Tribut zu verlangen, einen Tribut kraft der Tatſache, daß ich der Befitzer bin, und daß die Staatsgewalt mit der Macht ihrer Bajonette mich in meinem Be⸗ ſitz ſchützt und mir dazu verhilft, den Tribut, den ich dafür verlange, daß ich den andern Leuten erlaube, ſich zu betätigen, zu arbeiten, zu leben, zu eriſtieren, hier einzutreiben. Nun, meine Herren, dieſer Tribut, den ich, wenn ich den Ausdruck mal anwenden will, heraus⸗ preſſen kann von denjenigen Leuten, die arbeiten, die ſich betätigen wollen, dieſer Tribut hat eine be⸗ ſtimmte Höhe, der nicht abhängt von meiner Willkür, ſich ſondern der abhängt von den geſamten allgemeinen Verhältniſſen, vor allen Dingen von der Fähigkeit der Leute, dieſen Tribut zu zahlen. Wir brauchten uns ja die Sache bloß auf die Spitze getrieben denken und uns das ganze Terrain in einer Hand vorzuſtellen, ſo würde der betreffende Befitzer aller⸗ dings die Möglichkeit haben, zu irgend einem be⸗ liebigen Müller oder Schulze zu ſagen: deine Naſe gefällt mir nicht, dich dulde ich daher nicht auf meinem Grund und Boden, du haſt in der Stadt Charlottenburg nichts zu ſuchen, ſuche dir wo anders Arbeitsgelegenheit, ſuche dich wo anders zu betätigen. Es ſind das Verhältniſſe, die in Wirklichkeit auch durchaus ſchon vorgekommen ſind, wenn auch nicht gerade in Charlottenburg. So iſt mir z. B. aus Schmargendorf bekannt, daß vor wenigen Jahren es einem Manne, der ein durchaus arbeitsfähiger, arbeits⸗ freudiger, arbeitswilliger Mann war, und der auch ſogar Arbeit hatte, der nicht arbeitslos war, nichts⸗ deſtoweniger nicht möglich war, in Schmargendorf eine Wohnung zu bekommen, weil in 42. . Falle nicht ſeine Naſe, aber die Anzahl ſeiner Kinder den Beſitzern des Bodens von Schmargendorf nicht paßte. Nun, ſo auf die Spitze getrieben ſind ja allerdings nicht die Verhältniſſe, daß wir nur zwei oder drei Beſitzer des geſamten Terrains haben. Es beſteht alſo immerhin ein gewiſſer, wenn auch beſchränkter Wettbewerb gerade unter denjenigen, die die Rente einziehen, die den Tribut einziehen wollen, und andererſeits iſt ja doch die Möglichkeit der Tribut⸗ erpreſſung von den Menſchen, die leben und arbeiten und ſich betätigen, auch nur ein beſchränkter, und nach dieſer Beſchränkung richtet ſich die Höhe des Tributs, der in Form von Rente eingezogen wird. Meine Herren, wenn alſo dieſe Rente durch die allgemeinen Verhältniſſe bedingt und beſtimmt iſt, dann geht klar daraus hervor, daß dieſe Rente es iſt, die den ſogenannten Bodenwert beſtimmt, nicht aber umgekehrt der Bodenwert, der die Rente be⸗ ſtimmt. Haben Sie ſchon jemals einen Grund⸗ oder Hausbeſitzer gekannt, der das Erempel aufſtellte: ich habe mein Terrain und mein Haus zu dem und dem Preiſe gekauft, die landesübliche Verzinſung iſt ſo und ſo viel, die Mieten ſind im allgemeinen jetzt um den und den Betrag geſtiegen, ſodaß ich eine höhere Verzinſung erzielen kann, da aber die ange⸗ gebene Verzinſung nur die und die iſt, der Wert, meines Grundſtücks eben nur der und der iſt, ſo kann ich die Mieten auch nur ſo und ſo bemeſſen, wie ich ſie vorher bemeſſen habe? Meine Herren, einen ſolchen Beſitzer gibt es gar nicht, ſondern der betreffende Grundſtüchsbefitzer und Hausbeſitzer ſagt ſich: da die Mieten allgemein geſtiegen ſind, bin auch ich imſtande, ſie zu ſteigern, und wenn ich die Miete ſteigern kann, ſo iſt der Wert meines Bodens geſtiegen, und bei einem eventuellen Verkaufe realiſiere ich den ſogenannten höheren Wert. Dieſer ſogenannte höhere Wert tritt