dieſe ganze Frage noch einem Ausſchuß weiter zur Beratung zu übergeben. Ich hätte auch nichts da⸗ gegen, ja es wäre mir noch angenehmer, wenn die Frage der Verſtadtlichung der Ferienkolonien noch weiter diskutiert und an die gemiſchte Deputation zurückgewieſen wird. Was die Frage der 6000 ℳ betrifft, um die der Verein gebeten hat, und die der Magiſtrat zu bewilligen vorſchlägt, weil dieſer Betrag noch nicht gedeckt iſt, ſo ſcheint mir da kein Hindernis vorzuliegen, und ich bitle, dieſe Bewilligung auszuſprechen. Im übrigen bitte ich, die Frage der Verſtadt⸗ lichung der Ferienkolonien an die gemiſchte Depu⸗ tation zurückzuverweiſen. Sollten Sie dieſen Antrag ablehnen, ſo würde ich als Eventualantrag den An⸗ trag ſtellen, dem Verein eine derartige Beihilfe zu gewähren, daß jedes von der Schulverwaltung als beſonders erholungsbedürftig bezeichnete Kind in einer Ferienkolonie untergebracht werden kann, einen Antrag alſo, der ſelbſtverſtändlich, da nicht feſt⸗ ſteht, wie hoch die Koſten ungefähr ſein würden, die Beratung in einem Ausſchuſſe notwendig machen würde. Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Dr. Borchardt, wenn ich Sie recht verſtanden habe, haben Sie be⸗ antragt, Nr. 2 des Magiſtratsantrages an die ge⸗ miſchte Deputation zurückzuverweiſen, evenmell einen Ausſchuß für die Beratung dieſer Frage einzuſetzen. (Zuſtimmung.) Ich möchte bemerken, daß mir der erſte Antrag ge⸗ ſchäftsordnungsmäßig unzuläſſig zu ſein ſcheint. Die gemiſchte Deputation hat ſich, nachdem ſie ihre Be⸗ ratungen beendet hat, bereits aufgelöſt. Sie könnten allerdings den Antrag ſtellen, daß wir eine neue gemiſchte Deputation einſetzen; dazu würde es dann aber noch der Zuſtimmung des Magiſtrats bedürfen. Ich gebe anheim, Ihren Eventualantrag als Prinzipal⸗ antrag zu ſtellen. (Stadtv. Dr. Borchardt: Dann ſtelle ich dieſen Antrag!) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, was aus der Sache gemacht werden kann, wenn wir die Ferienkolonien im Sinne des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt verſtadtlichen, haben Sie meines Erachtens jetzt recht draſtiſch aus den Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt enmehmen können. Herr Siadtv. Dr. Borchardt will, daß in Zukunft jedes Kind einer Gemeindeſchule ſeine Ferien auf Koſten der Stadt vier Wochen lang in einer Ferienkolonie verbringt. Nun, meine Herren, es find 2000 Kinder, und bei 45 ℳ für jedes Kind würde das rund 900000 ℳ ausmachen. (Heiterkeit) Das würde nach dem gegenwärtigen Beſtand der finanzielle Effekt der Sache ſein, ganz abgeſehen von den unabſehbaren weiteren Konſequenzen des Antrages. Wo ſollen alle die Ferienkolonien her⸗ kommen? Wie ſollen wir das überhaupt mit dem Schuldienſt im Einklang bringen? Wir müſſen jetzt ſchon bei 900 Kindern drei Kolonien — Vor⸗, Haupt⸗ und Nachkolonien — einrichten; die Vor⸗ und Nach⸗ kolonien ſind ſehr unbeliebt, weil ſie die Kinder aus der Schule herausreißen und infolgedeſſen den Schul⸗ betrieb ſtören. Daß Sie 20000 Kinder in die Ferienkolonien bringen, womöglich unter Einhaltung der Ferien, das iſt abſolut undenkbar. Als weitere Folgen kann man ſich leicht vor⸗ ſtellen, daß nicht vier Wochen, ſondern fünf Wochen 204 „— in den Ferienkolonien zugebracht werden, und daß man ein Mindeſtmaß deſſen feſtſtellt, was das Kind in den vier Wochen zunehmen muß; ein Kind, das nicht