1 Mitteln eintritt, das eben nach der gegenwärtigen Lage unſerer Geſetzgebung nur im Wege der Armen⸗ fürſorge geſchehen kann. Etwas anderes wäre es, wenn ein Verein ſich bild ſtillender Mütter zur Hauptaufgabe machte, vielleicht nach Analogie des Hauspflegevereins, den man dann ſicherlich ſehr gern mit ſtädtiſchen Mitteln als Bei⸗ hilfen unterſtützen würde, ebenſo wie dem Verein gegen Verarmung und für Ferienkolonie ja auch reichliche ſiädtiſche Mittel zur Unterſtützung eines ſozialen, wohltätigen Zweckes zur Verfügung geſtellt werden. Aber das ſteht immer erſt in zweiter Linie. Soll, wie es Herr Stadiv Dr. Zepler doch will, die Stadt ſelbſt die Initiative ergreifen und unmittel⸗ bar mit eigenen Mitteln zunächſt nicht anders als im Wege der Armenpflege geſchehen. Auf dieſen Standpunkt haben ſich die gemiſchte Deputation und der Nagiſtrat geſtellt, und es iſt auch in der Vorlage zum Ausdruck gebracht, daß unter dieſem Geſichtpunkte eine beſondere Be⸗ ſchlußfaſſung nicht nötig ſei. Es ſeien ja die Armen⸗ direklion und die Armenkommiſſonen dazu da, überall, wo Not an Mann iſt, mit ihren Mitteln einzugreifen, — und das iſt natürlich erſt recht in denjenigen Fällen am Platz, wo eine Familie dadurch, daß die Mutter das Kind ſtillt, in Nahrungsſorgen zu kommen droht. Das iſt alſo der Standpunkt des Magiſtrats und der gemiſchten Deputation geweſen, und ich möchte Sie bitten, den auch hier gutzuheißen. Was die Ausführungen des Herrn Referenten anbetrifft, ſo möchte ich nur noch bemerken, daß ja die Zahlen, die wir hier aufgeſtellt haben, zunüchſt ſchätzungsweiſe gegriffen ſind. Mir iſt von einer Eingabe des Eliſabeih⸗Frauenvereins nichts bekannt, ſie muß alſo direkt an den Herrn Referenten gegeben worden ſein. Ich habe allerdings mit einigen Damen verhandelt und entnehme aus den Mitteilungen. die mir gemacht worden ſind, daß die eine oder andere Poſition vielleicht einer Erhöhung bedürfen wird. Ich glanbe kaum, daß. wenn ſich wirklich unſere Pofitionen als unzureichend herausſtellen werden und wir nachher mit der fertigen Tatſache vor Sie treten und ſagen: hier und da haben wir noch nachhelfen müſſen, daß Sie uus dann die Nachbewilligung von etwa erforderlichen Mitteln verſagen werden. Soweit ſchon heute überſehen werden kann. in welchem Umfange unſere Zahlen erhöht werden müſſen, wird der Magiſtrat nichts dag⸗gen haben, daß das ſofort geſchieht. Borſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Dr. Zepler, ich möchte Sie fragen, ob Sie Ihren Antrag als Abänderungsantrag im Sinne des § 19, der Ge⸗ ſchäftsordnung aufgefaßt — bei wohlwollender Be⸗ trachtung der Angelegenheit kännte man das ja tun —, oder ihn als ſelbſtändigen Antrag angeſehen wiſſen wollen? 0 (Stadtv. — Dann Dr. Zepler: Als ſelbſtandigen Antrag!) kann ich ihn heute nicht zür Debatte ſtellen, ſondern erſt auf die nächſte Tagesordnung ſetzen. Man würde ihn aber auch als Abänderungsantrag auffaſſen und heute gleich zur Diskuſſion ſtellen können. 24 t4l., Gautt agt. Stadtv. Dr. Zepler: Ich lege ſonderes Gewicht; es genügt mir, wenn er d Mal zur Beratung kommt. Vorſteher Roſenberg: So verle der folgendermaßen lautet: darauf kein be⸗ as nächſte ſe ich den Autrag. 