—— 237. —— elektriſche Beleuchtungsanlage der Berliner⸗ und Hardenbergſtraße, des Platzes am Knie und des Luiſenplatzes, bedeutet für mich keine erfreuliche Auf⸗ gabe, unerfreulich nach zwei Richtungen hin: einmal weil wir uns mit einer ungeheuren Überſchreitung der Summe abfinden müſſen, die für dieſe Zwecke vorgeſehen und bewilligt war, und zum andernmal des⸗ halb, weil ich nicht umhin kann, Vorwürfe gegen die techniſche Leitung der elektriſchen Beleuchtungsan⸗ lage auszuſprechen. Meine Herren, es handelt ſich darum, daß für die Hardenbergſtraße 113 000 ℳ vorgeſehen waren, und jetzt 174 000 ℳ gefordert werden, und daß für die Beleuchtung am Luiſenplatz 20 000 ℳ vorge⸗ ſehen und 28 000 ℳ heute gefordert werden. Am 25. Februar 1903 wurden von der Stadtverordneten⸗ verſammlung zu den Vorverſuchen 40 000 ℳ be⸗ willigt. Deshalb war es wohl berechtigt, daß in der Sitzung am 26. Mai 1904 der damalige Berichter⸗ ſtatter die ſchlanke Annahme der Vorlage befür⸗ wortete mit der Motivierung, daß ja alles genau geprüft ſei, und daß vor allen Dingen ſehr genaue Koſtenaufſtellungen gemacht worden wären. Das heutige Reſultat zeigt leider, daß die Koſtenauf⸗ ſtellungen alles andere als genau waren. Ich ſchicke vorweg: ſelbſtverſtändlich lagen gewiſſe Gründe für die heutige ÜUberſchreitung vor, die damals in dem Umfange nicht gewürdigt werden konnten. Indeſſen bedauere ich, daß von den 40 000 ℳ, die damals vorgeſehen waren, nur 15 000 ℳ zu den Vorver⸗ ſuchen ausgegeben worden, ſind. Ich möchte an⸗ nehmen, daß wenn wir von den 40 000 ℳ weit⸗ gehenden Gebrauch gemacht hätten, wir auch zu beſſeren Reſultaten gekommen wären. In der Vorlage iſt zunächſt geſagt worden, daß man damals mit einer Lichtpunkthöhe von § m bei den Maſten gerechnet habe. Meine Herren, in den Akten, die ſehr umfangreich ſind, und für deren Studium mir allerdings leider nur eine kurze Zeit zur Verfügung ſtand, findet ſich ein Brief der Siemens⸗ Schuckert⸗Werke bereits vom 7. Mai, in dem aus⸗ drücklich darauf aufmerkſam gemacht wird, daß mindeſtens mit einer Lichtpunkthöhe von 9 m ge⸗ rechnet werden müßte. Trotzdem ging uns am 26. Mai die Vorlage mit nur 8 m Lichtpunkthöhe zu. Ich kann natürlich nicht beurteilen, welches der leitende Geſichtspunkt hierfür war, ich nehme aber an, daß eben die Koſtenanſchläge, die Vorlagen, nicht mehr geändert werden ſollten. Übrigens kann ich den Preisunterſchied zwiſchen einem Lichtmaß von 8 m und 9 m nicht ſo hoch veranſchlagen. Nun aber, meine Herren, war in der Vorlage vom 26. Mai vorgeſehen worden, daß die Maſten — ich weiß ere nicht genau den Wortlaut — nur dem Zwecke angemeſſen, alſo jedenfalls nicht reich verziert ſein ſollten. Bei der Ausſchreibung, die im Auguſt vorgenommen wurde, ergab ſich nun, daß von drei verſchiedenen Firmen drei verſchiedene Preiſe offeriert wurden, und zwar ſchwankend zwiſchen 327 und 465 ℳ. Das bedeutet für die in Frage ſtehenden Maſten einen Preisunterſchied von 10000 ℳ. Die Elektrizitätsdeputation hat ſich nun für die teuerſten Maſten entſchieden. (Sehr richtig!) Ich meine, meine Herren, das war nicht ganz korrekt, wenigſtens nicht korrekt, nachdem in der Vorlage vom 26. Mai ausdrücklich geſagt war, daß die Maſten „angemeſſen“ ſein ſollten, während jetzt reich verzierte Maſten genommen ſind; ich finde jetzt auch den