—— 151 — die wir je gehabt haben. Es wird nicht leicht ſein, im Innern der Stadt Erſatz dafür zu finden. Die freien Grundſtücke werden mehr und mehr bebaut, und die Kinder müſſen immer weiter nach der Pe⸗ ripherie) hingehen. Ich glaube nicht, daß ſich große Gärten im Innern von Charlottenburg finden wer⸗ den, die von den Beſitzern zu Jugendſpielzwecken gemietet; werden könnten, wie der Herr Vorredner meint. Wir haben den Verſuch gemacht, die Schulhöfe zu öffnen, um die Kinder, welche bisher auf der Straße geſpielt hatten, nach dieſen Stellen hinzu⸗ leiten, wo man nichts von elektriſchen Bahnen zu befürchten hat. Allein dieſer Verſuch hat ſich nicht bewährt;; Sie werden gefunden haben, daß in dem Etat, der Ihnen vorliegt, nichts mehr für Bewachung der Schulhöfe eingeſtellt iſt. Wir haben jahrelang an dem Verſuch feſtaehalten; aber die Schüler ſind nicht hingekommen. Welche Gründe dafür vorhanden ſein mögen, läßt ſich wohl ahnen. Jedenfalls fühlen ſie ſich nicht beſonders heimiſch auf einem Platze, wo ſie unter der Aufſicht der Lehrer unter den Augen des Rektors vielleicht ſpielen müſſen, wo ſie nicht die Fußbälle benutzen können aus Rückſicht auf die Fenſterſcheiben und die Bäume. Es iſt ſehr zu be⸗ dauern, aber die Verſuche ſind hier wie anderwärts geſcheitert. Ich glaube nicht, daß wir auf dieſem Wege gute Reſultate erzielen werden. Der Gedanke, die Dächer zu Spielplätzen ein⸗ zurichten, hat uns längſt beſchäftigt. Die Hochbau⸗ deputation hat vor vielleicht einem Jahre auf Ver⸗ anlaſſung der Schuldeputation einmal darüber be⸗ raten; aber aus techniſchen Gründen iſt man daſelbſt zur Ablehnung gekommen. Auch heute noch habe ich Gelegenheit gehabt, mit dem Herrn Stadtbaurat für den Hochbau bei einem geplanten Neubau dieſen Punkt zu erörtern; aber wir haben auch hier den Plan gleich wieder fallen laſſen. Wie ſich Herr Dr. Zepler es denkt, große eiſerne Gerüſte über den Straßen zu bauen, um die ſpiel⸗ frohe Schuljugend dorthin zu lenken, vermag ich mir nicht vorzuſtellen. Es iſt mir auch nicht bekannt, daß auf dieſem Wege ſchon etwas verſucht worden iſt. Die einzige Möglichkeit iſt wohl, an der Peri⸗ pherie große Spielplätze anzulegen, die geräumig genug ſind, um Hunderte von ſpielenden und tur⸗ nenden Schülern aufzunehmen. Wir haben uns be⸗ müht, ein ſolches Projekt auszuarbeiten; am nächſten Freitag wird ſich die Deputation für die Geſund heitspflege damit beſchäftigen. Ich höre, daß der Herr Vorredner ja Mitglied dieſer Deputation iſt; ich rechne daher auf ſeine freundliche Mitwirkung. Es iſt geplant, daß wir den Fiskus bitten, uns einen Platz von etwa 20 Morgen im Grunewald hart an der Charlottenburger Grenze zur Verfügung zu ſtellen, auf dem wir eine ganze Anzahl von Plätzen neben einander anlegen: eine große Laufbahn, Plätze für Ballſpiele, Barlaufen und Lawn⸗Tennis, dann auch einen großen Turnplatz; vielleicht wird ſich auch die Errichtung eines Luftbades dort empfehlen. Es ſchweben noch die Vorberatungen darüber, aber wir wollen — wir haben es im Etatsausſchuß ſchon zu⸗ geſagt — die Angelegenheit möglichſt beſchleunigen. Es wird ſich ſpäter wohl ermöglichen, auch in der Jungfernheide einen ähnlichen Spielplatz anzu⸗ legen. Dort