auch ganz zweifellos, daß der Antrag in der 62 abgelehnt wird, ohne Stadrverordnetenverſammlung a wi daß aber deshalb das endgültige Verdikt über eine derartige Steuer gefällt zu werden braucht. Herr Kollege Dr. Borchardt hat wohl nur die freundliche Abſicht gehabt, verſchiedene Redner der Stadtverord⸗ netenverfammlung zu veranlaſſen, ſich als Gegner der Wertzuwachsſteuer zu bekennen, um dann ſagen zu können: ſehet, das ſind die Reaktionären! Er hat ſich als den Teufel aufgeſpielt und geſagt: wir würden uns ſcheuen, den kleinen Finger hinzuhalten, in der Furcht, er würde den ganzen Arm in Anſpruch nehmen. Für ſo böſe halte ich Herrn Kollegen Dr. Borchardt nicht, daß ich den Vergleich mit dem Teufel für zutreffend halten könnte; aber die Beratung der Wertzuwachs⸗ ſteuer möchte ich doch bitten, zunächſt der Kommiſſion zu überlaſſen, die aus Veranlafſung der Petition der Bodenreformer die Pflicht haben wird, die Erhebung einer ſolchen Stener einer Prüfung zu unterziehen. (Bravo!) Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, der Herr Vorredner hat es mir zum Vorwurf gemacht, daß ich mit einem großen Optimismus an Sie heran⸗ trete und der Meinung Ausdruck gebe, daß die Mit⸗ glieder der einzelnen Gruppen unter Umſtänden im Plenum anders ſtimmen als ihre Vertreter im Aus⸗ ſchuß. Nun, meine Herren, gerade bei derjenigen Gruppe, der der Herr Vorredner angehört, haben wir doch mehrfach erlebt, daß ſpeziell bei Anträgen, die von unſerer Seite geſtellt waren, und die im Aus⸗ ſchuß erörtert wurden, die Fraktion im Plenum nachher die diametral entgegengeſetzte Haltung ein⸗ genommen hat, als die Vertreter dieſer Fraktion im Alusſchuſſe es getan hatten. Alſo nach dieſen Erfah⸗ rungen kann doch Herr Stadtv. Dr. Crüger es mir gewiß nicht verdenken, wenn ich — ich will zugeben: aus unvollkommener Induktion — einen Schluß hier zog und nun aus den bisherigen Fällen ſchloß, daß wenigſtens die Liberalen ihre Vertreter im Etatsaus⸗ ſchuß hier auch desavonieren würden. (Stadtv. Dr. Crüger: Das machen wir nicht immer! — Heiterkeit) wie ſie das eben ſchon ſo oft getan baben. Meine Herren, auf die ſachlichen Einwendungen, die meiner Anregung entgegengehalten ſind, werden Sie mir wohl geſtatten einige Worte zu erwidern. Auf die uns vorliegende Petition der Bodenbeſitz⸗ reformer gehe ich dabei nicht ein. Es war mir be⸗ kannt, daß ſie vorlag — ſie iſt ja auch an mich ge⸗ langt —, und ich war der Meinung, ſie würde den Petitionsausſchuß ja noch eingehend beſchäftigen. Es handelt ſich bei dieſer Petition übrigens nicht, wie Herr Kollege Dr. Crüger anführte, um eine Ein⸗ führung dieſer Steuer nur für ein beſtimmtes Terrain, ſondern ſie iſt ganz allgemein auf die Einführung einer Wertzuwachsſteuer gerichtet. Wir werden alſo hoffentlich noch Gelegenheit haben, uns über dieſe Steuer nach verſchiedenen Richtungen zu unterhalten. Nichtsdeſtoweniger geſtatten Sie mir einige Erwide⸗ rungen auf die Ausführungen, die mir entgegen⸗ gehalten ſind. Herr Stadtv. Marcus und nach ihm auch andere Redner betonen, dieſe Wertzuwachsſteuer würde ja nur einen geringen Ertrag geben, würde alſo nicht ſehr erheblich für den Etat ins Gewicht fallen. Nun, meine Herren, das bliebe ja zunächſt einmal abzu⸗ warten. Aber das wäre doch eben gar nicht einmal ein Nachteil dieſer Steuer. Denn das weſentliche Moment dieſer Steuer ſoll doch ihre ſoziale Wirkung 181 ſein. Herr Stadtv. Marcus ſagt: wie können