alſo ganz offenbar und deutlich 192 als die kapitaliſterte Rente in die Erſcheinung. Dieſe Rente hängt, wie geſagt, nicht vom Belieben der Beſitzer ab, und infolgedeſſen iſt es nicht richtig, zu ſagen: wenn ich dieſe Rente beſteuere, muß i% da⸗ durch die Miete ſteigern. Das kann der Beſitzer nicht. Die Renten haben diejenige Höhe erreicht die aus den ganzen, allgemeinen Verhältniſſen ſich ergibt; ſo werden ſie feſtgehalten, und nicht aus gutem oder böſem Willen ſenkt ein Beſtzer oder ſteigert ein Beſitzer ſeine Miete, ſondern es ſind die allgemeinen Verhältniſſe, die die Rente feſtſetzen, danach richtet ich der Wert. Wird alſo der Bezug auf dieſe Rente beſteuert, ſo iſt das allemal eine Steuer, die lediglich den Empfänger der Rente trifft, eine Steuer, die er nicht abwälzen kann auf diejenigen, die ihm die Rente zu zahlen haben. Damit erledigt ſich wohl der Einwand, den der Herr Kollege Marcus in bezug auf die Arbeiter⸗ wohnungen, die Preiſe der Arbeiterwohnungen mir gemacht hat, ein Einwand, dem der Herr Kollege Roſe ſich angeſchloſſen hat. Nun, meine Herren, ſagt der Herr Kollege Marcus mit einem Schein von Recht, es würde die Wohnungsnot ſchon inſofern durch eine ſolche Be⸗ ſteuerung gar nicht ſinken, als ja ein eigentliches Sinken der Preiſe durch eine ſolche Beſteuerung gar nicht vorgeſehen iſt, als alſo auch die Preiſe in den Außenterrains genau die Höhe erreichen würden, die ſie unter den jetzigen Zuſtänden auch erreichen. Daß ſie noch höher ſteigen infolge der Beſteuerung, habe ich ja eben zurückgewieſen. Mit einem Schein von Recht aber kann daran feſtgehalten werden, daß dieſe Preiſe diejenige Höhe auch erreichen, die ſie ſonſt erreichen. Ja, meine Herren, wenn das wirklich der Fall wäre, wenn wirklich die Preiſe dieſelben wären, nun, dann würde doch eben das eintreten, daß die Rente zu einem großen Teil ge⸗ zahlt wird an die Stadt, an die Kommune ſelbſt, an diejenige, die durch ihre Aufwendungen zu der Möglichkeit der Erhebung dieſer Rente beiträgt. Es würden alſo die Einwohner ſich auf keinen Fall ſchlechter ſtehen, ſondern ſie würden ſich immer noch dadurch beſſer ſtehen, daß die Einnahmen eben an die Stadt fließen. Aber, meine Herren, einer der weſentlichſten Gründe für dieſe Steuer iſt doch eben derjenige, daß tatſächlich die ungeſunde Steigerung der Preiſe, die durch die Terrainſpekulation hervor⸗ gebrachte Steigerung der Grundſtückspreiſe vermieden wird, daß eben infolgedeſſen eine ſehr viel raſchere und ſchnellere Bebauung Platz greift. Dadurch würden die Preiſe allerdings dann nicht diejenige Höhe erreichen, die ſie gegenwärtig erreicht haben. Der Herr Kollege Marcus und auch der Herr Kämmerer wollen Sie ſehr davor warnen, die Terrainſpekulation irgendwie zu beunruhigen. Der Herr Kämmerer hat, wenn ich nicht irre, davon ge⸗ ſprochen, daß wir zwar nicht geradezu Selbſtmord ver⸗ üben würden, aber daß wir uns eine Lebensader abſchneiden würden, wenn wir durch eine Beſteuerung die Terrainſpekulation unterbinden und die Terrain⸗ ſpekulation von Charlottenburg fernhalten. Herr Kollege Marcus und der Herr Kämmerer haben darauf hingewieſen — der Ausdruck lautete wohl, ich weiß nicht, ob genau ſo, aber doch dem Sinne nach —, daß Charlottenburg ſeinen großen Auf⸗ ſchwung geradezu der Terrainſpekulation verdanke. Nun, meine Herren, ich muß ſagen: das iſt wohl das Unerhörteſte, was ich jemals gehört habe. Das vermag ich nicht einzuſehen, wie in irgend einer Weiſe ein Gemeinweſen, ein Gewerbe dadurch empor⸗