werden wir ja Terrain genug dafür zur Verfügung haben. — Aber gegenwärtig, glaube ich, würde es noch verfrüht ſein, ſich dahin zu wenden. Die Charlottenburger gehen, wenn ſie ſich in das Freie begeben, lieber in den Grunewald als in die Jungfernheide. Später, wenn erſt das Gelände dort weiter bebaut iſt, wenn die elettriſche oder die Hoch⸗ bahn dieſe Gegend erſchloſſen hat, wird es ganz anders werden. Ich hoffe, daß es gelingt, uns we⸗ nigſtens noch an der Peripherie für lange Zeit Spiel⸗ plätze zu ſichern. Stadtv. Dr. Zepler: Das Grunewaldprojekt, das der Herr Vorredner eben erwähnt hat, begrüße ich mit großer Freude. Indeſſen iſt es nicht das, worauf es hier eigentlich ankommt. Die Schulkinder ſind nicht jederzeit in der Lage, nach dem Grunewald hinaus zu gehen oder zu fahren. Das koſtet Zeit und auch Geld. Es handelt ſich darum, wo man die Kinder in einer freien Stunde unterbringt, wenn die Luft oben in der Wohnung zu ſchwül wird. Wo ſollen ſie in der kurzen Zeit hin? Da können ſie nicht in den Grunewald; da gehen ſie auf die Straße. Daher habe ich an das Projekt der Dächer und der Brücken über der Straße gedacht. Wenn der Herr Vorredner ſagt, wie ich mir das denke mit den Dächern und Brücken, ſo muß ich er⸗ widern: ich bin kein Ingenieur. Aber wenn es ge⸗ lungen iſt, einen Eiffelturm zu bauen und das viel weniger gewaltige Werk der Hochbahn, dann muß auch das wieder noch geringere Werk gelingen, eiſerne Gerüſte zu bauen über großen Plätzen und über Straßenzuge hinweg. Beſonders von zwei gegen⸗ überliegenden Häuſern aus, wenn die Straße nicht zu breit iſt, könnten ſehr wohl auf genügend ſtarken Stützen Brücken gebaul werden über die Straße weg. (Heiterkeit.) Ja, alles Neue klingt lächerlich, aber das hier muß ſich wohl ausführen laſſen. Ich meine, wenn der ernſte Wille da iſt, dann werden unſere Hochbau⸗ techniker auch in der Lage ſein, das Problem zu löſen. Ich kann als Laie nur eine Anregung geben. Mir ſcheint das gar nicht lächerlich zu ſein; ich möchte doch bitten, das zu erwägen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Otto (Schlußwort): Ich will nur bemerken, daß die Frage der Spielplätze auch den Etatsausſchuß beſchäftigt hat. Im Jahre 1904 hatte der Etatsausſchuß folgende Reſolution empfohlen, die auch die Stadtverordnetenverſammlung angenommen hat: Der Magiſtrat wird erſucht, rechtzeitig für Be⸗ ſchaffung von Spielplätzen Sorge zu tragen. Mit Rückſicht auf dieſe Reſolution iſt im Etats⸗ ausſchuß dieſe Frage angeſchnitien worden. Der Etatsausſchuß hat zwar davon abge ſehen, auch für dieſes Jahr eine ähnliche Reſolution zu empfehlen; er hat den Magiſtrat aber auf das dringenſte erſucht, dieſe Frage im Auge zu behalten und baldigſt zu löſen. Wir dürfen alſo hoffen, daß wir zu einem Fortſchritt in dieſer Angelegenheit mit der Zeit kommen werden. Vorſteher Roſenberg: Einen beſonderen Antrag haben Sie nicht geſtellt, Herr Dr. Zepler? (Stadtv. Dr. Zepler: Nein!) Zu einem andern Punkte dieſes Kapitels hat das Wort Herr Stadtv. Dörre. Stadtu. Dörre: Ich beantrage, in Poſition 23, Lernmittel für die Kinder der Gemeindeſchulen, 100000 ℳ einzuſetzen. Meine Herren, wie Sie wiſſen, iſt die Einführung der freien Lernmittel eine