Wenn Fehler vorkommen, ſo ſind es nicht ſpezifiſche Fehler der Charlottenburger Schulen, ſondern es ſind Fehler, welche im allgemeinen in den preußiſchen Schulverhältniſſen vorkommen, und wir ſind ja damit mſune zu prüfen, ob nicht Abhilfe in einzelnen Punkten geſchehen kann. Jedenfalls aber iſt zu hoffen, daß, wenn auch einige Mängel abge⸗ ſtellt werden müſſen, es dazu nicht nötig iſt, neue Steuern zu erheben. Stadtv. Heinzelmann: Meine Herren, die Frage der Wertzuwachsſteuer im Rahmen unſerer Kommune löſen zu wollen. ohne ſich ins Einvernehmen mit Berlin und unſern vielen Nachbargemeinden geſetzt zu. haben, das wäre ein ſehr gewagtes Experiment. Ich bin der Meinung, daß das die geſamte geographiſche Lage von Charlottenburg außer Acht ſetzen hieße, und daß es wirtſchaftlich die Bedeutung hätte, Hand an ſich ſelbſt zu legen. Meine Herren, ich glaube, daß dieſe Frage eher vor das Forum eines Städtetages oder zum mindeſten vor das Forum von Groß⸗Berlin gehört. Da könnte dieſe Frage vielleicht mit Erfolg gelöſt werden. Ich bitte Sie daher, aus allen hier vorgetragenen Gründen und dem, was ich jetzt hier vorgetragen habe, die Reſolution des Kollegen Dr. Borchardt ablehnen zu wollen. (Die Beſprechung wird geſchloſſen.) Stadtv. Dr. Borchardt (perſönliche Bemerkung): Ich bin mir im Moment nicht bewußt, welcher Aus⸗ druck in meiner Kritik über Charlottenburger Schul⸗ verhältniſſe etwa zu ſcharf geweſen ſein ſollte. Ich möchte aber doch hervorheben, daß, wenn ich von einer Vernachläſſigung ſprach, hier ja doch alles. relativ iſt, und daß relativ zu andern Städten ich das Charlottenburger Schulweſen immer noch an⸗ erkenne; (aha! und Heiterkeit) 2 nur abſolut betrachtet ſcheint es mir vernachläſſigt. (Die Verſammlung ſtellt Kapitel XV in Ein⸗ nahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats feſt und beſchließt mit großer Mehrheit gemäß den vom Berichterſtatter vorgetragenen Anträgen des Ausſchuſſes zu a bis h.) Vorſteher Roſenberg: Nach der Beſchluß⸗ faſſung der Verſammlung ſind gegen den Etatsent⸗ wurf Mehrausgaben in Höhe von 9461,37 ℳ ein⸗ geſtellt worden. Um dieſen Betrag iſt der Dispoſitionsfonds zu kürzen. Es treten daher in Kapitel I. des Ordinariums des Hauptetats noch folgende Anderungen ein: Einnahmen. Abſchnitt 3 Nr. 10 — Ver⸗ ſchiedenes und zur Abrundung — ermäßigt von 904,40 ℳ um 66,60 ℳ auf 837,80 ℳ Ausgaben. Abſchnitt 13 Nr. 11 — Ins⸗ gemein und zur Abrundung — ermäßigt von 872,03 ℳ um 27,97 ℳ auf 844,06 ℳ. Abſchnitt 14 — Dispoſitionsfonds — ermäßigt von 245000 ℳ, um 9500 ℳ auf 235500 . Mit dieſer Maßgabe hat nunmehr die Stadt⸗ verordnetenverſammlung den Etat für das Jahr 1905, wie ich feſtſtelle, feſtgeſetzt. Wir kommen jetzt zur namentlichen Abſtimmung über den Antrag des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt und Genoſſen: 2 Die Stadtverordnetenverſammlung erſucht den 185 —— Magiſtrat, geeignete Schritte zu tun, um für das nächſte Etatsjahr eine Beſteuerung des ohne das Zutun der Beſitzer entſtandenen Wertzuwachſes an Grund und Boden herbei⸗ zuführen. Ich bitte diejenigen Herren, welche die Reſolution annehmen wollen, mit Ja, diejenigen, welche ſie ab⸗ lehnen wollen, mit Nein zu antworten. Ich erſuche, mit der namentlichen Abſtimmung zu beginnen. (Der Namensaufruf erfolgt. Es ſtimmen mit Ja die Stadtv. Dr. Borchardt, Dörre, Jander, Paſche, Dr. Penzig, Scharnberg, Sellin, Vogel; mit Nein die Stadtv. Barnewitz, Dr. Bauer, Braune, Bruns, Callam, Dr. Crüger, Fink, Foerſtner, Frantz, Dr. Frentzel, Freund, Dr. de Gruyter, Heim, Heinzelmann, Heiſe, Dr. Hubatſch, Jolenberg, Lingner, Marcus, Mehl, Meſchel⸗ ſohn, Mittag, Münch, Otto, Protze, Dr. Roſe, Roſenberg, Ruß, Dr. Schmidt, Schwarz, Stein, Wenig. Das Ergebnis der Abſtimmung wird ermittelt.) Meine Herren, das Reſultat der Abſtimmung iſt folgendes: es haben 32 Herren mit Nein, 8 Herren mit Ja geſtimmt. Die Reſolution iſt daher abgelehnt. Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Prüfung der ſtädtiſchen Kaſſen im Monat März d. I. Berichterſtatter Stadtv. Frantz: Bei der Mit⸗ teilung betr. die Prüfung der ſtädtiſchen Kaſſen im Monat März war nichts zu erinnern. Ich bitte, dieſe Mitteilung durch Kenntnisnahme für erledigt zu erklären. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 4 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Anſtellung von Bau⸗ kontrolleuren aus dem Arbeiterſtande. Druckſache 118. Stadtv. Vogel: Meine Herren, ich habe leider nicht die geſunde, gute Lunge meines Fraktions⸗ genoſſen Borchardt und habe auch nicht die Abſicht, ſo lange zu ſprechen wie er. Deshalb möchte ich Sie bitten, zumal ich etwas angegriffen bin, mir etwas Ruhe zu gönnen. Die deutſchen Bauarbeiter haben ſich beſonders deshalb genötigt geſehen, einen beſſeren Schutz ihres Lebens und ihrer Geſundheit durch ein Bauarbeiter⸗ ſchutzgeſetz und durch Anſtellung von Baukontrolleuren aus dem Arbeiterſtande anzuſtreben, weil die Gewerbeordnung eine Aufſicht der Bauten durch die Gewerbeaufſichtsbeamten nicht vorſieht. Es kann wohl nach § 154 der Gewerbeordnung eine kaiſer⸗ liche Verordnung erlaſſen werden, daß die §§ 135 bis 139b0 der Gewerbeordnung auf die Bauten erſtreckt werden; aber eine ſolche kaiſerliche Ver⸗ ordnung iſt bisher nicht erlaſſen worden. Als Grund dafür wird angegeben, daß die Regierung die Gewerbeaufſichtsbeamten nicht mit noch mehr Arbeit belaſten wollte, und daß die Wünſche der Bauarbeiter und der Bauunternehmer in betreff der Bauaufficht zu weit auseinander gingen, als daß