—— 157 — Zum Beweiſe dafür möchte ich Ihnen einmal vorleſen, was in einem Protokoll vom 19. Februar des vorigen Jahres geſtanden hat — das iſt 13 Mo⸗ nate her! —; da heißt es: 2 Ferner wird angeregt, für eine beſſere Aus⸗ ſchmückung des Wittenbergplatzes Sorge tragen zu wollen. Der Ausſchuß nimmt hierbei Kenntnis von der Magiſtratsmitteilung, daß bezüglich der Ausſchmückung dieſes Platzes bereits Erwägungen ſtattfinden. (Heiterkeit.) Meine Herren, das iſt 13 Monate her; von den Erwägungen haben wir noch nicht einen Ton gehört. Überall, wo ich herumgehorcht habe, iſt mir geſagt worden — von der einen Seite: laſſen Sie man, das wird reguliert, wenn der Notanslaß da iſt, der über den Wittenbergplatz kommen ſollte, ſo⸗ bald der dorthin kommt, wird alles gemacht: von einem andern Herrn: ſowie Sie das Denkmal kriegen — vielleicht ſollten wir den Elephanten hierher kriegen — (Heiterkeit) ſowie Sie das Denkmal nach dem Wittenbergplatz bekommen, wird der ganze Platz reguliert. — Meine Herren, nun nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich etwas ſkeptiſch geworden bin und nicht daran glaube, was der Herr Baurat ſagt. (Erneute Heiterkeit.) Ich zweifle ja garicht daran, daß es richtig iſt, was der Herr Stadtbaurat uns hier mitgeteilt hat; aber ich will es Ihnen billiger machen; ich verzichte auf Moſaikpflaſter, ich verlange nur, daß Sie uns eine Aufſchüttung der Wege ſo herſtellen laſſen, wie die Untergrundbahn das hat machen müſſen, ſodaß man trockenen Fußes darüber gehen kann. Das kann nicht viel koſten; ſo viel muß da ſein. In dieſem Sinne halte ich meinen Antrag aufrecht. (Bravo!) Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, mit dem Notauslaß hat es folgende Bewandtnis. Als wir für den Wittenbergplatz einen Brunnen projek⸗ tierten, mußten wir dafür ſorgen, daß das Waſſer, welches der Brunnen liefert, unſchädlich abgeführt wird, und das machte inſofern große Schwierigkeiten, als ſolches Waſſer in die Kanaliſation nicht aufge⸗ nommen wird, und daher durch beſonders herzu⸗ ſtellende Leitungen den öffentlichen Waſſerläufen, hier alſo dem Landwehrkanal, zugeführt werden muß. Nun koſtet aber eine ſolche Anſchlußleitung nach den damaligen Berechnungen etwa 13 000 ℳ. Ich habe daher geſagt: das iſt unmöglich, wir können ſo viel Geld nicht opfern, wir müſſen erſt warten, bis Schöneberg den Notauslaß über den Nollendorfplatz baut, und dann das Brunnenwaſſer in dieſen einleiten. — Der Notauslaß iſt übrigens heute noch nicht fertig, und inſofern ſtünde die Sache heute noch genau ſo wie damals. — In der Zwiſchengeit aber hat ſich folgendes geändert. Wir wiſſen, daß es Mittel gibt, das 1 welches ein Brunnen liefert, immer wieder zu benutzen, immer wieder in den Brunnen hineinzupumpen, und dies Mittel haben wir bereits bei dem Brunnen am Nollendorfplatz angewandt und haben dort die ÜUberzeugung gewonnen, daß ſich die Sache tadellos machen läßt. Ietzt fällt natürlich die Schwierigkeit, die wir damals be⸗ fürchteten, fort; nunmehr brauchen wir keine beſondere Ableitung des Waſſers aus dem Brunnen nach dem Landwehrkanal oder nach dem Notauslaß hin. Wir können nun unſeren