232 bildete, der ſich die Unterſtützung hier eintreten, ſo kann es hinzugehen, denen muß man Kinder zu ernahren. Wir ſtellen den Antrag, für das laufende Jahr zum Zwecke der Beihilfe für unbemittelte Schwangere und zur Entſchädigung für ſtillende Mütter für Ausfall von Arbeitsverdienſt einen Betrag von 30 000 ℳ aus dem Dispoſition?⸗ 1— fann nehmen und eine entſprechend höhere Sumimie . das nächſte Jahr in den Etat Anzſfe 1. 4 Dr. Zepler und die nötige Zahl von Unterſchriften. Ich werde dieſen Antrag auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſtellen; er ſteht alſo heute nicht zur Debatte⸗ . 2 2 Jetzt hat das Wort Herr Stadtv. Vogel. Stadtv. Vogel: Der Herr Bürgermeiſter meint, es ſei zunächſt Sache der Selbſthilfe des Vaters und der Mutter, für die Bedürfniſſe ihrer Kinder zu ſorgen. Dem wird gewiß niemand widerſprechen. Es gibt doch aber ſehr oft Fälle, wo es beim beſten Willen den Eltern nicht möglich iſt, wo der Vater ganz fehlt. Dieſe Fülle haben wir im Auge Viele junge Mütter, die noch keine Erfahrungen geſammelt haben, werden bei ihrem geringen Verſtändnis, wenn ſie davon hören, daß Milch an die Kinder ausge⸗ teilt wird, denken, ſie brauchen die Kinder nicht ſelbſt zu ſtillen, das ſei nicht nötig, es genüge die Milch, die ſie dort bekommen. Das iſt der große belſtand dabei. Später, wenn die betreffenden Mütter darauf aufmerkſam gemacht werden, es ſei beſſer, ſelbſt zu ſtillen, iſt es vielleicht ſchon zu ſpät, dann können ſie nicht mehr ſtillen, und das Kind Gerade darauf kann nicht genug Wert gelegt werden. Es iſt etwas ganz anderes, 9b ein Kind durch Frauenmilch oder Kuhmilch er⸗ nährt wird. Gerade die Ernährung durch Kuhmilch — es iſt doch immerhin eine künſtliche Ernährung hat Rhachitis, Krämpfe, engliſche Krankheit und andere Krankheiten zur Folge, deren Wirkungen ſo unheilvoll ſind für die Entwicklung der Kinder, wie wir erſt in dieſen Tagen auch in den Zeitungs⸗ berichten über die Gerichtsverhandlungen geleſen haben. Gerade das fehlt 4.2 . Hinweis und die Ermöglichung des Selbſtſtillens durch die Mutter. Es wird dann eben nicht für nötig be⸗ funden, ſelbſt zu ſtillen, und in ſolchen Fällen, wo vielleicht kein Arbeitsausfall vorliegt. wo Arbeits⸗ loſigkeit vorhanden iſt, da iſt Unterſtützung gerade ſo nötig. Ich habe in früheren Verhandlungen darauf hingewieſen, daß eine Kuh, wenn ſie gute Milch geben ſoll, gut gefüttert werden muß. Das weiß jeder Landmann. Mit den Frauen iſt es ebenſo: eine Frau, die ungenügend ernährt iſt, hat feine Milch für ihre Kinder. Die Bevölkerung iſt zum großen Teil ſo, daß ſie das nicht weiß, ſie muß darauf hingewieſen werden. Man ſagt ſo vielfach, Unterſtütungen bekommen ſehr oft ſolche, die es nicht verdienen, und die Andern, die es verdienen, die berſchämten Armen, die gehen leer aus. Meine Herren, die Verſchämteſten der Verſchämten, die Bedürftigſten, das ſind die Mütter, die entweder nicht Zeit haben, ihre Kinder zu ſtillen, oder nicht genug Nahrung haben; die enieren ſich unter die Arme greifen und muß ihnen helſen. Natürlich können auch andere Mittel, die in der Kommiſſton vorgeſchlagen worden ſind, Merkblätter uſw, etwas nützen; aber in zeſchränttem umfang Die Faupt⸗ mn bir ni. Mat ſhe i ſeloſt zu ſilen. Ein Ammd * iſt ſiech und elend. das doch nur ſache iſt, daß 45 —