—— 226 Die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Punkt 20 bis 23 der Tagesordnung liegen nebſt den Akten aus und gelten als genehmigt, wenn bis zum Schluß der öffentlichen Sitzung Widerſpruch nicht erhoben iſt. In der Verwaltungsſtreitſache des Kaufmanns Krotoſchiner wider die Stadverordnetenverſammlung hat der Herr Prozeßvertreter der Verſammlung mir mitgeteill, daß das Oberverwaltungsgericht die Wahl des Stadtv. Fink für ungültig erklärt hat. Das Er⸗ kenntnis liegt noch nicht vor. Sobald ich es habe, werde ich es der Verſammlung zugänglich machen. Eingegangen iſt folgender Antrag: Die Unterzeichneten ſtellen den Antrag, den § 8 der Geſchäftsordnung dahin abzuändern, daß der Beginn der Stadtverordnetenverhand⸗ lungen ſtatt um 5 Uhr erſt um 6 Uhr ſtatt⸗ zufinden hat. Charlottenburg, den 5. Juni 1905. Marcus, Hubatſch, Hirſch, Paſche, Kaufmann, Rackwitz. Der Antrag wird auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung gebracht werden. Dann iſt eine Anfrage eingegangen Beabſichtigt der Magiſtrat, der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung demnächſt eine Vorlage behufs Errichtung eines ſtädtiſchen Wohnungs⸗ umtes zu machen? Charlottenburg, den 7. Juni 1905. Holz, Marcus und eine größere Anzahl von Unterſchriften. — Ich erlaube mir die Anfrage an den Magiſtrat, ob und wann er dieſe Anfrage zu beantworten gedenkt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Ich bitte, die An⸗ gelegenheit wie gewöhnlich zu behandeln. Vorſteher Roſenberg: Das wird geſchehen. Es iſt eine zweite Anfrage eingegangen⸗ Die Stärkung des geſchichtlichen Sinns in Charlottenburg durch die Jubiläumsfeier ver⸗ anlaßt die folgende Anfrage: Faſt ein Jahr (23. 7. 04) iſt vergangen, ſeit einer unſerer erſten Naturforſcher und Arzte weit entfernt von uns hingeſchieden und bei ſeiner Beſtattung von ſeinen neuen Landsleuten in einer Weiſe gefeiert wurde, wie das wohl ſch noch keinem Deutſchen im Auslande zu teil geworden iſt. Wir erinnern an Amandus Philippi, den Profeſſor an der Univerfttät Santiaao in Chile, den Direktor des berühmten Nationalmuſeums, welches er dort gegründet hat, den Senior der Deutſchen in Chile, der hier in Charlottenburg vor faſt 100 Jahren (14. 9. 1808) geboren und unter uns aufgewachſen, 1851 dorthin aus⸗ wanderte. Seit 1848 ſoll Berlin wegen der Prüge⸗ leien auf unſerer Berlinerſtraße auf Rache ſinnen, iſt Ihnen jüngſt ins Gedächtnis zurückgerufen worden. Berlin hat ſeinen berühmten „Rache⸗ zug“ jetzt bereits gegen Charlottenburg ausge⸗ führt, indem es ſchon im vorigen Sommer des Charlottenburgers Andenken öffentlich in wiſſen⸗ ſchaftlichen Vereinen geſeiert hat. Seine Vater⸗ ſtadt hat bisher geſchwiegen, Wäre es nicht an der Zeit, daß mit einer „Amandus⸗Philippi-Straße“ ſeine Verdienſte um ſeine deutſche Heimat auch in ſeiner Vaterſtadt anerkannt, ſein Name als ein leuchtendes Bei⸗ ſpiel zur Nacheiferung ſeinen jüngeren Mit⸗ bürgern vor Augen geführt würde? 2 Dr. Roſe und noch vier Unterſchriften. Ich erlaube mir die Anfrage an den Magiſtrat, ob er dieſe Anfrage viel⸗ leicht gleich zu beantworten gedenkt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Dieſe Anregung iſt dem Magiſtrat durchaus ſympathiſch. Der Ma⸗ giſtrat iſt derſelben Anſicht geweſen, der hier Aus⸗ druck gegeben iſt und hat bereiis beſchloſſen, eine der neueren Straßen, die angelegt werden, Philippiſtraße zu nennen. (Bravol) Es iſt anzunehmen, daß ſeitens der Polizeibehörde ein Widerſpruch dagegen nicht erfolgen wird, ſo⸗ daß dem Wunſche der Herren Petenten Rechnung getragen werden wird. Vorſteher Roſenberg: Damit iſt wohl die An⸗ frage erledigt, Herr Kollege Roſe? Stadtv. Dr. Roſe: Ich möchte nur noch darauf aufmerkſam machen, daß es zwei Philippi gab, Eunoin und Amandus Philippi, und daß es daher flarer wäre, wenn man der Straße den Namen Amandus⸗Philippi⸗Straße gäbe, ebenſo wie ja auch in Wilmersdorf viele Straßen, anderwärts z. B. das Friedrich⸗Karl⸗Ufer und hier in Charlottenburg der Friedrich⸗Carl⸗Platz zwei Namen tragen. Vorſteher Roſenberg: Ich habe Ihnen eine außer⸗ ordentlich betrübende Mitteilung zu machen. (Die Verſammlung erhebt ſich.) Der Stadtverordnete Dr. med. Oskar Schmidt iſt im beſten Mannesalter von 48 Jahren geſtern, am 6. Juni, geſtorben. Durch ſein liebenswürdiges Weſen hat er ſich bei allen Kollegen beliebt gemacht. Mit größtem Eifer hat er ſich ſtets den ſtädtiſchen Geſchäften gewidmet und darin auch gute Erfolge Geeen, Sein Andenken wird bei uns ſtets in hren gehalten werden. — Sie haben ſich bereits, wie ich hiermit konſtatiere, zu Ehren des Andenkens des Dahingeſchiedenen von den Sitzen erhoben. Wegen der Beerdigungsfeierlichkeit erhalten Sie noch beſondere ſchriftliche Nachricht. Ich gebe jetzt on Kenntnis davon, daß die Beerdigung morgen um 6 Uhr abends von der Leichenhalle des Jeruſalemer und Neuen Kirchhofs, Bergmannſtraße 45 bis 47, aus ſtattfindet. Dann habe ich noch bekannt zu geben, daß Herr Stadtverordneter Dr Crüger ſein Amt im Ausſchuß betr. die Wahl von 7 unbeſoldeten Magiſtratsmit⸗ gliedern und auch in dem anderen Ausſchuß, betr. die Erſatzwahl für das verſtorbene Magiſtratsmit⸗ glied, niedergelegt hat. Es wird vorgeſchlagen, an ſeiner Stelle Herrn Stadtverordneten Marcus zu wählen. — Ich höre teinen Widerſpruch und darf damit fefſtellen, daß Herr Stadtverordneter Marcus in dieſe Ausſchüſſe gewählt iſt. Wir kommen nunmehr Punkt 1: Mitteilung betr. Prüfung der ſtädtiſchen Kaſſen im Monat Yrai d. I. Berichterſtatter Stadtv. Frautz: Am 22. Mai hat eine ordentliche Prüfung der ſtädtiſchen Kaſſen ſtattgefunden über die Zeit vom 20. April 1905 bis 20. Mai 1905. Die Mitteilung betr Prüfung dieſer zur Tagesordnung.