dieſes Mindeſtmaß zugenommen hat, müßte dann noch einmal in die Ferienkolonie zurückgeſchickt werden. (Stadto. Baake: Wie machen's denn die reichen Leute? — Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Die tun es auf ihre Koſten!) Das wollte ich nur feſtſtellen gegenüker den Ausführungen des Herrn Stadtv. Ur. Borchardt. Die gemiſchte Deputation hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, der bieher — ich glaute all⸗ überall — feſtgehalten worden iſt für den Begriff Ferienkolonien, daß wirklich nur die einer Erholung beſonders bedürftigen Kinder dort hingeſchickt werden. Die Waldſchule war damals, als die Diskuſſion über die Verſtadtlichung hier in der Stadtwerordneten⸗ verſammlung ſtattfand, überhaupt noch nicht ge⸗ garündet; wenn dieſes Inſtitut damals ſchon beſtanden hätte, ſo wäre es ſehr zweifelhaft geweſen, ob der Gedanke der Verſtadtlichung der Ferienkolonien mit dem Ernſt aufgenommen worden wäre, mit dem er tatſächlich hier behandelt worden iſt. Denn man hat meiner Anſicht nach nicht mit Unrecht argumen⸗ tiert — einige der Herren Fraltionskollegen des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt gehörten ja der gemiſchten Deputation auch an und haben, ſoviel ich mich ent⸗ ſinne, dieſer Auffaſſung zugeſtimmt —: es iſt wohl zu erwarten, daß der weilere Ausbau der Waldſchule einen gewiſſen Einfluß auf die Frequenz der Ferien⸗ kolonien ausüben wird. Denn wenn ich in erhöhtem Maße die kränklichen Kinder aus der ordentlichen Schule ausſondere und ſie den ganzen Sommer hin⸗ durch in der Waldſchule vehalte, ſo wird ſich für dieſe Kinder wahrſcheinlich doch nicht mehr in gleich ſtarkem Maße das Bedürfnis nach Erholung in einer Ferienkolonie herausſtellen. Die Erholung in der Ferienkolonie iſt ja bisher für dieſe Kinder lediglich dadurch bedingt worden, daß ſie in vollen Klaſſen, unter all den Unbequemlichkeiten, die ſich für kranke Kinder aus dem Schulbeſuch ergeben, das ganze Jahr hindurch haben hinbringen müſſen. Man hat deshalb gemeint, der Ausbau der Waldſchule ſei dasjenige, was im Sinne der nachhaltigen Fürſorge für die Geſundheit der kränklichen Kinder zunächſt zu erſtreben iſt, was auch am wenigſten pädagogiſche Bedenken hervorruft, weil ja in der Waldſchule alle Rückſicht auf die Unterrichtsbedingniſſe genommen wird, die in den Ferienkolonien nicht geübt werden kann. Deshalb hat die Deputation den weiteren Ausbau der Waldſchule an die Spitze geſtellt. Nun war allerdings nicht zu verkennen, daß ſich dies von heute auf morgen nicht wird bewerk⸗ ſtelligen laſſen, und daß hier im Plenum für die Verſtadtlichung der Ferienkolonien auch noch einige andere Geſichtspunkte geltend gemacht worden waren. Das war nämlich vor allem das Bedenken, ob wirk⸗ lich von den Organen der Ferienkolonien auch die richtigen Kinder getroffen würden. Wenn derartige Erwägungen ſtattgefunden haben, ſo ſollte das natür⸗ lich kein Mißtrauen gegen die Ferienkolonien und ihre Organe ſein. Es iſt aber leicht erklärlich, daß Eltern eines zurückgewieſenen Kindes ſich benachteiligt glauben und leicht Mängel der Organiſation ver⸗ muten. Um nach dieſer Richtung alle Kautelen zu ſchaffen, ſoll in Zukunft die Auswahl lediglich durch die Schulärzte erfolgen, und zwar unter dem Ober⸗ gutachten eines Vertrauensarztes, der nach möglichſt einheitlichen Geſichtspunkten die Entſcheidung treffen ſoll.