—— 252 Steinen, die alſo beiſeite gelegt waren — von neuem zu greifen und 4 aufs Brett zu bringen. Dabei hatte ſie ſicherlich ſelber die erheblichſten Bedenken gegen die Kandidatur der beiden Herren, und da hier dieſe Kandidaturen mit zur Verhandlung ſtehen, muß ich auch mit einem Worte auf die Kandidaten eingehen. Meine Herren, der Herr Stadtrat Moll iſt uns allen als ein ſehr tüchtiger und angenehmer, liebens⸗ würdiger Herr bekannt. Es iſt ſicherlich nicht ſeine Schuld, daß er im Verlauf des vergangenen Jahres durch Zeitungsmeldungen in ein ſchiefes Licht geriet. Es handelt ſich um folgendes: Die Armendirektion hatte einſtimmig beſchloſſen, mit der Augenarztſtelle, die neu beſoldet für die Armen eingeführt werden ſollte, einen Arzt zu betrauen, der 12 Jahre lang umſonſt dieſen Poſten innegehabt hatte, den Herrn Dr. Feilchenfeld. Das Magiſtratskollegium trat dieſem Beſchluſſe nicht bei, ſondern wählte anſtelle des Dr. Feilchenfeid einen Augenarzt Dr. Moll, gegen deſſen perſönliche Tüchtigkeit ich garnichts ſagen will. Immerhin muß es auch einen für den Vater nicht ganz angenehmen Eindruck gemacht haben, daß ſein Sohn dieſe Stelle erhalten hat an⸗ ſtelle eines verdienten Arztes, der 12 Jahre lang die Sache umſonſt gemacht hatte. Dabei werden ſicherlich auch die 1000 ℳ, die als Gehalt gezahlt werden, für Herrn Moll gar keine Rolle geſpielt haben. Trotzdem hätte ich es für richtiger gehalten, wenn gegen dieſe Form, Stellen zu vergeben, da⸗ durch Proteſt erhoben würde, daß Herr Moll nicht als Stadtrat wiedergewählt wäre. Dieſelbe Uber⸗ zeugung — ich kenne die Motive der Herren nicht — müſſen auch die Liberalen gehabt haben; denn ſie haben ja Herrn Moll gleichfalls fallen laſſen. Was nun den Kandidaten Dr. Waldſchmidt be⸗ trifft, ſo war auch der von den Liberalen urſprünglich fallen gelaſſen, und zwar wegen ſeiner antiſozialen Tendenzen. Herr Stadtrat Waldſchmidt hat ja ſeinerzeit eine ſehr bedauerliche Außerung über die Lungenheilſtätten gemacht; er hat ſeinerzeit auch bei der Vergebung der öffentlichen Bedürfnisanſtalten an Herrn Protz Außerungen getan, die nach meiner Empfindung nicht ein ſehr hoch geſteigertes ſoziales Denken verrieten. Auch Herr Waldſchmidt wurde alſo bei der erſten Formation gleichfalls aus der Reihe der Kandidaten ausgeſchieden. Schließlich hatten die Liberalen noch einen dritten Herrn in Vorſchlag gebracht, den ſie gern als Stadtrat haben wollten, und den ſie ſchließlich auch wieder fallen ließen. All dieſe Beſchlüſſe, all dieſe Gruppierungen, all dieſe Ordnung der Stadtratswahlen wurde durch die eine Tatſache über den Haufen geworfen, daß die Kandidatur Buka da war, und da entſchloſſen ſich denn die Herren eben, alles zu ſchlucken, weil ſie den Biſſen Buka nicht verdauen konnten. (Heiterkeit.) Nun, meine Herren, wir können dieſe Politik nicht mitmachen. Wir ſind der Meinung, daß ein Mann, der jahrelang Stadtverordneter iſt, der der Fratnonevorſtoende einer Gruppe dieſes Saales iſt, wenn er von dieſer Gruppe vorgeſchlagen wird als Stadtrat, nun auch als Stadtrat gewählt werden tann, wenn gegen ſeine Perſönlichkeit, gegen ſeine Ehre nichts Erhebliches — nichts eingewendet werden kann. uruf: Nichts Erhebliches?) — Meine Herren, was alles geſagt wird in Ge⸗ ſprächen, und was man als erheblich oder nicht nicht erheblich