—— 164 — getreten, die Müllabfuhr in eigene Regie zu nehmen, die Stadt in verſchiedene Bezirke zu dem Zwecke einzuteilen und die Müllabfuhr im Wege öffentlicher Ausſchreibung an eine oder mehrere leiſtungsfähige Abfuhrgeſellſchaften zu vergeben. Wie Ihnen bekannt iſt, haben wir ſchon in der vorigen Sitzung beſchloſſen, daß am Bahnhof Weſt⸗ end eine Müllverladehalle geſchaffen werden ſoll; der Ausſchuß, der ſich mit der Frage beſchäftigt, hat ſich auch gerade in dem Sinne, wie es der Hausbeſitzer⸗ verein wünſcht, ausgeſprochen. Ich bitte Sie des⸗ wegen, die Petition dem Magiſtrat als Material zu überweiſen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Petitionsausſchuſſes, die Petition 1 dem Magiſtrat als Material zu überweiſen.) Vorſteher Roſenberg: I1I. Petition des Vereins Charlotten⸗ burger Milchhändler betr. ÜUberweiſung eines ſtädtiſchen Grundſtücks zur Errichtung einer Molkerei. Berichterſtatter Stadtu. Kaufmann: Meine Herren, der Verein Charlottenburger Milchhändler tritt mit einer ſehr anerkennenswerten Anregung an die Stadtgemeinde heran. Sie wiſſen, daß wir uns ja ſelbſt ſchon mit der Verſorgung der Säuglinge mit guter Milch beſchäftigt haben, daß eine Deputation von uns eingeſetzt iſt, um die Frage der Steriliſierung und ſonſtiger Abhilfen zu beraten. Während die Beratungen noch gepflogen werden, wendet ſich der Verein Charlottenburger Milchhändler an die Stadtgemeinde mit dem Erſuchen, ihm ein Gelände, ſei es in Erbpacht, ſei es ſonſt pachtweiſe, ſei es zu irgend einem annehmbaren Preiſe kauflich zu überlaſſen mit der Verpflichtung, auf dieſem Gelände — er beanſprucht dazu 200 bis 300 Quadrat⸗ ruten und weiſt auf die Jungfernveide hin — eine Molkerei zu errichten, um dadurch der Stadt die Vorteile der Lieferung einer guten und einwand⸗ freien Milch zu gewähren. Der Gedanke iſt an und für ſich ſehr freudig zu begrüßen, und es wird ja Sache einer ſpäteren Erwägung ſein, inwieweit die Stadtgemeinde, wenn ſie dem Gedanken näher treten ſollte, die nötigen Kautelen für eine Kontrolle einer ſolchen Anſtalt ſchaffen wird. Der Petitionsausſchuß iſt alſo von dem Gedanken durchdrungen, daß dieſer Weg, der unter Mitwirkung der Kommune die wichtige Frage der Verſorgung der Säuglinge mit guter Milch regeln will, viel beachtenswerter noch iſt als der Gedanke der Steriliſierung uſw.; denn durch Steriliſierung wird man ſchlechte Milch niemals gut machen. während, wenn unter Kontrolle der Stadt eine Molkerei errichtet wird, eine Sicherheit für die Lieferung guter Milch vorhanden wäre. Aus dieſen Erwägungen heraus empfiehlt Ihnen der Petitionsausſchuß, dieſe Petition dem Magiſtrat zur wohlwollenden Erwägung zu überweiſen. Stadtv. Dr. Zepler: Ich möchte den Aus⸗ führungen des Herrn gReferenten noch Einiges hinzufügen. Der Antrag der Milchhändler hat bereits die Kommiſſion zur Bekämpfung der Säuglingsſterblichkeit beſchäftigt; er hat der Kommiſſion vorgelegen, und ich habe damals den Antrag ebenfalls warm befür⸗ wortet. Hervorheben möchte ich, daß es ja erſtrebens⸗ werter wäre, wenn die Stadt ſelbſt einen Kuhſtall baute und in eigene Regie übernähme. Hierbei wäre ganz beſonders beachtenswert, daß nach den Aus⸗ führungen des Herrn