—— 197 — Stadtv. Braune (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, die Verſchönerung unſerer Hauptverkehrs⸗ ſtraßen mit Raſenſtreifen, wie das in der Kleiſt⸗, Tauenzien⸗ und Hardenbergſtraße u. a. ausgeführt iſt, iſt jedenfalls auch im Intereſſe der Stadt ſehr zweck⸗ mäßig. Es ſind dort nicht allein Raſenſtreifen, ſondern auch ſcce Blumenbeete angelegt, die eine Zierde und einen Anziehungspunkt der Gartenſtadt Charlotten⸗ burg in ihrem Entree nach der Berliner Seite hin bilden. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Nur zur Frage der Dringlichkeit, Herr Stadtv. Braune! Stadtv. Branne (fortfahrend): Die Dringlichkeit, meine Herren, begründet die vorgerückte Jahreszeit, die für Anſäung und gärtneriſche Anlagen eine baldige Inangriffnahme bedingt. Ich möchte daher bitten, den Antrag heute zu verhandeln. Vorſteher Roſenberg: Nach § 17 unſerer Ge⸗ ſchäftsordnung dürfen ſelbſtändige Anträge von Mitgliedern oder Vorlagen des Magiſtrats, welche nicht vor der Sitzung zur Kenntnis der Verſammlung gebracht ſind, in der Sitzung, wo ſie eingebracht ſind, nur dann zur Beratung gelangen, wenn hier⸗ gegen von keinem Mitgliede der Verſammlung oder des Magiſtrats Einſpruch erhoben wird. — Es ſcheint niemand Einſpruch zu erheben. Ich werde alſo dieſen Antrag ſofort zur Beratung ſtellen: Antrag des Stadtv. Braune und Gen. betr. Anlage von Raſenſtreifen am Kurfürſten⸗ damm. Antragſteller Stadtv. Branne: Meine Herren, wie ich bereits einführend bemerkte, müſſen wir gerade als Vertreter der Gartenſtadt Charlottenburg Wert darauf legen, unſere Straßen auch gärtneriſch ſchön anzulegen. Wenn man von den vorbezeichneten Straßen in den Kurfürſtendamm einbiegt, vermißt man leider dieſe Anlagen. Das Straßenbild iſt öde. In früheren Jahren ſind Raſenſtreifen dort angelegt eweſen, zur weſenlichen Verſchönerung desſelben. In den letzten Jahren hat deshalb die Parkdeputation behufs Neuanſäung den Betrag von 1200—1500 ℳ jedesmal in ihren Etat wieder eingeſetzt, der aber wiederholt vom Magiſtrat geſtrichen worden iſt, an⸗ geblich mangels genügender Mittel oder im Intereſſe der Balanzierung des Etats. Die Sache kann hier nicht ſo weitergehen. Wir haben jetzt den Kurfürſten⸗ damm zum größeren Teile asphaltiert, haben mit der Konkurrenz der rivaliſierenden Nachbargemeinden Schöneberg, Wilmersdorf, Grunewald mehr als früher zu rechnen, die ihre an unſer Gebiet anſchließenden Straßenteile in ſehr vornehmer Weiſe ausgeſtaltet haben. Auch begehen wir in dieſem Jahre die 1 . des Beſtehens Char⸗ lottenburgs. Da werden wir auch einen größeren Zuſpruch von Fremden haben, die von uns eine der Bartenſtadt würdige Ausgeſtaltung der Straßen er⸗ warten. Meine Herren, da nicht allein durch eine ſolche die Millionäre, die am Kurfürſtendamm wohnen, und die, die es noch werden wollen, dort ſeßhafter werden, zum großen Vorteil des Steuer⸗ ſäckels, auch nicht allein die täglich nach Tauſenden zählenden Paſſanten des Kurfürſtendammes den ſchöneren Ausblick genießen, ſondern da auch alle anderen Berufsklaſſen, die Handwerker, die Arbeiter, die Unternehmer, weſentliche Vorteile dadurch haben, daß auch