betrachten kann, das wollen wir hübſch bel⸗ ſeite laſſen. Ich ſage: die Gruppe — und es handelt ſich um das Recht der Gruppe — hat das Recht, ihren Kandidaten vorzuſchlagen, und wir würden über alle dieſe Schwierigkeiten am beſten weggekommen ſein, wenn wir das Gruppenrecht ge⸗ wahrt hätten und die Kandidatur Buka aufrecht⸗ erhalten worden wäre. Das, meine Herren, iſt die Ergänzung des Ausſchußberichtes, zu der ich durch den Zufall, daß ich der erſte Redner bin, gewungen worden bin. Ich möchte die Liberalen nur bitten, ſich daran zu erinnern, daß ſie Demokraten ſind, und daß es nicht nett iſt, wenn man Minoritäten dadurch vergewaltigt, daß man die zufällige Mehrheit, die man durch eine beſondere Konſtellation genießt, dazu benutzt, um ein verbürgtes Recht der Minoritäten, die proportionale Vertretung, in einem wichtigen Augenblick preiszu⸗ geben, und daß es auch nicht angeht, einen — wie ſoll ich ſagen? — perſönlichen Anlaß zu ſo ſchwer⸗ wiegenden Entſchlüſſen zu nehmen. Die Liberalen haben wiederholt erklärt, daß der Stadtv. Marcus, der ihr angeſehener Fraktionsvorſitzender iſt, mit der Niederlegung ſeines Amtes gedroht hätte, wenn Stadtv. Buka zum Stadtrat gewählt würde. Da⸗ durch hat die ganze Angelegenheit ein ſo auf die Perfon zugeſpitztes Geſicht angenommen, daß ich glaube, derartige Dinge ſollten nur in einem Kegel⸗ klub höchſtens und ſchlimmſtenfalls vorkommen, aber in der Stadtverordnetenverſammlung von Charlottenburg. Da müſſen die Männer gewogen werden nach ihrer Tüchtigkeit, (Stadtv. Marcus: Sehr richtig!) da müſſen ſie gewogen werden nach dem Recht der Partei, die ſic aufſtellt, und danach müſſen die Stadtratswahlen vorgenommen werden. Ich wünſche, daß auch dieſe Stadtratswahl ſo verläuft. Stadtv. Kanfmann: Meine Herren, ich bin wiederholt hier angezogen worden. Es iſt ſelbſt⸗ redend, daß ich keinen Anſtand nehme, voll die Außerungen wieder zu tun, die ich in dem zur Vor. beratung der Stadtratswahlen eingeſetzten Ausſchuß zu tun mich für verpflichtet hielt. Ich hielt mich dort, wie immer, verpflichtet, alles dasjenige, was zu meiner Kenntnis kommt, vorzubringen. Deshalb finden ja dieſe Beratungen in einem Ausſchuſſe ſtatt, in dem der Herr Vorſteher die Amtsverſchwiegenheit von Hanſe aus proklamiert. Meine Herren, in dem Ausſchuß, wo ſeitens der Fraktion Alt⸗Charlottenburg Herr Stadtverord⸗ neter Buka als Kandidat präſentiert worden war, find die verſchiedenſten Einwendungen von mir und auch vom Kollegen Crüger gegen die Wahl gemacht worden. Ich gehe auf dieſe Dinge nicht näher ein: ſie ſind ja vom Heirn Kollegen Baake geſtreift worden. Ich gehe direkt auf die beiden Fälle ein, in denen ich Herrn Stadtverordneten Bukg — ſehr richtig hat der Stadtverordnete Baake die Außerung wiedergegeben — mangelnde Wahrhaftigkeit zum Vor⸗ wurf machen mußte. Ich bedaure, dieſe beiden Fälle hier vortragen zu müſſen, wie ich überhaupt bedaure, daß dieſe Angelegenheit in der Offentlichkeit behandelt wird. Ich habe vorhin in geheimer Sitzung geſagt, es wäre für die Stadtverordnetenverſammlung und auch für Herrn Kollegen Buka viel richtiger geweſen. die An⸗ gelegenheit erſt in einer nicht öffentlichen Sitzung zu klären und dann zu ſehen, wie weit wir damit kommen. Die Stadt gewinnt bei dem Waſchen ſchmutziger Wäſche abſolut nichts, und ich halte es