Profeſſors Dr. Backhaus, des Direktors der Berliner Rieſelfelder, die Rieſelfelder, alſo auch unſere Charlottenburger Rieſelfelder in Zukunft ſehr vorteilhaft zum Anbau von Gräſern verwendet werden könnten, die ein ganz vorzügliches Kuhfutter gewähren, welches auf die Produktion der Milch von beſtem Einfluß wäre. Sollte indeſſen der Magiſtrat und die Verſammlung abgeneigt ſein, dieſem Projekt näher zu meten, ſo bin ich, wie geſagt, auch dafür, daß wir dieſe Genoſſenſchaft der Charlottenburger Milchhändler begünſtigen. Wir würden es in der Tat in unſerer Hand haben, die Produktion der Milch derartig zu kontrollieren, als wenn es unſer eigener Betrieb wäre, und es würde uns dadurch eine gewiſſe Garantie geſchaffen, daß wir aute, einwandfreie Milch bekämen, deren Ver⸗ ſchleiß auch unter den günſtigſten Bedingungen ſtatt⸗ finden könnte. Wir würden auch in die Lage ver⸗ ſetzt ſein, die Milch zu verhättnismäßig villigen Preiſen zu beſchaffen für den eigenen Bedarf der Stadt. Ich erinnere an den großen Bedarf der Krankenhäuſer, deren Milchlieferung durchaus nicht immer zur Zufriedenheit ausgefallen iſt, wie jüngſt in der Krankenhausdeputation feſtgeſtellt wurde; ich erinnere auch an den Verbrauch für Pflege⸗ und Haltekinder Schließlich würde es auch zu erreichen ſein, daß für das Publikum, beſonders für das un⸗ bemittelte eine billige und gute Milch beſorgt werden könnte. Wir hätten es ja in der Hand, bei Ao⸗ ſchlißung des Kontraktes mit dieſer Genoſſenſchaft uns die günſtigen Bedingungen zu ſchaffen. hätten es auch in der Hand, das Vorkaufsrecht für uns in Anſpruch zu nehmen, falls die Molkerei in andere Hände übergehen ſollte, und hätten es auch in der Hand, die Udernahme der Molkerei nach einem Zeit⸗ ranm von vielleicht 10 bis ſpäteſtens 20 Jahren kontraktlich feſtzuſetzen. Auf dieſe Weiſe hätien wir das, was wir brauchen, und zwar gleich in fertiger Geſtalt, ohne erſt ſozuſagen die Kinderkrankheiten durchmachen zu müſſen, die ja jede ſtädtiſche Anſtalt durchmachen muß; wir brauchten nicht zu probieren. Für außerordentlich wichtig halte ich auch, daß die Ställe in der Jungfernheide errichtet werden. Ich würde dem Antrage gern zuſtimmen, daß wir dort einen Raum von 200 bis 300 Quadratruten, vielleicht noch einen größern zur Verfügung ſtellen. Bekanntlich iſt die Tuberkuloſe der Kühe eine Stall⸗ krankheit, die Kühe, welche nicht aus dem Stalle herauskommen, erkranken vorzugsweiſe daran und bilden dann einmal eine Gefahr für die Milch, andererſeits bedeuten ſie eine Schädigung, was den Koſtenpunkt betrifft, indem die tuberkuloſen Kühe einfach verloren gehen. Das würden wir vermeiden, wenn wir die Ställe in der Jungfernheide errichten würden, wo die Kühe aus den Ställen herausge⸗ trieben werden können. Gegen die Säuglingsſterblichkeit werden wir ja unter allen Umſtänden etwas tun müſſen. Die Kommiſſion ſchreitet ja leider nur langſam vorwärts, es hat bis jetzt erſt eine ganze Sitzung ſtattgefunden. Wenn wir aber dem Antrage des Vereins Char⸗ lottenburger Milchhändler zuſtimmen, dann haben wir etwas Handgreifliches, wo unſere Bemühungen einſetzen können, und um das herum wir alle weite⸗ ren Veranſtaltungen gruppieren können: Expedition