Beihilfe zur Ausſtattung der Gebäude zu geben. Hiervon hat der Magiſtrat abgeſehen und ſich nur bereit erklärt, 6000 ℳ zur Deckung eines Fehlbe⸗ trages zu bewilligen. Der Verein gegen Verarmung hat an den Magiſtrat ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, daß er nach den Verhandlungen hier im Plenum geglaubt hatie, keine Kinder von Charlotten⸗ burger Gemeindeſchulen abweiſen zu ſollen, daß auf dieſe Weiſe der Fehlbetrag zuſtande gekommen wäre; er richtet in dieſem Schreiben, unterzeichnet Stendel, die dringendſte und herzlichſte Bitte an den Magiſtrat, dieſe Summe von 6000 ℳ zu bewilligen. Der Magiſtrat iſt dieſer Bitte nachgekommen, und ich möchte an die Herren Kollegen auch die Bitte richten, ebenſo dringlichſt und ebenſo herzlichſt, dieſe Summe bewilligen zu wollen. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, der Ver⸗ tragsentwurf, den der Ausſchuß dem Magiſtrat vor⸗ gelegt hat, ſah in § § vor: Dieſer Vertrag iſt ſeitens beider Vertrags⸗ parteien bis zum 1. Dezember jedes Jahres kündbar. Erfolgt die Kündigung bis zu dieſem Zeitpunkt nicht, ſo gilt er als auf ein weiteres Jahr verlängert. Es iſt alſo ein Vertrag, der weiter laufen ſoll von Jahr zu Jahr, ebenſo wie der Vertrag mit dem Hauspflegeverein über die Wochenpflege der Frauen unſerer Arbeiter und Unterbeamten. Mit einem der⸗ artigen Verein, der naturgemäß auf eine unſichere finanzielle Grundlage baſiert iſt, kann man nicht Verträge auf längere Zeit abſchließen; derartige Ver⸗ eine ſind nicht ſo geſchloſſene Organiſationen, daß man einen längeren Zeitraum überſehen kann, und der Magiſtrat muß ſich vorbehalten, eventuell alle Jahre zu prüfen, ob das Verhältnis verlängert werden ſoll oder nicht. Der Magiſtrat hat von einem Vertagsabſchluſſe überhaupt aber auch deshalb abgeſehen, weil die Frage noch im Fluß iſt, ja auch die Verſammlung ſich vorbehalten will, die Frage einer Ubernahme der Ferienkolonien in eigene Regie zu prüfen; es glaubt deshalb der Magiſtrat, mit dem Entwurf, den er vorgeſchlagen hat, der derzeitigen Sachlage am beſten Rechnung zu tragen. Ich bin feſt überzeugt, daß der Verſuch, den wir in dieſem Jahre mit dem Verein machen werden, ſich durchaus bewähren wird, daß wir auch davon Abſtand nehmen werden, den Ge⸗ danken der ſtädtiſchen Regie weiter zu verfolgen, und daß wir demnächſt dann einen derartigen Ver⸗ trag auf geſicherter Grundlage werden abſchließen können. Stadtu. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich bin durch das Referat eigentlich etwas enttäuſcht worden inſofern, als ich über die Kernfrage, mit welcher der Ausſchuß ſich zu beſchäftigen hatte, nicht recht etwas gehört habe. Auch aus der uns zugegangenen Mit⸗ teilung habe ich nicht erſehen können, welche Gründe nun eigentlich maßgebend waren für die gemiſchte Deputation, die eigentlich zu prüfende Frage, ob der Ausbau der Ferienkolonien zu einer ſtädtiſchen Ein⸗ richtung ſich ermöglichen laſſe, zu verneinen. Was die gemiſchte Deputation ſtatt deſſen bringt, ſcheint mir wenig geeignet, ein Erſatz dafür zu ſein. Die Deputation empfiehlt einerſeits den weiteren Ausbau der Waldſchule. Der Herr Referent hat ſchon hervorgehoben, daß auch die Mehrheit der Stadtwerordneten den weiteren Ausbau der Wald⸗ ſchule in dieſem Jahre vertagen will, bis mehr Er⸗ 200 fahrungen vorliegen. Wir haben uns ja bei Gelegen⸗ heit der Etatsberatung darüber unterhalten. Außer⸗ dem ſoll ja auch ſchließlich die Waldſchule nicht ein Erſatz für die Ferienkolonien ſein. Denn die Wald⸗ ſchulen ſind doch gedacht, ja direkt beſtimmt für kränkliche Kinder, welchen der Unterricht in der Schule nicht bekommen würde, während die Ferien⸗ kolonien ihrer Idee nach doch gedacht ſind als eine Er⸗ holung für jedes Kind, auch für die vollkommen ge⸗ ſunden Kinder, die eben in den Ferien eine Erholung genießen ſollen. Das iſt eben einer der Gründe, weshalb wir den Ausbau der Ferienkolonien zu einer ſtädtiſchen Einrichtung wünſchen, weil wir uns von einem derartigen Ausbau verſprechen, daß in der Tat jedes Kind, auch das vollkommen geſunde, der Wohltat einer Ferienerholung teilhaftig werden kann. Daß die Ferienkolonien dieſem, wenn ich ſo ſagen will, Ideal vorläufig noch in keiner Weiſe gerecht werden können, zeigt die außerordentlich ge⸗ ringe Zahl von Kindern, die die Wohltat der Ferien⸗ kolonien genießen ſollen, nämlich 500; — 500 bei 20 000 Volksſchulkindern, die wir haben, d. h. immer 1 auf 40! Es liegt auf der Hand, daß da aller⸗ dings im weſentlichen nicht geſunde, ſondern kränk⸗ liche Kinder ausgeſucht werden, um ſie in die Ferien⸗ kolonien zu ſchicken. Wenn nun aber das der Fall iſt, und wenn die Mehrheit Abſtand nehmen will von der UÜbernahme des Ausbaues der Ferienkolonien zu einer ſtädtiſchen Einrichtung — als Grund hat der Herr Referent, ſoweit ich vernehmen konnte, nur angeführt, es wäre das eine Undankbarkeit gegen den Verein, der dieſe Arbeit bis jetzt übernommen hatte; dieſer Grund ſcheint mir wenig ſtichhaltig; denn dieſer Verein hat eine notwendige ſoziale Arbeit auf ſich genommen, weil eben die Stadt ſie nicht leiſtete; wenn aber die Stadt ihm dieſe Arbeit abnimmt, ſo werden doch die Herren nicht über Undankbarkeit klagen können — wenn Sie nun einem ſolchen weiteren Ausbau nicht geneigt ſind, dann, meine ich, ſollte man doch wenigſtens den Standpunkt feſthalten, daß jedes Kind, das von dem Schularzt als beſonders erholungsbedürftig be⸗ zeichnet wi'd, der Wohltat der Ferienkolonie teil⸗ haftig wird. Mir fehlt mangels des Materials eine Überſicht darüber, wieviel Kinder dabei wohl in Frage kommen können, und wie groß wohl der Be⸗ trag ſein würde, den die Stadt, wenn dieſer Grund⸗ ſatz durchgeführt würde, dem Verein zur Verfügung zu ſtellen hätte. Ich meine aber, meine Herren, wenn dieſer Betrag auch erheblich größer wäre als 22 500 ℳ, ſo ſollten Sie Sich dadurch nicht abhalten laſſen. Der Verein hat ja ſchon bewieſen, daß er im vorigen Jahre 831 Kinder hat unterbringen können, nachdem im Jahre vorher nur 623 unter⸗ gebracht waren; es würde ihm alſo vermutlich nicht ſchwer werden, in dieſem Jahre bis zu 1000 Kinder unterzubringen, wenn er nur die notwendigen Mittel hätte. Ich meine nun, es würde nichts im Wege ſtehen, daß die Stadtgemeinde dann eben ſtatt 22 500 ℳ 45 000 ℳ dafür bewilligte. Überhaupt ſcheint es mir nicht richtig, eine be⸗ ſtimmte Zahl wie 500 oder 1000 anzuſetzen, für die die Koſten bewilligt werden, ſondern ich möchte gern den Grundſatz durchgeführt ſehen, daß nach Bedürfnis, je nachdem die Schulärzte die Kinder als beſonders erholungsbedürftig bezeichnen, dieſe Kinder fortgeſchickt werden. Weil aber, wie geſagt, mir augenblicklich vollſtändig eine Überſicht darüber fehlt — und ich glaube auch den andern Herren —, wie hohe Mittel dann erforderlich ſein würden, ſo würde ich bitten,