———— I121 die zukünftige Bebauung nur eine ganz geringe Be⸗ deutung. Wohl aber wird an der Stelle, die die beiden Herren Vorredner in Vorſchlag gebracht haben, die Bebauung dermaleinſt in unmittelbare Nähe gerückt, ſodaß alſo, wenn wir die Zukunft betrachten, die Gegend, welche von den beiden Herren Vor⸗ rednern in Vorſchlag gebracht wird, einmal ſehr un⸗ günſtig ſituiert ſein würde. Nun, meine Herren, ſagte ich ſchon, außer den genannten Plätzen gibt es keinen anderen geeigneten Platz in der näheren Umgebung unſerer Stadt. Nur ein Platz könnte noch in Frage kommen, aber erſt in ſpäterer Zeit, und das iſt der Platz jenſeits der Bahn, welche nach Spandau führt. Die Herren wiſſen, daß wir dort einen Hafen bauen wollen, und daß wir dann zu dem Hafen einen ſchienenfreien Zugangsweg herſtellen werden. Sobald alſo der Hafen dort errichtet ſein wird, wird nach meiner Meinung die Löſung der Müllverladung gegeben ſein. Aber ſo lange können wir keinen anderen Platz hier finden. Ich glaube auch, die Befürchtungen inbezug auf den Geruch werden nicht eintreffen. Das Müll wird im allgemeinen in der Woche zwei⸗ oder dreimal aus den Häuſern abgefahren; es befindet ſich alſo bei der Abfuhr noch in einem ziemlich friſchen Zuſtande. Es wird ſich in der Müllverladehalle nicht lange aufhalten, hat alſo keine Gelegenheit, hier noch be⸗ ſonders in Fäulnis überzugehen. Sollte das aber eintreffen, ſo kann man die Eiſenbahnwagen, in denen das Müll aufgeſpeichert liegt, ſehr ſchnell aus der Nähe der Müllverladehalle entfernen. Im allge⸗ meinen werden in der Beuſſelſtraße die Eiſenbahn⸗ wagen zweimal am Tage gewechſelt, ſodaß das Müll alſo nur längſtens 6 Stunden in den Eiſenbahnwagen an der Müllverladehalle ſtehen bleibt. Es iſt aber mit leichter Mühe zu erreichen, daß die Eiſenbahn⸗ wagen alle 2, 3 Stunden weggeſchafft werden. Na⸗ mentlich hier an dieſer Stelle, in unmittelbarer Nähe oder vielmehr direkt auf dem Bahnhof Weſtend, ſind die Lokomotiven zur Hand, die die Eiſenbahnwagen, für den Fall, daß Geruch eintreten ſollte, ſofort an eine andere Stelle ſchaffen können, wo der Geruch keinen Einfluß mehr hat. Nun iſt der Antrag geſtellt worden, man möchte unſere Vorlage vertagen und noch einmal beraten. Ich habe den Antrag des Herrn Dr. Bauer nicht ganz verſtanden, zu welchem Zweck er vertagen will. Herr Stadtv. Braune hat den Wunſch ausgedrückt, man möchle den Antrag der Geſundheitspflegedeputation überweiſen und unterſuchen, ob man nicht einen anderen geeigneten Platz ausfindig machen kann. Gegen die Vertagung würde im allgemeinen nichts einzuwenden ſein. Ich geſtatte mir aber, auf fol⸗ gendes hinzuweiſen. Nach der Bundesratsverordnung ſollte das Müll auf den Bahnhöfen in ſtaubfreier Weiſe verladen werden, bereits ſeit dem 1. Oktober 1904. Auf das Betreiben des Magiſtrats iſt dieſer Termin bis zum 1. April 1905 hinausgeſchoben worden. Aber es iſt der Eiſenbahndirektion von dem Reichseiſenbahnamt in unſerer Gegenwart auf⸗ gegeben worden, mit Sorgfalt darauf zu achten, daß nun auch am 1. April 1905 die Einrichtungen auf allen Bahnhöfen hergeſtellt ſind. Wir haben heute den 1. März; alſo in 4½ Wochen ſoll die Sache fertig ſein. Ich gebe zu, daß wir auch dann, wenn Sie unſere Vorlage heute annehmen, nicht in der Lage ſein werden, bis zum 1. April die Müllver⸗ ladehalle herzuſtellen. Aber, meine Herren es würde, wenn Sie