—— 123 —— Eile ſo groß iſt, wie der Herr Stadtbaurat hier geſagt hat, dann wird uns ſchließlich weiter nichts übrig bleiben, als ſofort den Magiſtratsantrag anzu⸗ nehmen. Ich möchte ferner noch zu bedenken geben, meine Herren, daß wir den Einwand von dem Badeanſtalts⸗ beſitzer nicht ſo furchtbar ernſt nehmen dürfen, wie er hier von einer Seite dargeſtellt worden iſt. Es handelt ſich um ein Privatunternehmen. Wenn der Badeanſtaltsbeſitzer Görgs auch das hygieniſche Intereſſe in den Vordergrund ſchiebt, möchte ich doch meinen, daß einige Zweifel daran beſtehen, ob nicht hauptſächlich ſeine kapitaliſtiſchen Intereſſen in Betracht kommen und ihm an deren Wahrung hauptſächlich gelegen iſt. Ich bin gar nicht der Meinung, daß eine offene Badeanſtalt ſo viele Vor⸗ züge vor einer en hat, wie es unſere ſtädtiſchen Badeanſtalten ſind mit künſtlicher Zuleitung. Das offene Waſſer in der Nähe einer großen Stadt iſt immer ein bischen verdächtig, und wenn Typhus⸗ epidemien uſw. herrſchen, dann möchte ich mich hüten, in ſolchem Waſſer zu baden. Das Waſſerleitungs⸗ waſſer, das filtriert iſt, iſt in dieſer Hinſicht ſicherer. Sollte wirklich der Einwand, daß die offene Bade⸗ anſtalt unter der Müllabfuhrſtelle leide, zutreffen, dann würden wir beantragen, daß dort in der Nähe eine ſtädtiſche Volksbadeanſtalt, welche gegen alle Einflüſſe geſichert iſt, gegründet wird. Damit können wir das hygieniſche Gewiſſen des Herrn Görgs beruhigen. Zuletzt möchte ich mir die Anfrage erlauden, warum der Antrag ſo ſpät eingegangen iſt, daß uns ſchließlich die Sache an den Hals geht. Wäre er früher gekommen, hätten wir die Sache beſſer über⸗ legen können. Wie dem aber auch ſei, jetzt iſt es ja zu ſpät, und ſo möchte ich im Hinblick auf die Eile, und weil ich überzeugt bin, daß die Bedenken ſo ſchlimm nicht ſind, wie ſie von einer Seite dar⸗ geſtellt wurden, und weil, wenn die Stadt eine Abladeſtelle baut, wie Herr Kollege Dr. Frentzel das ſchon im Ausſchuß ſagte, ſie dieſe in hygieniſcher Beziehung viel beſſer bauen wird als eine kapitaliſtiſche Geſellſchaft, — von dieſen Geſichtspunkten aus möchte ich doch bitten, den Magiſtratsantrag anzu⸗ nehmen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Ich habe inzwiſchen den Antrag des Herrn Dr. Bauer geleſen; er geht dahin, der Magiſtrat möchte einen andern Platz ausſuchen. Ich habe in Bezug auf dieſen Antrag ſchon das Nötige geſagt: es gibt keinen andern Platz außer dieſen beiden. Ich glaube alſo, mit Rückſicht darauf kann der Antrag des Herrn Stadtv. Dr. Bauer ruhig abgelehnt werden. (Stadtv. Dr. Bauer: Neue Gasanſtalt!) — Nein, meine Herren, bei der Gasanſtalt 11 geht es nicht, weil die Eiſenbahn dort hoch auf einem Damm liegt. Wenn man da in die Höhe gehen wollte, müßte man beſondere Aufzüge anlegen, die den Betrieb außerordentlich verteuern würden. Ohne Aufzüge kann man da nichts machen. Der Herr Stadtv. Heinzelmann hat aus unſerer Vorlage herausgeleſen, daß wir beabſichtigen, die Müllabfuhr zu verſtadtlichen. Das iſt allerdings richtig. In dieſer Vorlage ſteht ausdrücklich, daß wir Ihnen in allernächſter Zeit ich ſetze allerdings voraus, daß die Deputation und der Magiſtrat ſich mit dem vorliegenden Projekte einverſtanden erklären werden — eine ſolche Vorlage unterbreiten werden. Wir ſtellen dann