wird. Ich erſuche Sie, dieſe beiden Poſitionen ab⸗ zulehnen. Stadtv. Otto: In einem Punkte hat der Herr Vorredner Recht: dieſe Poſition hat den Etatsaus⸗ ſchuß auf das eingehendſte beſchäftigt; im übrigen aber kann ich ſeinen Ausführungen nicht zuſtimmen, weder im allgemeinen, noch im beſonderen. Zunächſt überraſcht es mich, daß Herr Kollege Scharnberg von der letzten Ausſchußſitzung bis heute ſeinen prinzipiellen Standpunkt wiedergefunden hat, den er im Ausſchuß vollſtändig verloren hatte. (Hört, hört!) Er hat nicht nur für ſeine Perſon, ſondern es hat auch noch ein zweiter Vertreter der ſozialdemokrati⸗ ſchen Fraktion im Ausſchuß einem Antrage zuge⸗ ſtimmt, der dahin ging, die Summe von 50 000 ℳ auf 25 000 ℳ herabzuſetzen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Alſo von einer prinzipiellen Ablehnung war damals keine Rede. Wenn heute ſich Herr Kollege Scharnberg auf den prinzipiellen Standpunkt ſtellt, ſo weiß ich ja nicht, welche Wandlungen in ihm vorgegangen ſind. Jedenfalls hatte er wohl nicht die Hoffnung, durch durch ſeine Ausführungen uns eine andere Über⸗ zeugung näher gebracht zu haben. (Sehr richtig!) 6 Meine Herren, darüber herrſchte bei der Mehr⸗ heit des Ausſchuſſes — ich nahm ſogar nach der Sitzung an: bei dem Geſamtausſchuß, da auch die beiden Sozialdemokraten für 25000 ℳ zu haben waren — nur eine Stimme: daß dieſer Feſttag ein ſo beſonderer für die Geſchichte Charlottenburgs ſei, daß er auch eine beſondere Feier verdiene und recht⸗ fertige. Aber es iſt eine — ich will hier unerörtert laſſen, ob abſichtlich oder unabſichtlich — falſche Darſtellung des Herrn Stadtv. Scharnberg, wenn er ſagt, daß dieſe Erörterung ſchließlich das Ergebnis gehabt hätte, daß die Feier eine Feier würde, bei der die Uniform den Bürgerrock verdränge. Meine Herren, das direkte Gegenteil iſt der Fall. (Sehr richtig!) Nicht von Seiten der Herren Sozialdemokraten, ſondern von Seiten der bürgerlichen Vertreter iſt eine Debatte über dieſe Poſition im Etatsausſchuß an⸗ geſchnitten worden, und zwar mit der Begründung, daß man die Feier wolle, daß man auch die Summe in dieſer Höhe bewilligen wolle, daß man aber den dringenden Wunſch an den Magiſtrat ausdrücken müſſe, dieſer Feier einen möglichſt bürgerlichen Charakter zu geben. Es iſt geradezu betont worden, man wünſche nicht eine Feier, die einen ausſchließlich höfiſchen Charakter habe, nicht eine Feier, die etwa eine Feier wäre für Mitglieder der hohen Bureau⸗ kratie, nicht eine Feier — und das iſt wörtlich ge⸗ ſagt worden, ich kann mich dafür verbürgen, da ich es ſelbſt geſagt habe —, in der die Uniform den ſchlichten Bürgerrock verdränge, ſondern eine Feier, in deren Mitte die Stadt Charlottenburg und ihre Bürgerſchaft ſtehe, und zwar die Bürgerſchaft in den berufenen Vertretern, nicht nur durch Magiſtrat und Stadtverordnete, ſondern vor allem auch durch die Ehrenbeamten, die im Dienſte der Stadt tätig ſind. Es iſt daraufhin von dem Herrn Vertreter des Magiſtrats ausdrücklich erklärt worden, daß eine derartige Feier auch ſeitens des Magiſtrats geplant ſei. daß man ſich alles unnötigen Prunkes enthalten und der Feier einen durchaus bürgerlichen Eharakter geben wolle. 