— 121 — Müllumladeſtelle, entfernt iſt, die ihm von einem Beamten als ſolche bezeichnet wurde. Herrn Kollegen Dr. Frentzel möchte ich bitten, ſich doch einmal bei den Anwohnern der Beuſſel⸗ ſtraße zu erkundigen, wie unangenehm dort die Be⸗ läſtigungen empfunden werden, die beſonders durch die Ausdünſtungen und das Stauben von Müllwagen entſtehen, die dort in langer Reihe oft ſtundenlang an heißen Sommertagen aufgefahreu ſind und nicht immer ſo ſchnell abgefertigt werden können, wie das wohl wünſchenswert wäre. Außerdem ſtehen die mit Müll beladenen Lowries, überdeckt mit einfacher Lein⸗ wand, ſtundenlang dort — es ſoll vorgekommen ſein, daß ſie tagelang geſtanden haben, ehe ſie weggefahren wurden, wegen der öfteren großen Inanſpruchnahme des Eiſenbahnmaterials zu den Ferienreiſen und anderen Zwecken. Meine Herren, alles das veranlaßt mich, Sie zu bitten, die Sache zu vertagen, ein Zeugnis der Geſundheitskommiſſion einzuholen und den Magiſtrat zu erſuchen, Schritte zu tun, um die von mir bezeichnete Stelle doch noch in Ausſicht zu nehmen, da deren Umgebung vorläufig auf lange Zeit nicht bebaut werden kann. Wir haben doch bloß mit dem unteren Teile des Fürſtenbrunner Weges zu tun, mit der Oberförſterwieſe, wo vorläufig nur die Pumpſtation errichtet werden ſoll; von anderer Bebauung dürfte vorläufig dort keine Rede ſein. (Die Beſprechung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtu. Seibertz (Schlußwort): Die vom Kollegen Heinzelmann angeſchnittene Frage der Verſtadtlichung der Müllabfuhr iſt bereits Gegen⸗ ſtand der Erörterung im Grundbeſitzerverein von Charlottenburg geweſen. Dieſer Verein hat durch ein Geſuch vom 28. November 1904 die Stadt er⸗ ſucht, die Müllabfuhr zu verſtadtlichen. Unter anderem wird darin geſagt: die Müllabfuhr würde mit einem Schlage alle ihr heute anhaftenden hygieniſchen und wirtſchaftlichen Schäden verlieren, wenn die Stadt⸗ verwaltung die Ordnung dieſer Frage in die Hand nehmen wollte uſw. In derſelben Petition wendet ſich der Grundbeſitzerverein von Charlottenburg an Magiſtrat und Stadtverordnete mit dem Geſuch, an der jetzt geplanten Stelle die Müllverladeſtelle zu errichten, und zwar in Anſehung des Umſtandes, daß durch die Halle ein ſtaub⸗ und geruchfreies Verfahren herbeigeführt wird. Es liegt jetzt eine neue Petition des Grund⸗ beſitzervereins vom 28. Februar d. I. vor, worin dieſer bittet, die Bedenken, welche der Badeanſtalts⸗ beſitzer Görgs geltend macht, zu prüfen. Das iſt ausreichend im Ausſchuß % Gerüche ſind tat⸗ ſächlich nicht zu befürchten bei dem in Ausſicht ge⸗ nommenen Verfahren. Ich habe bereits im Aus⸗ ſchuß in Anregung gebracht, ob es nicht im Intereſſe der Arbeiter in der Halle geboten ſei, einen Schlot aur Lüftung der Halle anzubringen; was mir notwendig zu ſein ſcheint. Der Herr Stadtbaurat hat das auch bereits zugeſagt. Staub werden wir nicht haben; von einer Verunreinigung des Waſſers kann nicht die Rede ſein! Wir ſehen alle Tage unſere Müll⸗ wagen auf der Straße; die Räder ſind jetzt bei dem trockenen Wetter annähernd ſauber. Es entſteht ja, wenn die Müllkäſten entleert werden, eine kleine Staubwolte, dieſe wird