—— 178 — mehr!? Wie geſagt, ich halte es für ganz un⸗ möglich, daß jemand, der im praktiſchen Leben ſteht und einigermaßen Rückſicht nimmt auf die Verhältniſſe, die uns hier augenblicklich umgeben, und auf deren weitere Ausgeſtaltung wir unſere Hoffnung ſetzen, jetzt dahin kommen wird, zu ſagen: wir werden euch Baunnternehmern und Terrain⸗ beſitzern eine ordentliche Steuerlaſt aufhalſen! Was würde der Erfolg ſein? Meiner Anſicht nach ein Fiasko, wie wir es gründlicher gar nicht erleben fönnen! Alle unſere Pläne, alle unſere Hoffnungen würden vollſtändig erſchüttert werden. Und was würde der Effekt ſein? Wahrſcheinlich wie in Köln: 20 000 ℳi (Bravo!) Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtverordneter Marcus hat die Petition des Bundes der deutſchen Bodenreformer, Ortsgruppe Charlottenburg, erwähnt. Ich will hierzu bemerken, daß nicht bloß von dem Bunde der deutſchen Bodenreformer, ſondern auch vom Charlottenburger Verein für naturgemäße Ge⸗ ſundheitspflege eine Petition eingegangen iſt behufs Einführung einer Wertzuwachsſteuer. Dieſe Petitionen gehören geſchäftsordnungsmäßig in den Petitions⸗ ausſchuß, und ſie ſind von mir dem Petitionsausſchuß auch üherwieſen worden. Stadtv. Dr. Roſe: Meine Herren, nach der ein⸗ gehenden und inſtruktiven Auseinanderſetzung des Herrn Kollegen Marcus wäre es eigentlich über⸗ flüſſig, daß ich noch das Wort ergriffe. Allein im Auftrage meiner Freunde möchte ich Sie bitten, den Antrag des Herrn Dr. Borchardt abzulehnen. Bei der bekannten langjährigen Agitation der Boden⸗ reformer iſt es wirklich nicht nötig, daß ſie nochmals dem Magiſtrat zur Erwägung überwieſen wird. Was die Sache ſelber betrifft, ſo iſt es mir un⸗ verſtändlich, daß man eine neue Steuer auf den Grund und Boden legt, die Wohnungen billiger machen ſoll; das verſtehe ich einfach nicht. Herr Dr. Borchardt hat mir viel beſſer gefallen neulich, bei dem Bismarck⸗Ausſchuß, wo er, wenn ich ihn richtig verſtanden habe, eigentlich gerade den ent⸗ gegengeſetzten Standpunkt eingenommen hat. Er hat dort zu demſelben Zweck die Preiserhöhung der Reſt⸗ grundſtücke bekämpft! Das iſt ja nun am Ende eine Sache für ſich. Aber ich möchte Sie doch auf einen Punkt auf⸗ merkſam machen. wir, glaube ich, gar nicht nötig; denn in gewiſſer Beziehung eriſtiert ſie ſchon, ſogar doppelt. Man hat doch in der Welt zwei Wertzuwachsſteuern. Die eine kommt dann, wenn ein Verkauf eintritt; in anderen Orten iſt es ſo gemacht, daß immer zeit⸗ weiſe der Wert geſchätzt und danach die Steuer be⸗ meſſen wird. Wenn nun ein Verkauf eintritt, iſt hier das Terrain niemals billiger zu haben, als es früher geweſen iſt; das iſt ja bekannt. Unſere Umſatzſteuer iſt alſo eigentlich doch weiter nichts als eine Zuwachsſieuer, und zwar eine recht beträchtliche, wie die Erfahrung den Grundbeſitzern alle Tage lehrt. Was das zweite Verfahren anbetrifft, daß der Wertzuwachs zeitweiſe immer feſtgeſtellt und beſteuert wird, ſo haben wir das hier außerdem auch noch, wenn ich die Auseinanderſetzung ſeinerzeit auf dem Rathauſe richtig verſtanden habe. Jedenfalls wurde einige Zeit, nachdem ich mein Haus teurer gekauft hatte, als es früher galt, mir auch noch auseinander⸗ geſetzt, daß jetzt der „gemeine Wert“ ſo in die Höhe Eine Wertzuwachsſteuer haben f gegangen ſei, daß er ſo und ſoviel mehr betrage. Was hat der gemeine Wert