—— 129 — noch in der Ausführung befinden, — ich erinnere hier an das Bismarckſtraßenunternehmen, den Auf⸗ ſchluß des Geländes um den Lietzenſee, an Neu⸗ Weſtend, an die Erſchließung des Teils jenſeits der Spree — werden, ſo hoffen wir, der Stadt neue wirtſchaftliche Kraft und damit auch neue Steuern bringen, und wir geben uns im Magiſtrat der Hoff⸗ nung hin, daß nach einigen ſparſamen Uber⸗ gangsjahren jedenfalls die Entwicklung der Stadt eine günſtige ſein wird, und daß das neue beginnende dritte Jahrhundert der Stadtgemeinde ebenſo weiter eine günſtige Entwicklung bringen wird, wie das jetzt zu Rüſte gehende zweite Jahrhundert es ganz be⸗ ſonders in den letzten zwei Jahrzehnten getan hat! Hiermit ſchließe ich, meine Herren, und übergebe Ihnen namens des Magiſtrats den Etat mit der Bitte um wohlwollende Behandlung. (Lebhafter Beifall.) Stadtp. Kaufmann: Meine Herren, erwarten Sie von mir keine lange Etatsrede. Ich will nur den einführenden Worten des Herrn Kämmerers gegen⸗ über kurze Erklärungen abgeben. In die ganze Materie einzutreten, werden wir im Etatsausſchuß Gelegenheit haben, den ich hiermit, und zwar in einer Zahl von 15 Mitgliedern und der gleichen Anzahl von Stell⸗ vertretern, zu erwählen beantragen möchte. Bevor ich einige Punkte, die der Herr Kämmerer uns vorgetragen hat, berühre, möchte ich vorweg be⸗ merken, daß Sie bei uns — und ich hoffe, im Namen der Mehrheit dieſer Verſammlung, nicht allein im Namen meiner Freunde dies ausſprechen zu können — eine Unterſtutzung in Ihren Beſtrebungen finden werden, den Etat ſo zu geſtalten, daß wir mit der Beſteuerung von 100% auskommen werden und aus⸗ kommen müſſen. Ich kann Ihnen ſogar heute ſchon die Verſicherung abgeben — wenn Sie vorhin aus⸗ ſprachen, wir wollen keinesfalls früher als Nachbar⸗ gemeinden etwa dazu übergehen, dieſen Prozentſatz zu überſchreiten —, daß ich von meinem Stand⸗ punkte aus auch in einem ſolchen Falle Sie be⸗ kämpfen und auch dann noch bemüht ſein würde, uns den Prozentſatz von 100% zu erhalten. Denn wir wollen Herren im Hauſe bleiben, wir wollen unſern Etat allein feſtſtellen und nicht in Gefahr geraten, daß nicht nur regierungsſeitig der Etat einer Genehmigung bedarf, ſondern uns noch Poſitionen ohne unſern Willen in den Etat eingeſtellt werden. (Sehr richtig!) Alſo in der Beziehung werden Sie unſere vollſte Unterſtützung finden. Wenn man dieſen Gedanken als einen leitenden hinſtellt, ſo erkenne ich vollſtändig als notwendig an, daß wir viele Wünſche, die wir mit warmem Herzen hegen, auf eine gelegenere Zeit zurückſtellen müſſen. Ich gebe zu, daß wir uns in Charlottenburg augen⸗ blicklich in einem IIbergangsſtadium befinden. Ich ſehe nicht ſchwarz in die Zukunft; aber ich erkenne an, daß wir eine Reihe von Jahren den Etat nicht ſo ſpielend leicht balanzieren werden, wie es uns in dem aufſteigenden letzten Jahrzehnt immer gelungen iſt. Ich höre mit Freude, daß wir auf lIberſchüſſe weiter zu rechnen haben werden, und ich zweifle nicht daran; denn es hat ſich bei uns dauernd gezeigt, daß die Uberſchüſſe gewachſen ſind Ich laſſe die Ausnahme des Jahres 1903 dabei außer Betracht. Sie haben doch eine ſtetige Zunahme der Überſchüſſe his zum Vorjayre gehabt, und ich habe mit meinen Außerungen, die ich im vorigen und vorvergangenen Jahre betreffs