——— 114 ——— Feld, wirklich Stadtanleihen zu kontrahieren. Man nahm im Jahre 1885 6 Millionen ℳ auf, welche nach Amortiſation nunmehr am 1. April 1905 noch 4 339 800 ℳ ausmachen, von denen 2 196 000 ℳ— zu Laſten der Kämmerei entfallen. Man hatte alſo in 20 Jahren 12/ Millionen amortiſiert. Meine Herren, ich habe vorher darauf hinge⸗ wieſen, wie nachteilig es iſt, wenn man in zu großer Angſtlichkeit vor dem Gedanken, Schulden zu kon⸗ trahieren, Gelegenheiten vorübergehen läßt, um ſolche Erwerbungen zu machen, wie ſie uns ſeinerzeit bei den Waſſerwerken möglich geweſen wären. Wenn Sie bedenken, daß das Waſſerwerk im Jahre 1885 nur 1/ Millionen Kapital hatte, im Jahre 1887 2 Millionen. 1888 3 Millionen, 1892 4 Millionen, 1893 5 Millionen uſw. mit einem Worte: mit einem wie mäßigen Betrage wir damals die Waſſer⸗ werke hätten ankaufen können, allerdings gegen Emiſſion einer Anleihe, deren Zinſen und Amortiſation uns aber bis dato nicht allein keinen Groſchen ge⸗ koſtet hätte, ſondern die möglicherweiſe unſeren Steuerzahlern immerhin noch Beträge eingebracht hätte, ſo ähnlich, wie es bei den Gasanſtalten iſt, ſo werden Sie mir zugeben, daß in der Tat es eines eingehenderen Nachdenkens in die Finanzpolitik einer Stadt bedarf, um beurteilen zu können, in welcher Weiſe es richtig iſt, Anleihen aufzunehmen. Ich bitte nun um Entſchuldigung, meine Herren, wegen dieſes langen Erkurſes, der ja eigentlich nicht direkt zu der uns heute beſchäftigenden Vorlage gehört. Aber ich habe geglaubt, daß es manchen von Ihnen immerhin intereſſant ſein wird, unſere frühere Finanzgeſchichte kennen zu lernen und dabei zu ſehen, daß man ganz andere Geſichtspunkte ins Auge faſſen ſoll als die eines einfachen Räſonnements über die Aufnahme von neuen Anleihen und noch dazu unter der unrichtigen Flagge, daß es auf Koſten der Steuerzahler geſchähe. Was nun die ſpeziell uns vorliegende Anleihe betriſſt, ſo hat Ihr Ausſchuß es für richtig gehalten, Ihnen vorzuſchlagen, die Anleihe um 2 Mill ionen zu erhöhen, und zwar, um dabei alsbald Ausgaben einzuſetzen, die wir auch zu den unabweislichen rechnen dürfen. Sie brauchen hierbei nicht anzu⸗ nehmen, daß, wenn wir nun 2 Millionen mehr beantragen, auch dieſe Summen ganz unbedingt ſofort ausgegeben werden ſollen. Der Ausſchuß iſt vielmehr von der Idee ausgegangen, daß wir dieſe Zwecke wenigſtens in unſer . aufnehmen und derartig feſt vorſehen wollen, daß ſie uns nicht einfach gelegentlich einmal entſchlüpfen und es ſpäter vergeſſen wird, ſie einzuſetzen. § ſind alſo nach dieſer Richtung hin in erſter Reihe eingeſetzt worden 300000 ℳ für das Waiſen⸗ haus. Meine Herren, die Armenverwaltung hat vielfach darüber zu klagen, daß ſie für die Kinder der Armen und für Waiſen nicht die genügende Unterkunft in Familien findet, d. h. in ſolchen Familien, denen man in gewiſſenhafter Pflicht⸗ erfüllung und mit Ruhe die Erziehung — d. h. ſowohl die leibliche wie die geiſtige Erziehung — junger Kinder anvertrauen kann; ferner wird der Kommune durch die Zwangserziehung ungeratener Kinder ebenfalls geſetzlich eine große Laſt aufgebürdet, ſodaß es ſich als notwendig erweiſt, da wir in der Stadt nicht . Familien vorfinden, bei denen wir dieſe inder unterbringen können, ein