ſich auch in der Halle entwickeln, aber nicht nach draußen dringen. Von einer Ver⸗ unreinigung der Luft in weiterem Umkreiſe durch die Gerüche kann — wie ſchon geſagt — nicht die Rede ſein. Ich empfehle Ihnen nochmals die Annahme der Magiſtratsvorlage, weil die Anlage dringend iſt und keinen Aufſchub leidet. Vorſteher Roſenberg: Wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. Ich nehme jetzt an, Herr Stadtv. Braune, daß Ihr Antrag ein Kbmndiger Antrag iſt, nicht etwa ein Unterantrag zu dem Antrag des Herrn Stadtv. Dr. Bauer, und daß Ihr Antrag dahin geht, die Verfammlung wolle die Beratung und Entſchei⸗ dung über die Magiſtratsvorlage vertagen und den Magiſtrat erſuchen, zunächſt eine Auskunft oder ein Gutachten der Deputation für Geſundheitspflege ein⸗ zuholen. — Iſt das richtig? (Stadtv. Braune: Jawohl!) Dann laſſe ich zunächſt über den Antrag des Herrn Stadtv. Braune abſtimmen. (Der Antrag wird abgelehnt.) Wir kommen nun zum Antrag des Herrn Stadtv. Dr. Bauer, den ich nochmals vorleſen werde: Die Verſammlung wolle beſchließen: Wir erkennen an, daß die Errichtung einer Müllverladehalle ein dringendes Bedürfnis iſt; wir können uns aber aus hygieniſchen Gründen mit der Errichtung an der vorgeſchlagenen Stelle nicht einverſtanden erklären und erſuchen den Magiſtrat, für die Crrichtung einen andern Platz vorzuſchlagen. (Der Antrag wird abgelehnt. Die Verſammlung beſchließt darauf nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: Der Errichtung einer Müllverladehalle auf dem Güterbahnhofe Weſtend nach dem vorge⸗ legten Entwurf wird zugeſtimmt. Die Koſten hierfür im Betrage von etwa 69300 ℳ ſind den Vorſchüſſen zu entnehmen.) Punkt 11 der Tagesordnung: Vorlage betr. den Stadthaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1905. — Druckſache 66. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, bei der vorgerückten Tagesſtunde und der großen An⸗ zahl Vorlagen, welche wir heute noch zu erledigen haben, werde ich mich möglichſter Kürze befleißigen. Sie müſſen mir aber geſtatten, daß ich den Ihnen heute vom Magiſtrat überreichten Etat doch mit einigen einleitenden Worten und mit einer kurzen Überſicht zur Beratung in Ihrer Mitte geleite. Für die Geſtaltung des Haushaltsplans für das kommende Jahr iſt von größter Wichtigkeit der Ab⸗ ſchluß unſeres verfloſſenen Jahres. Wir können mit dem Abſchluß des Jahres 1903 äußerſt zufrieden ſein; es iſt der beſte Abſchluß, den die Stadt Char⸗ lottenburg je gehabt, und er übertrifft mit etwa 1 100000 ℳs rund um etwa 500000 ℳ noch den⸗ jenigen Betrag, den wir im laufenden Etat dafür einſtellen konnten. Das günſtige Ergebnis dieſes Ab⸗ ſchluſſes war ſ. 3. herbeigeführt insbeſondere durch unſer erſtes ſtädtiſches Werk, durch die Gasanſtalt, welche allein 450000 ℳ. über den Etatsanſatz von 700000 ℳ abgeworfen hat. Sodann waren erhebliche Erſparniſſe bei der Schuldenverwaltung da⸗ durch eingetreten, daß größere Summen zur Rück⸗ verzinſung kamen und in den Etat hineinfloſſen. Es war dies dadurch herbeigeführt, daß große Bauten und große Anleiheunternehmungen etwas ſpäter erſt ins Leben gerufen wurden, als beabſichtigt war, und