gemeinheit erhalten bleibt, — abgeſehen davon hat eine ſolche Steuer auch einen ganz eminent ſozialen Wert, indem ſie zweifellos zur Entwickelung unſeres Gemeinweſens, zu einem ſchnelleren Aufblühen unſeres Gemeinweſens beitragen würde. Es iſt ja doch ein offenes Geheimnis, daß die Entwickelung aller großen Städte und auch die Entwicklung Char⸗ lottenburgs darunter leidet, daß eine außerordentlich ſtarke Terrainſpekulation ſeit Jahren eingeſetzt hat, durch welche der Preis der Terrains in die Höhe getrieben wird, und durch welche die ſchnelle Be⸗ bauung ſolcher Terrains außerordentlich erſchwert wird, und wenn ſie endlich einſetzt, dann ſich be⸗ reits Verhältniſſe herausgebildet haben, die es un⸗ möglich machen, auch nur einigermaßen billige, einiger⸗ maßen den allgemeinen Verhältniſſen entſprechende Mieten in dieſen Häuſern feſtzuſetzen. Die Wohnungs⸗ not — und, meine Herren, auch in Charlottenburg haben wir durchaus noch immer eine Wohnungsnot, wenn auch der Ausſchuß, der ſeinerzeit zur Beratung von Maßregeln zur Beſeitigung der Wohnungsnot eingeſetzt iſt, jetzt ſeit ſehr langer Zeit nicht getagt hat — die Wohnungsnot, die wir auch in Charlotten⸗ burg ſo gut wie in anderen Großſtädten immer noch haben, und die nicht zum mindeſten auch in der außerordentlichen Höhe der Mietspreiſe beſteht, dieſe Wohnungsnot verdanken wir nicht zum letzten Teil der außerordentlich ſtarken Terrainſpekulation. Einer ſolchen Terrainſpelulation würde aber ein ſehr wirk⸗ ſamer Riegel vorgeſchoben ſein, wenn dieſer Wertzu⸗ wachs einer ſtarken Beſteuerung unterliegen würde. Meine Herren, wir glauben, prinzipiell liegen die Dinge heute ſo klar, daß man durchaus nicht mehr lange Erwägungen anzuſtellen braucht, ob eine ſolche Steuer eizuführen iſt oder nicht, ſondern daß man ſie bereits einführen kann. Wir glauben auch, daß die Schwierigkeiten nicht derartige ſind, daß ſie nicht innerhalb des nächſten halben Jahres über⸗ wunden werden können, ſodaß tatſächlich im nächſt⸗ jährigen Etat dieſe Steuer bereits erſcheinen kann. Deswegen, meine Herren, bitten wir Sie, unſerem Antrage möglichſt Ihre Zuſtimmung zu erteilen. Stadtv. Marens: Als der Herr Kollege Dr. Borchardt im Etatsausſchuß ſeinen ähnlich lautenden Antrag einbrachte, ſagte ich ihm als meine perſönliche Meinung, daß ich es nicht ungern begrüßen würde, wenn er dieſen Antrag auch hier in der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung einbringen würde, und zwar ausdrücklich zu dem Zwecke, damit der Magiſtrat ſowohl als auch eine möglichſt große Anzahl von Stadtverordneten ſich mit vollſter Entſchiedenheit unzweideutig dagegen auszuſprechen Gelegenheit finden, (ſehr richtig!) damit ſie diejenigen Gefahren, welche auf Terrain⸗ beſitzer und Häuſererbauer durch Annahme dieſes An⸗ trages heraufbeſchworen würden, damit ſie dieſes Damoklesſchwert von den Charlottenburger Unter⸗ nehmern fortnehmen, und damit ſie nicht die Intereſſen unſerer Stadt im allerhöchſten Maße ſchädigen. (Sehr richtig!) Denn, meine Herren, in einer Periode, in der wir jetzt hier in Charlottenburg ſowohl an der Peripherie wie in den älteren Stadtbezirken überaus umfang⸗ reiche Neubauten ſehen, wo wir aus den Unter⸗ nehmungen von Aktiengeſellſchaften — wie die Neu⸗ weſtend⸗Geſellſchaft, Schrobsdorff ꝛc. — ſehen, daß ſich ſehr potente, tüchtige Unternehmer dazu