Wittenbergplatz mit dem Brunnen ausſchmücken zu einer rbeliebigen Zeit und haben nicht nötig, auf die Herſtellung eines Notauslaſſes zu Das iſt die Bewandtnis mit dem Not⸗ auslaß. Nun höre ich von dem Herrn Stadtv. Bruns — ich habe ihn wenigſtens ſo verſtanden — daß er nicht wünſcht, daß die Wege auf dem ſüdlichen Teil des Wittenbergplatzes gepflaſtert werden, ſondern daß er nur wünſcht, ſie ſollen mit einer Promenaden⸗ befeſtigung verſehen werden. Ich möchte bemerken: ſie ſind mit einer ſolchen Promenadenbefeſtigung zurzeit verſehen. Ich entnehme aus der Antwort des Herrn Bruns aber, daß das, was dort beſteht, ausgebeſſert werden ſoll, und zwar gründlich ausge⸗ beſſert werden ſoll. Nun, meine Herren, dem ſteht nichts im Wege, das kann ich Ihnen ſchon verſichern, 8 brauchen wir gar keine beſonderen Mittel im Etat. (Zuruf: Warum geſchieht es denn nicht?!) Wenn es ſich nicht um eine beſondere Pflaſterung handelt, ſondern um eine gründliche Ausbeſſerung des vorhandenen Zuſtandes — meine Herren, ſo verſichere ich Herrn Bruns, daß ſofort Abhilfe ge⸗ ſchehen wird. Ich glaube, es hat mich ſchon vor 14 Tagen einer der Herren Stadtverordneten auf die ſchlechten Zuſtände am Wittenbergplatz aufmerkſam gemacht, und ich habe dem Herin bereits geſagt, daß ſolche Mißſtände ſelbſtverſtändlich beſeitigt werden würden. Wenn Herr Stadtv. Bruns mich früher davon unterrichtet hätte, daß ſolche Mißſtände beſtehen, Sie können ſich darauf verlaſſen, ſie wären längſt beſeitigt. Alſo das ſtelle ich Ihnen in Aus⸗ ſicht, wir werden ſofort herangehen, die Arbeiten in Angriff zu nehmen, wir werden ſehen, daß wir mit den laufenden Mitteln die Mißſtände ſo weit wie möglich beſeitigen, und ich hoffe, daß dann Herr Stadtv. Bruns zu jeder Jahreszeit über den Platz wird trocknen Fußes gehen können. Stadtv. Heiſe: Ja, meine Herren, wer war nicht überraſcht über die Ausführungen des Herrn Kollegen Bruns? Bei dieſer Gelegenheit fiel mir das alte Schullied ein: Je mehr er hat, je mehr er will, nie ſchweigen ſeine Wünſche ſtill. (Heiterkeit.) Kollege Bruns, wenn Sie behaupten, daß das ſo ſchlimm iſt, daß da die Leute ertrinken können, dann kennen Sie die Verhältniſſe lange nicht in Alt⸗ charlottenburg oder ich will ſagen im Weſten es iſt ja neulich betont worden, es gibt kein Neu⸗ charlottenburg. Meine Herren, wenn Sie damit kommen, dann haben wir die Bedürfnisfrage zu prüfen, und wenn es danach ginge, Herr Kollege Bruns, dann kämen Sie noch längſt nicht heran! (Heiterkeit.) Kommen Sie nur einmal mit mir, wir mollen die Schloßſtraße im Dunkeln einmal abwandeln; (große Heiterkeit) dann fallen Sie immerzu hin und werden ſchon ſagen: iſt das Pflaſter ſchlecht! Und nun wollen Sie damit kommen und ſagen: da können die Leute ertrinken. Ach nein, Herr Kollege Bruns! Ich hätte angenommen, es ſähe nicht ſo ſehr ſchön aus:; wenn Sie uns aber mit ſolchen Ausführungen über⸗ zeugen wollen, daß da bei Regenwetter Leute ertrinken ſollen, dann nehme ich überhaupt an: es iſt nicht ſo ſchlimm bei Ihnen. Wenn es ſich um ſolche kleinen Sachen handelt, dann brauchen wir nicht ſo gewaltige Leitern anzuſetzen. 24 (Heiterkeit)