—— 211 — Stadto. Vogel: Meine Herren, ich glaube, ein Anlaß liegt doch gerade jetzt vor, eine ſolche Lücke zu ergänzen, das iſt die Zweihundertjahrfeier. Die Ar⸗ beiter ſtehen doch ganz genau in demſelben Ver⸗ hältnis wie die Beamten: ſie ſind feſt angeſtellt, ihr Gehaltsverhältnis iſt geregelt —, es iſt kein Unter⸗ ſchied zwiſchen ihnen und den übrigen Angeſtellten. Nur bei der Feſtſetzung des Statuts ſind die Ar⸗ beiter ausgelaſſen worden. Das hindert aber doch nicht, dies Statut zu ergänzen oder eine beſondere Stiftung für die Arbeiter zu errichten. Bedenken Sie doch, meine Herren, welchen Eindruck es macht, wenn Sie jetzt die Stiftung für die Beamten und ſtädtiſchen Angeſtellten erhöhen, und die Arbeiter gehen leer aus! Das bringt den Arbeitern keine Freude, und die wollen Sie ihnen doch auch zu⸗ kommen laſſen. Und dann, meine Herren, will ich Ihnen offen ſagen: wenn Sie das ablehnen, ſo macht das auch im allgemeinen keinen guten Ein⸗ druck. Wir ſind jetzt ein Dutzend; aber das ſage ich Ihnen: wenn Sie dieſen Antrag ablehnen, dann ſind wir im nächſten Jahr mehr als anderthalb Dutzend Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Vogel, ich möchte Sie fragen, wie Sie Ihren Antrag ſtellen wollen. Es liegt ja ein Gemeindebeſchluß bezüglich der Fritſche⸗Stiftung vor. Wollen Sie den Antrag ſo ſtellen, daß Sie die 50 000 ℳ., die jetzt be⸗ antragt ſind, nur bewilligen wollen unter der Be⸗ dingung der Abänderung der Fritſche⸗Stiftung, oder wollen Sie die 50 000 ℳ glatt bewilligen und zu gleicher Zeit den Magiſtrat erſuchen, einer Abänderung der Fritſche⸗Stiftung zuzuſtimmen? (Stadtv. Vogel: Das Letztere!) — im letzteren Sinne. Dann ſchließe ich die Diskuſſion und ſtelle zunächſt den Antrag des Ma⸗ giſtrats zur Abſtimmung. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Aus Anlaß der Zweihundertjahrfeier der Stadt Charlottenburg wird der aus ſtädtiſchen Mitteln errichtete Fonds der Fritſche⸗Stiftung zu Unterſtützungen vom bedürftigen Hinter⸗ bliebenen ſtädtiſcher Beamten und Angeſtellten um 50 000 ℳ erhöht. Die dazu erforderlichen Mittel ſind in Höhe von 10 000 ℳ aus dem h Dispoſitionsfonds des diesjährigen Etats, der Reſt iſt aus den nächſtjährigen Etats mit mindeſtens 10 000 ℳL in jedem Etatsjahr zu entnehmen.) Nunmehr beantragt Herr Stadtv. Vogel, zu⸗ gleich auszuſprechen: Der Magiſtrat wird erſucht, das Statut der Fritſche⸗Stiftung dahin zu ändern, daß aus den Zinſen der Stiftung nicht nur Hinter⸗ bliebene von ſtädtiſchen Beamten und An⸗ geſtellten, ſondern auch von Arbeitern im Falle nachgewieſener Bedürftigkeit Unterſtützungen bis zum Höchſtbetrage von 500 ℳ für das Jahr im Einzelfalle erhalten ſollen. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Es iſt folgende Anfrage eingegangen: Die Unterzeichneten richten an den Magiſtrat die Anfrage, ob ihm bekannt iſt, daß die Arbeiter der ſtädtiſchen Gasanſtalten durch Anſchlag an ihrer Arbeitsſtelle, unterzeichnet: „Charlottenburg, 19. IV. 05 Pfudel“ vor dem Beſuch einer öffentlichen Verſammlung zur Beſprechung ihrer Lohnverhältniſſe dringend gewarnt worden ſind, und was der Magiſtrat zu tun gedenkt, um derartige Beeinträchtigungen des Verſammlungsrechts der ſtädtiſchen Arbeiter für die Zukunft zu verhüten. Charlottenburg, 3. 5. 05. Ka Hirſch und eine größere Anzahl von Unterſchriften, jeden⸗ falls mehr als 5. Ich erlaube mir, die Anfrage an den Magiſtrat zu richten, ob und wann er dieſe Anfrage zu be⸗ antworten gedenkt. 44 Stadtrat Boll: Am Freitag haben wir eine Sitzung der Beleuchtungsdeputation, in der dieſe Angelegen⸗ heit noch einmal zur Sprache kommen wird. Wir werden Gelegenheit nehmen. in einer der nächſten Sitzungen auf dieſe Frage zu antworten. Vorſteher Roſenberg: Ich werde dementſprechend verfahren. Wir ordnung: kommen nunmehr zu Punkt 10 der Tages⸗ Vorlage betr. Vorentwurf für den Ban einer Zentralmarkthalle nebſt Bahnanſchluß. Druckſache 158. Berichterſtatter Stadtu. Mittag: Meine Herren, durch Gemeindebeſchluß vom 7. und 20. April iſt für die Anlage einer Zentralmarkthalle das Terrain, welches ſich ſüdlich der Stadtbahn zwiſchen der Wilmersdorfer⸗, der Niebuhr⸗ und der Leibnizſtraße erſtreckt, angekauft worden. Es ſind außerdem Ver⸗ handlungen mit dem Fiskus eingeleitet worden über Pachtverträge des vorliegenden Geländes und ſonſtiger Bahnanlagen, die auch auf einen günſtigen Abſchluß hoffen laſſen. Wir haben nunmehr beinahe 2120 Quadratruten für die Markthalle zur Verfügung, das ſind nahezu 12 Morgen, mit einem Grund⸗ erwerbskoſtenfonds von 2 339 000 ℳ. Der Baublock iſt jetzt vollſtändig abgerundet bis auf ein kleines Eckgrundſtück, welches wir zur Zeit noch nicht er⸗ worben haben. Genügende Zufahrten zu der Markt⸗ alle bieten die Wilmersdorferſtraße, die Niebuhr⸗ und die Leibnizſtraße. Um aber noch einen direkten Zugang aus dem Zentrum Charlottenburgs zu haben, wird die Krummeſtraße verlängert; es wird eine Unterführung unter dem Bahndamm herbeigeführt und dadurch ein großer Teil des Verkehrs dieſen drei Straßen abgenommen; ich glaube ſogar, ſie wird den größten Verkehr aufweiſen. Gleichzeitig iſt links von dieſer Unterführung ein großes Gelände freigelaſſen, worauf die Wagen ihre Aufſtellung finden ſollen. Das iſt ein großer Vorteil nament⸗ lich gegen die Einrichtung der Berliner Markthalle, wo die Wagen die nächſtliegenden Straßen zeitweiſe vollſtändig verſperren. Die Wagen fahren hier (auf der Karte zeigend) hinein, können gleichzeitig in die Markthalle hineinfahren, durchfahren ſie und gelangen auf der andern Seite durch die Leibnizſtraße wieder ſanan oder ſie nehmen bei der Abfahrt hier Auf⸗ tellung und machen dann denſelben Weg, wie ich ihn vorhin angegeben habe. Das Markthallengebäude an und für ſich wird zunächſt eine Ausdehnung von 120 m Länge und 50 m Breite bekommen, das ſind 6600 am über⸗