— 168 —— Donnerstag als einziger Abend in der Woche für das Perſonal, und an dieſem Abend baden wie Montags die Frauen bis 8½ Uhr; es würde für ſie eine weitere Einſchränkung bedeuten, wollte man auch an dieſem Abend die Badenden durch ſehr eitiges Schließen zu ſchnellerem Verlaſſen der An⸗ ſtalt bewegen. Aus rein praktiſchen Gründen würde ich es überhaupt nicht vertreten können, den einen freien Abend für irgend einen Schwimmverein, wer es auch ſei, herzugeben; das würde eine liberlaſtung der Angeſtellten bedeuten, die nicht zu verantworten wäre. Aber dieſe Erwägungen ſind es nicht allein — ich gehe dabei gleich auf den zweiten Punkt über: bezüglich der Abhaltung eines Schwimmfeſtes dies iſt nicht allein der Grund, der den Magiſtrat ver⸗ anlaßt hat, das Geſuch des „Vorwärts“ ablehnend zu beantworten. Zunächſt iſt hierbei noch in Betracht gezogen worden, daß es ſich nicht um einen Char⸗ lottenburger Verein handelt. Wir hatten gerade Anfang des Winters einem Berliner Verein als ſolchem auf ſeine Anfrage eine Abſage zu Teil werden laſſen. Der Schwimmverein „Vorwärts“, um den es ſich hier handelt, iſt lediglich eine Abteilung des Berliner Vereins „Vorwärts“. Das mag ja in den Augen macher kein ſtichhaltiger Grund zur Ab⸗ lehnung ſein; immerhin konnte er mit in Erwägung gezogen werden. Aber es handelt ſich, wie wir eben von dem Herrn Frageſteller ſelbſt gehört haben, noch um etwas anderes: um eine rein ſozialdemokratiſche Ver⸗ anſtaltung! Der Magiſtrat ſteht grundſätzlich auf dem Standpunkt, daß er ſeine öffentlichen Gebäude und Inſtitute zu ſolchen parteipolitiſchen Zwecken nicht hergeben lann und hergeben ſoll. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) — Es wurde von dem Herrn Frageſteller direkt ge⸗ ſagt, daß die Ziele der betreffenden Partei durch ſolche Abende gefördert würden. (Widerſpruch bei den Sozialdemokraten.) Ja, gewiß, die Ziele mögen Sie fördern. Gerade das ift ja das Moment, daß Ihre Ziele gefördert werden, und als Mittel zum Zweck möglicherweiſe die Schwimmabende oder die Schwimmfeſte abge⸗ halten werden! Gewiß, dieſe politiſche Seite hat den Magiſtrat im weſentlichen veranlaßt, das Ge⸗ ſuch um Abhaltung eines (ſozialdemokratiſchen) Schwimmfeſtes ablehnend zu beſcheiden. Mit Erlaubnis des Herrn Vorſitzenden werde ich, um zu beweiſen, wie recht der Magiſtrat mit ſeiner Auffaſſung und Stellungnahme gehabt hat, mir geſtatten, Ihnen vorzuleſen, was in dem „Vor⸗ wärts“ am 8. Jannar d. I. abgedruckt worden iſt. Dort iſt folgender Mahnruf erlaſſen worden: „Wie uns von zuſtändiger Seite mitge⸗ teilt wird, beabſichtigen einige Schwimmvereine einen neuen Arbeiter⸗Schwimmerbund zu grün⸗ den. Wir halten es daher für unſere Pflicht, die Arbeiterſchaft Berlins und der Vororte ganz beſonders darauf aufmerkſam zu machen, daß der „Arbeiter⸗Schwimmerbund,gegründet 1897, nach wie vor beſteht, und daß dieſem folgende Vereine ment „Freie Schwimmerſchaft zu Köpenick“, Schwimmverein „Vorwärts“⸗Steglitz, Schwimmklub „Vorwärts“⸗Rirdorf, Schwimm⸗ klub „Vorwärts“⸗Charlottenburg, Schwimmklub „Vorwärts“⸗Berlin und Schwimmklub „Vor⸗ wärts“, Abteilung Norden, Berlin. Alle dieſe Vereine ſtehen auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung. Die Funktionäre