mich begnügt haben, wenn ſich der Magiſtrat überhaupt auf den Standpunkt der Deputation für das Fortbildungsſchulweſen ge⸗ ſtellt hätte. Zu dem Bedauern meiner Freunde und zu meinem Bedauern hat der Magiſtrat dieſen Schritt nicht getan. Nachdem wir ſeit Jahren angeregt hatten, politiſche Tageszeitungen in der Volksbibliothek zur Auslage zu bringen, und nachdem wir ſtets vom Magiſtrat allerdings abſchlägig beſchieden wurden, kamen wir im vorigen Jahre im Etatsausſchuß dazu, im Wege der Reſolution den Magiſtrat um Er⸗ wägung zu bitten, ob ſich das bei uns auch nicht ſch ausführen ließe. So gut wie die Städte Altona, Augsburg, Bromberg, Berlin, Kaſſel, Frankfurt a. M., Freiburg i. Br., Glauchau, Karlsruhe, Offenburg, Osnabrück, Remſcheid, Straßburg, Stuttgart, Wies⸗ baden in ihren Leſehallen Zeitungen ohne Anſehen der Partei auflegen, ohne Schaden daran genommen zu haben, könnte auch Charlottenburg dieſen Schritt tun. Die Deputation hat infolge der Erwägungen, die ſie angeſtellt hat, einen dem Gedanken freund⸗ lichen Beſchluß gefaßt. Sie hat allerdings in Rück⸗ ſicht auf die Räumlichkeiten die Durchführung zurzeit noch nicht für möglich erachtet, und darin folge ich der Deputation, weil ich zugebe, daß die Räumlich⸗ keiten beſchränkt ſind. Ich ſehe nun nicht, wie Herr Kollege Vogel, die Sache ad calendas graecas oder auch nur für 10 Jahre vertagt, ſondern ich bin der Anſicht, daß wir binnen kurzer Zeit Anderungen in der Volksbibliothek vorzunehmen haben; wir haben ja auch ſchon bei Gelegenheit des Ankaufs des Eck⸗ Grundſtückes an der Berlinerſtraße uns über die Angelegenheit unterhalten. Wir haben im Etatsaus⸗ ſchuß 9 An daß die Bücherhalle unzureichend iſt, und daß man vielleicht dazu übergehen könnte, die im Parterre gelgeen Turnhalle in eine Leſehalle umzuwandeln und dadurch die Räumlichkeiten im oberen Stockwerk frei zu bekommen. Ich erkläre nochmals das Bedauern und auch das Befremden, daß der Magiſtrat ſo wenig die Empfindung der Stadtverordnetenverſammlung zu beurteilen verſteht und nicht herausfühlt, welchen Wunſch die Stadtverordnetenverſammlung in dieſer Richtung hat. Ich glaube, wir werden uns in dieſem 1109 ——— Jahre nicht mit einer Reſolution begnügen, ſondern einen beſtimmten Betrag im Etat auswerfen, um die Auslegung politiſcher Tageszeitungen ſo bald vor⸗ zunehmen, als die Räumlichkeiten es geſtatten werden. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, den Ausführungen des Herrn Stadtv. Kaufmann gegen⸗ über vermag ich nichts zu erklären; darüber werden wir uns ja bei der Etatsberatung auseinanderzuſetzen haben. Ich möchte allerdings heute ſchon ſagen, daß ein derartiger Beſchluß, eine Summe in den Etat einzuſtellen, um eine Einrichtung zu ſchaffen, für die auch nach der Auffaſſung des Herrn Antragſtellers die Vorausſetzungen noch fehlen, wahrſcheinlich doch ein Vorgang ſein dürfte, über den wir uns kaum würden einigen können. Was im übrigen die Ausführungen des Herrn Stadtv. Vogel betrifft, ſo liegt die Sache ſo, daß nach dem Beſchluß der Deputation in den vorhan⸗ denen Räumen eine derartige Auslegung eben un⸗ tunlich iſt, weil die Räume unzulänglich ſind und mannigfache Unzuträglichkeiten, Störungen uſw. da⸗ durch entſtehen würden. Mit dieſem Beſchluß kam die Deputation an den Magiſtrat. Nun iſt allerdings auch hier ja bekannt, daß im Magiſtrat eine große Neigung materiell, den grundſätz⸗ lichen Wünſchen auf Auslegung politiſcher Zeitungen zu entſprechen, nicht beſteht. Inwieweit dieſe Stimmung des Magiſtrats in ſeinem Beſchluſſe zum Ausdruck gelangt iſt, läßt ſich ſchwer ermeſſen. Jeden⸗ falls aber hat der Magiſtrat ſich geſagt: ſo lange, wie überhaupt auch nach der Auffaſſung der Depu⸗ tation von einer derartigen Auslegung nicht die Rede ſein kann, ſehen wir uns nicht veranlaßt, irgend welchen materiellen Beſchluß zu faſſen; das wird ſich eben finden, wenn die Deputation uns Vorſchläge machen kann: ſo und ſo, unter dieſer Organiſation lagen wir vor, den Wünſchen auf die Auslegung politiſcher Zeitſchriften zu entſprechen. Der Magiſtrat hat deshalb eigentlich, ich möchte ſagen, einen nega⸗ tiven Beſchluß gefaßt, oder beſſer geſagt: er hat eine Beſchlußfaſſung abgelehnt: er hat daher auch nicht beſchloſſen, politiſche Zeitſchriften nicht auszulegen, ſondern er hat nur die Anträge der Deputation und einige zur Ergänzung dieſer Anträge geſtellte weitere Anträge abgelehnt, weil eben die Unterlagen für die Maßregeln zurzeit noch nicht gegeben waren. Mit dieſer Auslegung der Mitteilung des Magiſtrats dürften auch Sie ſich zufrieden geben können. Stadtu. Vogel: Herr Bürgermeiſter meinte, es wäre zurzeit untunlich. Die Untunlichkeit kann doch nur in den Räumen begründet ſein. Ich muß aber doch darauf hinweiſen, daß die Räume der Berliner Leſehallen bedeutend enger ſind. Wer in der Mohren⸗ ſtraße geweſen iſt, wird ſagen, daß die Räume kleiner ſind, aber doch eine Menge Menſchen dort leſen können, aus dem einfachen Grunde, weil die Tiſche dort enger zuſammengerückt ſind. Das iſt bei uns auch möglich; um die Hälfte können ſie näher an⸗ einandergerückt werden; dann hätten auch mehr Menſchen Platz. Den Grund, daß es deshalb un⸗ . wäre, möchte ich doch nicht unwiderſprochen laſſen. (Die Beſprechung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 4 der Tages⸗ ordnung: —