Wortlaut: „einfache, aber an⸗ gemeſſene Ausſtattung“ war geſagt worden. Die Stadtverordnetenverſammlung mußte darüber befragt werden. Die techniſche Leitung hat ſich darauf be⸗ ſchränkt, bei dem Voranſchlage nur die Offerte der Siemens⸗Schuckert⸗Werke und der Firma Lahmeyer einzuholen; es wäre doch vielleicht richtig geweſen, ſchon damals die die Maſten liefernden Firmen zu Voranſchlägen aufzufordern. Was die Anzahl der Lampen betrifft, ſo iſt die⸗ ſelbe in den Straßenzügen nicht geändert worden: dagegen ſind an einigen markanten Punkten aller⸗ gings neue Lampen vorgeſehen und dadurch auch — unbedingt berechtigter Weiſe — Mehrkoſten hervor⸗ gerufen worden. Nun, meine Herren, komme ich zu einer ſehr wichtigen und ſehr großen Überſchreitung der Vorlage, hervorgerufen durch die Berliner Waſſerrohre. Ich kann mir nicht helfen, es exiſtieren doch von den Rohrleitungen ganz genaue Zeichnungen, und deshalb hätte damals ſchon bei der Vorlage ausdrücklich auf die durch die Lage der Waſſerrohre bedingte Schwierig⸗ keit Rückſicht genommen werden müſſen. Es iſt auch tatſächlich teilweiſe Rückſicht genommen worden; denn ich finde in den Akten eine Notiz, daß bereits am 23. März 50 ℳ, pro Maſt zu dieſem Zwecke vor⸗ geſehen worden ſind. Es ſtellte ſich aber nachher heraus — und ich meine, das hätte ſich vorher herausſtellen müſſen —, daß Erdſtützen nötig wurden, die ohne die erforderlichen Erdarbeiten allein einen Koſtenaufwand von 229 ℳ pro Stück verlangten. Dieſe Erdſtützen wurden in Auftrag gegeben, und als mit ihrer Anferligung begonnen war, zeigte ſich wieder — und zwar infolge eines Briefes der Berliner Waſſer⸗ werke —, daß auch dieſe Erdſtützen noch nicht genügten, daß ſie verlängert werden und daß große Betonklötze angebracht werden mußten. Was nun die Schalthäuschen betrifft, ſo iſt ihre Anlage vielleicht recht zweckmäßig, aber zweifellos recht unſchön. Die Schalthäuſer, die jetzt an der Hardenbergſtraße ſtehen, bilden in dieſer Form jeden⸗ falls keine Zierde für dieſe ſehr ſchöne Straße. (Sehr richtig!) Die Anlage der Schalthäuschen wurde auf Anregung der Firma Lahmeyer von der Elektr.⸗Deputation beſchloſſen, und zwar am 26. Oktober. Erſt am 1. November ging uns die Vorlage zu betr. die Aufſtellung der Maſten für den Luiſenplatz. Ich meine nun, dieſe ganz neue Anlage der Schalthäuſer, die einen Koſtenaufwand von etwa 7000 ℳ hervor⸗ rief, hätte uns gleichzeitig in der Sitzung vom 1. November zur Bewilligung vorgelegt werden müſſen. In der Sitzung vom 1. November war leider für die Vorlage betr. die Beleuchtung des Luiſenplatzes kein Berichterſtatter ernannt; wäre ein ſolcher beſtellt geweſen, ſo hätte er gefunden, daß im Gegenſatz zu der Vorlage vom 26. Mai jetzt die Kandelaber mit 650 ℳ pro Stück vorgeſehen waren, während ſie am 26. Mai nur mit 250 ℳ bewertet waren, und wir hätten damals ſchon Gelegenheit gehabt, die Überſchreitungsfrage im Plenum anzu⸗ ſchneiden. Meine Herren, damit komme ich zu dem Punkt, der meine Verwunderung in höchſtem Grade hervor⸗ gerufen hat, daß nämlich trotz der damals bereits erhöhten Forderung für die Maſten, trotz Be⸗ rückſichtigung der Erfahrungen, die mit der Harden⸗ berg⸗ und Berlinerſtraße bis dahin gemacht waren, die Koſten für die Beleuchtung des Luiſenplatzes noch um 40 % überſchritten worden ſind. Tatſäch⸗