natürlich der Stadtverordneten⸗ verſammlung anheim, unſere Vorlage anzunehmen oder abzulehnen. Aber auch den Fall, daß aus der Verſtadtlichung der Müllabfuhr nichts werden ſollte, haben wir in unſerer Vorlage berückſichtigt. Es heißt am Schluß unſerer Vorlage, wie folgt: Sollte aber die Verſtadtlichung der Müllab⸗ fuhr aus irgendwelchen Gründen nicht durch⸗ geführt werden können, ſo wird es doch möglich ſein, die Verladehalle an die Abfuhrunternehmer zu einem die Deckung der Vorſchüſſe ermög⸗ lichenden Mietspreiſe zu verpachten. Alſo auch für dieſen Fall würde die Müllverlade⸗ halle nicht überflüſſiig erbaut ſein. Ich glaube, daß Herr Stadtv. Heinzelmann mit dieſer Auskunft zu⸗ frieden geſtellt ſein wird. Der Herr Stadtv. Dr. Zepler hat einige Be⸗ denken inbezug auf die Badeanſtalt in der Sophie Charlottenſtraße geltend gemacht. Meine Herren, ich will mich nicht des Näheren auf die Bedenken ein⸗ laſſen und mich damit beſcheiden, zu erklären, daß ich dieſe Bedenken teile. Herr Stadtv. Dr. Zepler hat ferner gefragt, weshalb wir ſo ſpät kommen. Ich habe dieſe Frage bereits im Ausſchuß beantwortet. Es hängt das — ich möchte das hier in der Offentlichkeit nicht wieder⸗ holen, wenigſtens nicht ohne triftigen Grund — mit dem Monopol zuſammen, das ſich zu bilden droht. Erſt dieſer Umſtand, daß jetzt das Monopol zu kommen droht, hat uns veranlaßt, ſchnell zuzugreifen, und das war eben ſo ſpät, daß wir nicht früher kommen konnten. Ich möchte, weil es mir an die Hand gegeben worden iſt, noch einmal darauf hinzuweiſen mir erlauben, daß, wenn wir eine Müllverladehalle nicht bauen, dann die Charlottenburger Abfuhrgeſellſchaft genau an dieſer Stelle, an welcher wir die Müll⸗ verladehalle bauen wollen, eine Müllverladehalle er⸗ richten wird. Es wird alſo unweigerlich eine ſolche an dieſe Stelle kommen. Die Genehmigung für dieſe Müllverladehalle hat die Charlottenburger Ab⸗ fuhrgeſellſchaft bereits erhalten. (Zuruf: Iſt das ſicher?) Die Genehmigungsurkunde habe ich geleſen. Stadtv. Braune: Einige kurze Bemerkungen zu den Außerungen des Herrn Stadtbaurats. Meine Herren, die Umladehalle würde, am verlängerten Fürſtenbrunner Wege angelegt, doch viel weniger ſtören als an der verlängerten Sophie Charlotten⸗ ſtraße. Ich habe mich perſönlich von den Verhält⸗ niſſen überzeugt. Die Müllwagen haben nicht, wie an⸗ gegeben bis zur ganzen Höhe, ſondern nur bis zu zwei Dritteln der Höhe des Spandauer Berges hin⸗ aufzufahren, nach zwei Dritteln der Höhe biegt der Fürſtenbrunner Weg ab. Es werden nicht in dem Maße, wie es geſchildert iſt, eventl. in Mitleiden⸗ fant gezogen Krankenhaus, Kirchhof, Selterswaſſer⸗ abrik Fürſtenbrunn, die alle weſtlich vom Fürſten⸗ brunner Weg liegen, da infolge des vorherrſchenden bekannten Spandauer Weſtwindes die Gerüche und der Staub von den Müllwagen nicht dort hinüber getragen werden, mit Ausnahme kurzer Zeit bei Oſtwind. Außerdem bemerkte der Herr Stadtbaurat, daß die Müllverladehalle 120 Meter von der Badeanſtalt entfernt errichtet werden ſoll. Der Beſitzer hat mir ſelber vorgemeſſen, daß die Grenze ſeines Grundſtücks — das er bis zu derſelben mit Licht⸗, Sonnen⸗ und Luftbädern, die in neuerer Zeit viel in Aufnahme kommen und ſich gut bewährt haben, voll bebauen muß — nur ca. 40 Meter von dieſer projektierten