bereit finden, bedeutende Kapitalien hier zu inveſtieren, um 176. ——— ſchöne und ſtattliche Häuſer zu bauen, durch deren Bewohner wir gaeneerg einen ſehr großen Steuerzuſatz erhoffen, — wenn wir ferner daran denken, daß die Stadt ſelber ja auch noch für ca. 12 Millionen eigene Terrains beſitzt, die ſie früher oder ſpäter doch an den Mann bringen muß, um die Schulden zu bezahlen, welche wir für die Bismarck⸗ ſtraße eingehen: wenn wir in ſolchen Zeiten den Unternehmern die Ausſicht auf ein derartiges Damokles⸗ ſchwert bringen wollen, dann, meine Herren, möchte ich meinen, wäre das die unrichtigſte und, wenn ich ſagen darf, unklügſte Politik, die wir treiben könnten. (Sehr richtig!) Ich muß ſagen, vom Standpunkte Charlottenburgs aus erſcheint mir ſolche Maßnahme, beſonders ange⸗ ſichts der jetzigen Sachlage, — es mag ein bischen draſtiſch klingen — geradezu als eine Art Selbſt⸗ mord. Wir würden heute damit nur erreichen, alle diejenigen Unternehmer, welche etwa in unſerer Stadt Terrain erwerben und Häuſer zu erbauen die Ab⸗ ſicht haben, in einer furchtbaren Weiſe direkt abzu⸗ ſchrecken. (Sehr richtig!) Wir würden alle diejenigen Leute, welche zur Zeit aus eigener Initiative, zum Teil aber auch auf unſere Ver⸗ anlaſſung ſich hier am Ankauf von Terrain beteiligen, in einer Weiſe ſchädigen, daß wir dies, ſage ich es mal, moraliſch eigentlich kaum verantworten können, nachdem wir ſie animiert haben, auf die Entwicklung von Charlottenburg derartige Hoffnungen zu ſetzen, daß ſie ſich eben dazu herbeigelaſſen haben, große Terrains anzukaufen, um Häuſer zu erbauen. Meine Herren, ungefähr mit den gleichen Worten, die der Herr Dr. Borchardt angeführt hat, ſpricht ſich der jedenfalls Ihnen allen heute zugegangene Brief des Bundes der deutſchen Bodenreformer aus. Ich darf noch hinzuſetzen bezüglich des Herrn Dr. Borchardt, daß dieſe Wertzuwachsſteuer auch auf dem Bremer Parteitage ganz direkt zu einer Forderung der Sozialdemokratie erhoben worden iſt, daß es alſo eine ſehr erklärliche Sache iſt, wenn Herr Kollege Dr. Borchardt dieſen Antrag hier eingebracht hat, um ſein Parteiprogramm zu erfüllen. Die deutſchen Bodenreformer ſchließen ſich dem nun an. Sie ſagen, das Ideal wäre naturgemäß, daß der geſamte Wert⸗ zuwachs des Bodens der Geſamtheit erhalten werden könnte. Das iſt nur möglich bei dem Gelände, welches der Gemeide eigentümlich gehört. Meine Herren, es iſt richtig, der Bodenreformverein be⸗ zeichnet es zutreffend ſelbſt als ein reines Ideal, und damit kennzeichnet er denn auch klar und deutlich, daß es in der Tat höchſtwahrſcheinlich kaum zu er⸗ reichen ſein wird. Er fährt fort, indem er über unſere Grunewaldterrains ſpricht: ( Im Vergleich zu dem Wert, den dies Terrain als Bauland bekommen wird, fällt der Preis der nach dem Durchſchnittswert der Waldungen der Provinz Brandenburg angeſetzt wird, gar nicht ins Gewicht. Nehmen wir wirklich an, daß jener durchſchnittliche Wert 400 % pro Morgen ſei, ſo hätte Charlottenburg bei 400 Morgen 160 000 ℳ zu zahlen. Als Bauland würden ſich davon nach Abrechnung von 25 % für Straßen und Plätze 300 Morgen ver, werten laſſen, die mit insgeſamt 60 000 000 . u bewerten ſind. — 34 wiederhole: ſechzig Millionen Mark! — Dieſen künftigen Wertzuwachs würde die Stadt Charlottenburg beim Verkauf in die Taſche von einzelnen Beſitzern fließen laſſen,