wir von einem Mann, der Kapital, Intelligenz und Ar⸗ beit in ein Grundſtück hineinſteckt, das er in der Mitte der Stadt hat, und das er noch nicht bebaut, weil er die Zeit dafür noch nicht als gekommen hält, — wie können wir von dem eine Wertzuwachs⸗ ſteuer verlangen, wenn der Mann überhaupt erſt in viel ſpäterer Zeit bauen will? Meine Herren, dieſes Beiſpiel illuſtriert ſo recht die Wirkung einer ſolchen Wertzuwachsſteuer. Das iſt ja gerade, was ver⸗ hindert werden ſoll. Es ſoll eben nicht inmitten der Stadt, inmitten einer Gegend, die durchaus an⸗ baufähig iſt, Intelligenz und Kapital — Arbeit iſt es nicht, was weiter hineingeſteckt wird, auch wenig Intelligenz — aber da ſoll eben nicht Kapital und Spekulation hineingeſteckt werden, um viele, viele Jahre lang ein Terrain brach liegen zu laſſen, während es durchaus zur Bebauung reif iſt, die ganze Gegend zur Bebauung reif iſt und nur der betreffende Be⸗ ſitzer für ſich es noch nicht für reif hält, weil er noch einen ſehr viel höheren Wert herausſchlagen will. Da würde gerade eine ſolche Steuer einen ſehr wirkſamen Riegel vorſchieben, ſodaß ein ſolches Terrain ſehr bald und ſehr ſchnell zum Verkauf käme und ſehr bald und ſehr ſchnell auch bebaut würde zum Wohle der Stadt. Bei dieſer Gelegenheit hat Herr Stadtv. Marcus — und Herr Kollege Dr. Roſe iſt ihm gefolgt — da möchte ich übrigens betonen: ich weiß nicht, wo⸗ rauf das Lob zielt, das ich für mein Verhalten im Bismarckſtraßenausſchuß von Herrn Kollegen Dr. Roſe erhalten habe; da muß ein Mifverſtändnis unter⸗ laufen ſein; denn es iſt mir nicht erinnerlich, im Bismarckſtraßenausſchuß in dieſer Frage eine irgend⸗ wie andere Haltung eingenommen zu haben als die⸗ jenige, die ich ſeit vielen Jahren bereits vertrete; nicht die Bodenbeſitzerreformer ſind hier mit dieſer Forderung der Sozialdemokratie gefolgt, ſondern dieſe Forderung iſt von den Bodenbeſitzreformern be⸗ reits vertreten worden ſeit einer außerordentlich großen Reihe von Jahren. Alſo Herr Kollege Marcus — und Herr Kollege Dr. Roſe iſt ihm darin ge⸗ folgt — wirft die Frage auf: wie denken ſich denn die Antragſteller das, daß eine Wertzuwachsſteuer, alſo eine neue Steuer auf den Boden, die Mieten verbilligen ſoll? Herr Kollege Dr. Roſe und Herr Kollege Marcus ſagen: wir klagen jetzt ſchon über die außerordentlich hohen Micten, und nun verlangen wir, es ſolle der Boden noch weiter beſteuert werden, es ſolle eine neue Steuer noch hinzukommen zu den jetzt ſchon vorhandenen ſo übermäßigen Steuern, die der Boden ſchon zu zahlen hat, und dafür erwarten wir dann merkwürdigerweiſe ein Sinken der Mieten; wir müßten doch gerade im Gegenteil der Meinung Ausdruck geben, dadurch würden die Mieten noch viel mehr in die Höhe gehen, die Wohnungsnot könnte nicht gemildert werden, ſondern dadurch nur noch ſchärfer in die Erſcheinung treten. Da ſcheint mir doch eine durchaus grundſätzlich irrige Anſchauung über das vorzuliegen, was den Wert eines Grundſtückes ausmacht. Was iſt denn der Wert eines Grundſtückes an ſich? An ſich hat ein ſolches Grundſtück überhaupt gar keinen Wert. (Stadtw. Dr. Roſe: Sehr richtig!) Ich kann auch mit dem Grundſtück abſolut gar nichts anfangen. Es liegt von Natur aus da. Den ſoge⸗ nannten Wert erhält dieſes Grundſtück doch nur durch die Möglichkeit, die ich als Beſitzer 4. von denjenigen Leuten, die dieſen Boden für ihr Leben, für ihre Exiſtenz, für ihre Arbeit benötigen, einen