der Entwickelung der Steuerſummen gemacht und die man als allzu ſanguin angeſehen hatte, nach Ihren heutigen Ausführungen recht be⸗ halten, wonach Sie auch in den Steuern eine Zu⸗ nahme im Jahre 1904 zu verzeichnen haben, dank der vorſichtigen Einſtellung, die wir auch weiter zu beobachten Anlaß haben. Ich möchte nun darauf eingehen, daß unſere wachſende Schuldenlaſt einen wachſenden Schulden⸗ dienſt in Anſpruch nimmt, und daß naturgemäß jetzt ſchon mit der Amortiſation der 1902 er Anleihe auch von Jahr zu Jahr dieſer Schuldendienſt höhere An⸗ ſprüche an uns ſtellen wird. Sie müſſen aber nicht verkennen, meine Herren, das dasjenige. was wir aus dieſen Schulden geleiſtet, all die Unternehmungen, die wir eingerichtet haben, nicht ausgeführt ſind für die augenblickliche Zeit; ſie ſind in einem Umfange vorgeſehen, daß die Bedürfniſſe der Stadt bei be⸗ deutendem Wachstum auf eine lange Zeit hin aus dieſen Unternehmungen befriedigt werden können. Wir haben einſtweilen den Acker beſtellt; die Saat wird davon in Jahren aufgehen. Die Unterneh⸗ mungen, die Sie erwähnten, unſere eigene Bismarck⸗ ſtraßenerweiterung, dann die Unternehmungen der anderen großen Geſellſchaften, werden uns zweifellos in einer gewiſſen Reihe von Jahren neue große Steuerkräfte zuführen und uns dafür entſchädigen, was wir an Opfern im Laufe der Jahre haben bringen müſſen. Es iſt dann auch nicht zu unter⸗ laſſen, darauf hinzuweiſen, daß wir aus dem Elek⸗ trizitätswerk in einer beſtimmten Friſt, und gerade in derjenigen Friſt, die ich heute als Übergangszeit anſehe, große Beträge ernten werden. Wir ſind durch unſern Pachtvertrag für eine Reihe von Jahren noch gebunden. Wenn wir nach 5 Jahren freie Herren geworden ſind, wird das Elektrizitätswerk uns gleich der Gasanſtalt ganz bedeutende Zuſchüſſe abwerfen. Bei der Gasanſtalt muß ich ja bedauern, daß wir unſerer eigenen Ausführung gemäß uns Feſſeln anlegen müſſen. Wir können dem Gedanken, viel⸗ leicht von den Überſchüſſen der Gasanſtalt auch dem Verbraucher etwas zu Gute kommen zu laſſen, keinen Ausdruck verleihen in einer Zeit, wo wir die Balan⸗ zierung des Etats mit Schwierigkeiten zu vollziehen haben. Auch dieſer Wunſch muß auf eine beſſere Zeit verſchoben werden. Meine Herren, die Laſten, die wir für die Schule übernehmen, werden mit Freuden von uns allen getragen werden. (Sehr richtig!) Wenn der Herr Kämmerer in einem gewiſſen Vor⸗ gefühl davor warnen zu müſſen glaubte, daß man die Waldſchule, ſo ſchön ſie ſich auch anließe, nicht allzu ſchnell weiter fordern ſollte, ſo kann ich ihm nicht verſprechen, daß wir bei den Beratungen im Aus⸗ ſchuß nicht doch noch auf eine baldige Erweiterung dieſer Waldſchule zurückkommen werden. Ich laſſe das dahingeſtellt; ich will es nicht als unbedingtes Erfordernis bezeichnen; und wenn Ihnen im Etats⸗ ausſchuß nicht gelingt, mich zu überzeugen, daß die Reſultate, die wir in der kurzen Zeit gehabt haben, einen günſtigen Rückſchluß auf das Ganze noch nicht zulaſſen, ſo glaube ich, Ihnen nicht erſparen zu 2önnen, eine Erweiternng der Waldſchule zu befür⸗ worten. Sie hat ſich nach dem oberflächlichen Bilde ſo ſegensreich geſtaltet, daß die Summe, die dafür aufzuwenden wäre, in keinem Verhältnis zu dem Segen ſteht, den wir Fernſtehenden wengſens in dieſer Einrichtung erblicken.