dieſe Straße verſchönt und die Bautätigkeit durch vermehrten Zuzug gehoben wird, ſo meine ich, daß Sie, meine Herren, aus Zweckmäßigkeits⸗ rückſichten dem Antrage zuſtimmen werden, zumal auch durch die Anſäung und durch das Sprengen der Baumwuchs, der dort in den letzten Jahren er⸗ heblich gelitten hat, wieder weſentlich gefördert wird; letzteres wird von Fachleuten in vollen Umfange beſtätigt Stadtrat und Kämmener Scholtz: Meine Herren, der Magiſtrat ſteht auch auf dem Standpunkte, daß die Straßen möglichſt ſchön ausgeſtattet werden ſollen, und daß, ſoweit es möglich iſt, die Straßen auch mit Parkanlagen, mit Raſenſtreifen und Blumen⸗ beeten verſehen ſein ſollen. Das hat, glaube ich, der Magiſtrat auch durch die Etatsaufſtellung be⸗ wieſen, wo diejenigen Mittel bereitgeſtellt ſind, um gerade in den ſchönen Straßen, die Sie, Herr Braune, genannt haben, das möglichſt zu tun. Wir ſind bezüglich des Kurfürſtendamms auch in eine eingehende Erörterung gelegentlich der Etatsberatung eingetreten und haben im Magiſtrat uns dahin ſchlüſſig gemacht, daß es nicht zweckmäßig iſt, hier für den Kurfürſtendamm zur Anlegung von Raſen⸗ ſtreifen 1500 ℳ oder, wie ſeinerzeit gefordert war, 1200 ℳ einzuſtellen. Wir haben im Magiſtrat gehört, daß Verſuche mit derartigen Streifen bereits einige Male gemacht worden ſind, daß dieſe ſich abſolut nicht gehalten haben. Die Parkverwaltung hat auch an anderen Stellen andere Mittel heran⸗ gezogen: es ſind kleine Sträucher angelegt worden; auch dieſe haben ſich nicht gehalten. Dies ſind die Gründe geweſen, weshalb der Magiſtrat geſagt hat: es erſcheint uns nicht zweckmäßig, jetzt Mittel in den Etat einzuſtellen. Da nun der Etat gerade erſt abgeſchloſſen iſt, glaube ich, iſt es wohl richtiger, dieſen Antrag zu vertagen und vielleicht im nächſten Jahre noch einmal zur Beratung zu ſtellen. Zurzeit hat, wie geſagt, der Magiſtrat gerade vor wenigen Wochen noch ſich dahin ſchlüſſig gemacht, daß es nicht zweckmäßig erſcheint, die 1500 ℳ aufzuwenden, um Raſenſtreifen anzulegen. Stadtu. Baake: Ich wollte darauf aufmerkſam machen, daß nach § 13 unſerer Geſchäftsordnung jeder Antrag, der eine Geldbewilligung in ſich ſchließt, falls er nicht ohne Widerſpruch angenommen werden ſollte, einem Ausſchuß zur Vorberatung überwieſen werden muß. Ich würde einen ſolchen Ausſchuß beantragen. Vorſteher Roſenberg: In dieſem Antrag liegt bereits der Widerſpruch, den der § 13 verlangt. Antragſteller Stadtv. Braune: Meine Herren, der Einwand des Herrn Kämmerers entbehrt doch in gewiſſer Beziehung der Begründung; denn das Zer⸗ treten der Raſenſtreifen iſt nicht ſo erheblich, als daß die Schäden nicht durch Nachſäung im weſentlichen beſeitigt werden könnten, was ſich leicht durch einige Pfund Grasſamen bewerkſtelligen ließe. Die Auf⸗ ſtellung eines Gitters wäre hier nicht zweckmäßig und brächte Gefahren für Reiter und auch für die Paſſagiere der Straßenbahn. Würde auch alles nicht ſo ganz korrekt inſtand zu halten ſein, ſo würde vorläufig aber doch durch die Anſäung des Raſen⸗ ſtreifens eine bedeutende Verſchönerung des Straßen⸗ bildes geſchaffen; die Straße würde das öde Ausſehen