dieſer Ver⸗ eine ſind nicht nur politiſch und gewerkſchaftlich organiſiert, ſondern auch in der Partei bezw. Gewerkſchaft tätig. Es ſind daher alle er⸗ forderlichen Garantien vorhanden. Aus dieſen Gründen richten wir an die organiſierte Ar⸗ beiterſchaft die Bitte, falls die Abſicht vorliegen ſollte, einem Schwimmverein beitreten zu wollen, ſich nur an einen der vorſtehend genannten Vereine zu wenden. — Jede nähere Auskunft erteilt“ uſw. Das, glaube ich, meine Herren, iſt außerordentlich bezeichnend für die Tendenz, die obwaltet; ſie dürfte genügen, um die ablehnende Haltung des Magiſtrats zu rechtfertigen. — Alſo dieſe Gründe ſind es, die uns veranlaßt haben, einen ablehnenden Standpunkt in dieſer Angelegenheit einzunehmen. (Bravo! bei der Freien Vereinigung.) (Ein Antrag des Stadtv. Dr. Borchardt auf Be⸗ ſprechung des Gegenſtandes der Anfrage wird ge⸗ nügend unterſtützt.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Zur Ergänzung der Ausführungen des Herrn Stadtrats Dr. Wald⸗ ſchmidt möchte ich noch beſonders hervorheben, was er ſchon geſtreift hat, was aber für mich von beſon⸗ derem Intereſſe iſt, in den Vordergrund zu ſtellen. Der Magiſtrat der Stadt Charlottenburg ſteht auf dem Standpunkt, daß er ſich von der Förderung aller politiſchen Beſtrebungen fern zu halten hat, und daß er beſtrebt ſein muß, alles von den ſtädti⸗ ſchen Anſtalten fern zu halten, was dazu dienen könnte, daß dieſe als Tummelplatz für die politiſche Propaganda irgend einer Partei benutzt werden können. Wir wollen weder die konſervative noch die liberale, weder die antiſemitiſche noch die ſozialdemo⸗ kratiſche Agitation in irgend einer unſerer Anſtalten ein Unterkommen finden laſſen. Wenn ein anti⸗ ſemitiſcher Verein, der lediglich mit einer ſportlichen Maske ausgeſtattet iſt, eine Turnhalle haben wollte, ſo würden wir ihm ſie verweigern. Dasſelbe würde der Fall ſein, wenn ein konſervativer Verein, der ſich öffentlich in einer Zeitung als konſervativer Verein bekennt, und ſich nur die Maske eines Sport⸗ vereins umhängt, uns darum erſuchen würde. Wir würden ihn ebenſo behandeln wie einen ſozialdemo⸗ kratiſchen Verein, der, wie der Herr Frageſteller aus⸗ drücklich zugegeben hat, politiſche Propaganda treibt. Solche Vereine gehören nicht in die ſtädtiſchen An⸗ ſtalten! Mögen die Herren ſich ihre Lokale ſelbſt bauen, wenn ſie darin politiſch tätig ſein wollen; aber ſie gehören nicht dahin, wo Friede ſein ſoll! Unſere Schulen, unſere Turnhallen, unſere Schwimm⸗ baſſins ſind nicht Tummelplätze für die politiſche Propapanda. Mit vollem Bewußtſein ſtehen wir auf dieſem Boden und werden uns von dieſem Boden nicht abdrängen laſſen. (Bravo!) Stadtu. Dr. Zepler: Ich wollte zunächſt nur Herrn Stadtrat Waldſchmidt erwidern, daß er mich gänzlich mißverſtanden hat, wenn er ſagt, ich hätte behauptet, der Schwimmverein „Vorwärts“ wollte durch ſein Beſtehen politiſche, ſozialdemokratiſche Ziele fördern. Das habe ich nicht behauptet, und das iſt auch nicht der Fall. Ich ſprach nur von der Förde⸗ rung des Schwimmens, der Förderung der Geſund⸗ heit des Körpers uſw.; ich habe nicht davon geſprochen — das bitte ich ausdrücklich feſtſtellen zu dürfen —, daß der Schwimmverein „Vorwärts“ politiſche Ziele