146 Es iſt des weiteren dann geſagt worden, daß über dieſe Feier uns noch eine beſondere Vorlage zugehe, und darum, meine Herren, erübrigt es ſich für uns, heute in eine ſpezielle Beſprechung dieſer Frage einzutreten. Ich beſchränke mich deshalb auf dieſe allgemeine Darlegung, um der unrichtigen Dar⸗ ſtellung des Herrn Kollegen Scharnberg entgegenzu⸗ treten, und ſchließe mit der Bitte, daß die Mehrheit die Summe bewilligen möge. (Bravol) „Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Otto, eine Außerung von Ihnen läßt es zweifelhaft, ob Sie dem Herrn Stadtv. Scharnberg eine abſichtlich falſche Darſtellung eines Vorganges in dem Ausſchuß haben unterſtellen wollen. Ich würde einen ſolchen Vor⸗ wurf für unzuläſſig erklären. Stadtv. Dr. Borchardt: Die letzte Bemerkung des Herrn Vorſtehers enthebt mich der Aufgabe, auf dieſe Außerung des Herrn Vorredners noch einmal einzugehen. Von einer abſichtlich falſchen Darſtellung ſeitens des Kollegen Scharnberg kann ja ſelbſtver⸗ ſtändlich keine Rede ſein. (Stadtv. Otto: Ich bitte ums Wort zu einer per⸗ ſönlichen Bemerkung!) Nun findet Herr Stadtv. Otto einen direkten Gegenſatz, ja eine Verleugnung des prinzipiellen Standpunktes, den Herr Stadtv. Scharnberg vorhin zum Ausdruck gebracht hat, in der Haltung der ſozialdemokratiſchen Vertreter im Ausſchuß, indem im Ausſchuß die ſozialdemokratiſchen Vertreter einem Antrage, dieſe Poſition von 50 000 ℳ auf die Hälfte, auf 25 000 ℳ, zu ermäßigen, zugeſtimmt hätten. Wo da der Widerſpruch ſtecken ſoll, und wie der logiſche Gedankengang iſt, der hier einen Wider⸗ ſpruch konſtruieren will, iſt mir durchaus nicht klar. Selbſtverſtändlich ſtehen wir auf dem Standpunkte, dieſe Poſition von 10 000 ℳ vollſtändig zu ſtreichen. Und wenn wir weiter beantragen, auch die Poſition von 40 000 , die mit der Ausgabe von 10 000 ℳ verquickt wird, zu ſtreichen, ſo iſt das durchaus ver⸗ ſtändlich. Wenn nun aber dieſe vollſtändige Streichung abgehnt wird, dagegen von anderer Seite die Herab⸗ ſetzung der Ausgaben, die Beſchräukung der Ausgaben auf 25 000 ℳ beantragt wird, ſo iſt es doch nur logiſch und durchaus kein Widerſpruch, wenn wir dann dieſer beantragten Herabſetzung auf 25 000 ℳ zuſtimmen. Ich erlaube mir daher, da ich vernehme, daß im Etatsausſchuß von anderer Seite beantragt worden iſt, die Poſition von 50 000 ℳ auf 25 000 ℳ herabzuſetzen, dieſen Antrag als einen Eventualan⸗ trag wiederum einzubringen, falls der Prinzipalan⸗ trag des Herrn Kollegen Scharnberg auf Streichung der geſamten beiden Poſitionen abgelehnt wird. Daß wir der Meinung ſind, das Feſt würde kein bürgerliches ſein, das wird ſchon daraus ver⸗ ſtändlich, daß eine Einladung an den Hof ergangen iſt. Es iſt mir nicht bekannt, ob der Hof bereits ſeine Zuſage gemacht hat, daß er kommen wird; aber ſchon die Einladung an den Hof, der Wunſch, den die Veranſtalter dieſer Feier haben, daß der Hof erſcheinen möge, gibt uns allerdings den Eindruck, daß es ein Feſt ſein ſoll, an dem die übergroße Mehrzahl der Bevölkerung, als deren Vertreter wir uns fühlen, ein beſonderns Intereſſe nicht haben kann, daß das zweihundertjährige Beſtehen der Stadt Charlottenburg nicht zu einem Freudenfeſt für die große Mehrheit der Bevölkerung gemacht werden