zur Folge? Daß die Grundſteuer entſprechend in die Höhe geht; und nicht bloß die Grundſteuer, ſondern auch die Kanali⸗ ſationsabgaben, und jetzt ſoll das auch für die Müll⸗ abfuhr 4 geordnet werden! Das alles beides ſind doch verkappte Wertzuwachsſteuern! Ich bin der Meinung, daß das ganz ausreichend ſein wird. Ich möchte Sie beiläufig noch auf einen Punki aufmertſam machen, daß durch alle dieſe Fortſchritte, die unſere Stadt macht, nicht immer gerade der Hausbeſitzer von dem Wertzuwachs ſeines Beſitzes wirklich überzeugt wird — obgleich ihre geringe Zahl ſchon ſowieſo mehr als die Hälfte aller Steuern für unſere Stadt entrichtet, und ihr wohl alſo ein Vor⸗ teil zu gönnen wäre —, ſondern manchmal mehr davon, daß der Wert des Hauſes ſehr ſchwer gelitten hat; ſo zum Beiſpiel, wenn ihm die Vorgärten weg⸗ genommen waren, wenn ihm durch allerhand Ver⸗ beſſerungen, z. B. die Unterpflaſterbahn, das Waſſer in ſeinem Brunnen verſiegt, ohne Entſchädigung uſw. So könnte ich noch eine ganze Reihe von Kalami⸗ taten anführen, die mir nicht den Beweis ſchaffen, daß immer ein Wertzuwachs für den Grund und Boden entſteht, wenn ſich die Stadt verbeſſert, ſondern im Gegenteil ein Abwachs. Darauf wollte ich bloß beiläufig aufmerkſam machen. Ich empfehle Ihnen alſo, den Antrag abzulehnen Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, Sie werden vom Magiſtratstiſche wohl kaum eine andere Außerung erwarten als die, daß der Magiſtrat ſich mit einer ſo wichtigen Frage, wie mit der hier an⸗ geregten, bereits beſchäftigt hat. Schon vor einigen Jahren, bevor ich den Vorzug hatte, in dieſe Ver⸗ waltung einzutreten, iſt die Frage eingehend erörtert worden. Es ſind ganze Bände geſammelt und alle möglichen Vorgänge ſind herangeholt worden. Man hat auf verſchiedene Art und Weiſe verſucht, ſich darüber klar zu werden, ob eine Beſteuerung des Wertzuwachſes in hieſiger Stadt zu erſtreben iſt. Im Magiſtrat haben dieſe Beratungen zu keinem poſitiven Reſultat geführt, und infolge davon haben Sie, meine Herren, auch eine entſprechende Vorlage nicht erhalten. Nachdem dieſe Beratung erſt vor kurzer Zeit in der ausgiebigſten Weiſe im Magiſtrat ſtattgehabt hatte, iſt es natürlich, daß wir in dieſem Jahre auf dieſe Frage nicht noch einmal zurückge⸗ kommen ſind, weil die ganzen Gründe, die damals ür und wider die Steuer ſprachen, auch heute noch in demſelben Maße vorlagen, und weil man auch in dieſem Jahre kaum erwarten konnte, daß irgend ein anderes Reſultat aus den Beratungen herauskommen würde, als es vor einigen Jahren bereits der Fall war. Der Magiſtrat hat ſich alſo mit dieſer Frage bereits eingehend befaßt. Für den Fall, daß Sie die Reſolution in der heutigen Sitzung etwa an⸗ nehmen ſollten, wird der Magiſtrat jedenfalls in er⸗ neute Erwägungen eintreten. Aber, meine Herren, neben dieſen Erklärungen über das bisher Geſchehene möchte ich doch ganz kurz auf die Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt noch einmal zurückkommen. Seine ganze Rede kann man zergliedern in drei Punkte. Einmal hat er geſagt: wir müßten reichere Geldquellen aufmachen; ſelbſt wenn wir das Geld nicht brauchen, können wir es nehmen, um die Steuerzuſchläge geringer zu ge⸗ ſtalten. Zweitens: die Einführung dieſer Steuer würde weſentlich zur Entwickelung der Stadt bei⸗ tragen. Und drittens: die Schleunigkeit ſei damit