eigenes Waiſenhaus zu errichten. Der Herr Baurat hat allerdings ge⸗ meint, daß wir, wenn wir eins unſerer Terrains nähmen, mit 150000 ℳ wohl das Auslangen Zinſen herausbekommen, hätten; indeſſen würde das doch nur für zirka 60 Kinder ausgereicht haben, und dieſe Zahl ſchien dem Ausſchuß etwas zu gering, namentlich, da das Waiſenhaus ja noch nicht gleich in Angriff genommen wird. Aus dieſem Grunde haben wir den Betrag auf 300000 ℳ erhöht. Das Zweite iſt folgendes. Wir haben, wie Ihnen bekannt iſt, das Terrain in der Nürnberger⸗ ſtraße noch liegen, das urſprünglich für den Bau einer Schule in Ausſicht genommen war, das ſich aber dafür doch nicht recht geeignet und nicht mehr dafür notwendig erweiſt. Deshalb wollen wir Ihnen vorſchlagen, damit der Oſten der Stadt eine Schwimm⸗ anſtalt bekommt, die er ſich ſchon lange wünſcht, dafür 1 / Millionen ℳ einzuſetzen; Wir egehen dabei von der Idee aus, daß das nicht ein Volksbade⸗ anſtalt ſein ſoll in der Art; der Anſtalt in der Krummenſtraße, wo wir allerdings bemüht ſind, für ein ſehr billiges Geld dem Volke Bäder zu bieten, ſondern wir wollen, daß dieſe Bäder ſachgemäß bezahlt werden ſollen, und daß wir, wie es in anderen Städten, z. B. in München, auch geſchieht, nur an einem oder zwei Tagen der Woche auch ganz billige Bäder dort verabreichen laſſen. Es iſt anzunehmen, daß den Bewohnern des Oſtens, die für ſich oder ihre Kinder ein Bad nehmen wollen, es nicht ſo darauf ankommt, ob ſie 30 oder 40 Pf. dafür bezahlen, und für diejenigen, die das eben nicht zahlen können, wird an beſtimmten Tagen in der Woche auch ein billigeres Bad hergerichtet werden. Schließlich haben wir dann zur Abrundung den Grundſtückserwerbsfonds um 202000 ℳ erhöht. Ich habe nun dieſe ganzen 26 Millionen in fünf Gruppen geteilt, nämlich in ſolche, welche für induſtrieelle Unternehmungen ausgegeben werden und daher Zinſen und Amorſation ſelbſt decken, ferner für Schulen, zu deren Bau wir durch Geſetz gezwungen ſind, drittens Ausgaben für ſoziale Ein⸗ richtungen, viertens Straßen⸗ und Brückenbauten, , fünftens die kleine Rubrik Kursverluſte für die alten Anleihen. Meine Herren, was nun die induſtriellen Unter⸗ nehmungen betrifft, ſo iſt ausgeſetzt für die Zentralmarkthalle . 4450000 ℳ, „ „ Kanaliſation .. 2161000 ℳ, „ „ Gasanſtalt 1440000 ℳ, „ „Elektrizität . 1000000 ℳ, „ das Schillertheater . . 2150000 ℳ „ die Schwimmanſtalt 1500000 , das ſind im ganzen 12701000 ℳ, alſo ein beträchtlicher Teil der ganzen Anleiheſumme, bei dem vorausſichtlich dem Stadtſäckel reſp. der Kaſſe der Stadtbürger auch noch nicht ein Silber⸗ groſchen Belaſtung erwächſt; ſondern im Gegenteil, wir werden möglicherweiſe durch die daraus er⸗ wachſenden, ſagen wir einmal. indirekten Steuern in der Lage ſein, eher etwas weniger Steuern ein⸗ zufordern. Bei den Schulſachen ſind vor allen Dingen das Realgymnaſium mit 70000 ℳ und das Reform⸗ realgynaſium mit 1050000 ℳ aufzunehmen, dann 190000 ℳ. für das Direktorwohnhaus in der Wormſerſtraße. Dieſes Haus, das allerdings dazu dienen ſoll, dem Direktor des Gymnaſiums auch Wohnung zu geben, iſt indeſſen gleich ſo entworfen, daß wir durch Vermietung etwas mehr als 4 % ſodaß ich alſo dieſe 190000 ℳ auch nicht unter die Schulausgaben zu