heute vertagen, die Sache um etwa 14 Tage verzögert, und ich befürchte, daß uns dann die Eiſenbahn Schwierigkeiten machen wird. Ich möchte noch eins erwähnen — das habe ich gleichfalls vergeſſen —: die Charlottenburger Abfuhrgeſellſchaft hat genau für dieſe Stelle, an welcher wir unſere Müllverladehalle errichten wollen, bereits eine Genehmigung für die Errichtung einer 1 .. in der Taſche. Wenn wir alſo die Müllverladehalle nicht errichten, ſo wird an dieſer Stelle eine Müllverladehalle von der Charlottenburger Abfuhrgeſellſchaft errichtet; die iſt bereits genehmigt; ich habe den Konſens ſelbſt geſehen. Ich glaube, daß dieſer Umſtand für die Beurteilung unſerer Vor⸗ lage auch von einiger Bedeutung ſein wird. Stadtu. Ir. Freutzel: Meine Herren, ich habe dem Ausſchuß, welcher zur Beratung dieſer Ange⸗ legenheit eingeſetzt war, mit angehört und habe mit der großen Mehrheit geſtimmt, welche Ihnen die Annahme des Magiſtratsantrages pure empfiehlt. Wir haben im Ausſchuß die Bedenken, welche hier von den Herren Kollegen Dr. Bauer und Braune vorgebracht ſind, ſehr eingehend geprüft; wir haben uns aber nicht überzeugen können, daß ſie ſo wichtig ſind, daß ſie eine nochmalige Ausſchußberatung oder eine Umänderung der Vorlage erforderlich machen würden. 2 Herr Dr. Bauer hat geſagt, es wären hygieniſche Bedenken, welche ihn veranlaßten, ſeinen Antrag ein⸗ zubringen. Er hat aber hier im Plenum nicht aus⸗ geführt, welcher Art dieſe hygieniſchen Bedenken wären. Ich muß alſo auf das zurückgreifen, was von ihm und einigen anderen Herren im Ausſchuß geäußert iſt, und auf diejenigen Anſchuldigungen ein⸗ gehen, die man gegen das Müll oder gegen den Müll: ich weiß nicht, wie augenblicklich die Sprache lautet; der Magiſtrat ſagt „das Müll“ (Heiterkeit; Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Beides richtig!) die man gegen das Müll erhoben hat. Man hat in hugieniſcher Beziehung zweierlei angeführt: erſtens es ſtaubt, und zweitens es ſtinkt. Es iſt uns von Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider nach meiner Überzeugung ſehr detailliert und ſehr überzeugend nachgewieſen worden, daß dieſe erſte böſe Eigenſchaft, welche man dieſem Dinge nachgeſagt hat, nicht zutreffen kann, wenn ſo vorgegangen wird, wie es geplant wird, und wenn die Ausführung ſo gemacht wird, wie es uns vorgeführt iſt, und wenn es ſo gehandhabt wird, wie es geſchehen muß. Ich möchte noch einmal hervorheben, daß die Umladung aus dem Müllwagen in die Eiſenbahn⸗ wagen in einem vollkommen geſchloſſenen Hauſe er⸗ folgt, und daß zum größeren Schutz noch um die Wagen während der Umſchüttung ein Leinwandvor⸗ hang herumgelegt wird. Während der Verladun ſelber iſt das Haus geſchloſſen, und zwar ſo, da der Staub nicht nach außen hinausdringen kann. Nun iſt geſagt worden: ja, wenn nachher die Türen geöffnet werden, dann wird doch der Staub heraus⸗ kommen und wird die unangenehmen Eigenſchaften des Mülls auch weiteren Umgebungen kund tun. Das läßt ſich nun bei ſorgfältiger Handhabung des Betriebes vollkommen vermeiden; unter Umſtänden iſt lediglich eine Brauſevorrichtung erforderlich, um das verſtaubte, trockene Müll niederzuſchlagen und auf dieſe Weiſe vollkommen unſchädlich zu machen. Daß die Müllwagen, welche den Transport durch die Straßen beſorgen, nicht ſtauben, iſt von allen Seiten anerkannt worden; das wird namentlich zutreffen