r 294 der Einigung zuſtimmt. Das war Juni bis Juli 1899. Ein weſentlicher Punkt dieſer protokollariſchen Ver⸗ einbarung war der, daß die Fraktion Alt⸗Charlotten⸗ burg erklärte: ſie beabſichtige nicht, in die Wahlen der erſten Abteilung ſelbſtändig einzugreifen. Im Oktober 1899 wurden dann die liberalen Delegierten von Herrn Buka zu einer Konferenz eingeladen, und in dieſer angeblichen Konferenz der Delegierten fanden wir zu unſerer Überraſchung eine Anzahl Herren, die zu der Fraktion Alt⸗Charlottenburg in naher Beziehung ſtanden, verſammelt zu einer Beratung über die Wahlen zur erſten Abteilung. Der Herr Stadtv. Buka erklärte nun ganz kurz heraus, ſeine Fraktion halte ſich durch die protokollariſch feſtgelegte bmachung bezüglich der erſten Abteilung nicht für gebunden, „da ſich nach ſeiner Anſicht die Aus⸗ ſichten für Alt⸗Charlottenburg gegenwärtig günſtiger darſtellten, als er bei Abſchluß des Kompromiſſes angenommen hätte.“ (Heiterkeit bei den Liberalen.) Meine Herren, dieſer hohe Grad von Zuverläſſigkeit iſt bezeugt durch eine Niederſchrift, in welcher die drei Überalen Delegierten — hier kommt allerdings auch Herr Marcus wieder in betracht: aber ich darf wohl nebenbei bemerken, daß nach meiner Kenntnis der völlige Bruch zwiſchen ihm und Herrn Buka von dieſem Abend datiert — in welcher alſo die drei liberalen Delegierten. Herr Marcus, Herr Gehl und meine Wenigkeit, um kein Vergeſſen aufkommen zu laſſen, dieſe Außerung ſchriftlich feſtgelegt haben. Meine Herren, ich will dieſe Außerung nicht näher charalteriſieren, um die Zahl der Ordnungs⸗ rufe, die heute ſchon erteilt werden mußten, nicht zu vermehren; Sie werden aber daraus erſehen, daß Herr Buka ſelbſt ſein Wort nicht allzu hoch einſchätzt. Es kann uns nun niemand verübeln, wenn wir nach folchen Erfahrungen ihm auf dieſem Wege folgen und bei ihm die Vorbedin gungen vermiſſen für dasjenige Maß von Vertrauen, das wir als die Mindeſtvorausſetzung für eine Wahl in den Magiſtrat erachten. 1 Aus dieſen und aus ähnlichen Fällen haben wir die Folgerung gezogen, daß Herr Buka für uns ein unter allen Umſtänden unannehmbarer Kandidat iſt, und daß eine Fraktion, die uns dieſen Kandidaten präſentiert, damit die Vorausſetzungen, unter denen die früheren Vereinbarungen getroffen waren, auf⸗ hebt. Es iſt ja zutreffend, daß wir von der Wieder⸗ wahl der Stadträte Moll und Waldſchmidt anfangs nichts wiſſen wollten, und zwar ans den Gründen, die Herr Kollege Baake angeführt hat: aber unter den vorliegenden Umſtänden nehmen wir ſie als das kleinere ubel in den Kauf, denn Herr Kollege Baake hat ganz recht: den Kollegen Buka können wir nicht verdauen und wollen wir nicht verdauen. Deswegen haben wir unſere Vorſchläge gemacht und werden ſie aufrechterhalten. Stadtv. Buka (beginnt zu ſprechen, ohne vom Vorſteher das Wort erhalten zu haben): Ich habe angenommen, daß Herr Marcus, der ja bei dieſer Affäre beteiligt iſt, das Wort nehmen würde. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Wünſchen Sie das Wort: Herr Stadtv. Buka? . (Stadtv. Buka: Jal) Herr Stadtv. Buka hat das Wort. “ 2 I* 1 Stadtv. Buka: Meine Herren, wenn 9 Erörterung der Frage, ob die Verhandlung in licher Sitzung ſtattfinden würde oder nicht, eint ge⸗ wiſſe Erregung gezeigt habe, ſo iſt dies wahrſcheinlich 0 den meiſten Herren erklärlich. Für mich daran gehangen — wie Herr Baake in lüberein⸗ ſtimmung mit Herrn General Becker in richtigem Takt ohne weiteres zugeſtanden hat —, daß die An⸗ gelegenheit heute noch erledigt wird. Und wenn ich bei Beteurung dieſer Tatſache höhniſchem Lachen be⸗ begegnet bin, höhniſchem Lachen, das nur gelten konnte dem Umſtande, daß mein Wunſch, die Ange⸗ legenheit heute zu berühren, bezweifelt wurde, ſo werden die Herren meine Entrüſtung begreifen. Im übrigen, meine Herren, kann ich das ohne weiteres ſagen: die Erklärungen des Herrn Kaufmann hinſichtlich eines von ihm feſtgeſtellten Mangels an Wahrheitsliebe bei mir ſind ebenſowenig wie die Er⸗ klärungen des Herrn Dr. Spiegel der Grund, warum ich hier vor Ihnen das Wort ergreife. Wer ein ehrenhaftes Leben geführt hat, meine Herren, den mag, wenn er von lichtſcheuen Entſtellungen und Verleumdungen hört — natürlich Verleumdungen im Sinne des Strafgeſetzbuches —, eine ehrliche Ent⸗ rüſtung ergreifen über den frivolen Verſuch am un⸗ tauglichen Objekt. Aber, meine Herren, der Pfeil, der entſandt wird, fliegt auf die Abſender wieder zurück, — hier doppelt und dreifach, meine Herren, hier, wo die Unterlage der Verleumdung im weſent⸗ lichen, wie es auch von General Becker im Senioren⸗ konvent feſtgeſtellt iſt, törichter Familienkatſch iſt in Verbindung mit der gehäſſigen Geſinnung eines Mannes, hier, meine Herren, wo der Verleumdete meinen Namen trägt und ihm gegenüberſteht als Urheber der Verleumdung ein Herr, der Otto Kauf⸗ mann heißt. Trotzdem, meine Herren, muß ich heute reden. Denn es muß der Verſammluug und der Offentlich⸗ keit klargeſtellt werden, mit welchen Mitteln der Vorſt.⸗ Stellv. Kaufmann und, wie ich leider nach den Zwiſchenrufen, die ich vorhin von Herrn Marcus gehört habe, in denen er ſich der Bezweiflung meiner Wahrheitsliebe angeſchloſſen hat, auch bezüg⸗ lich des Herrn Marcus ſagen muß: mit welchen Mitteln dieſer arbeitet. Das muß hier in breiteſter Offentlichkeit erörtert werden, meine Herren, und es muß feſtgeſtellt werden, daß der Verſuch gemacht wird, dieſe Verſammlung zum Werkzeuge der per⸗ ſönlichen Rache zu erniedrigen. Meine Herren, ich habe zwei Unterredungen mit Herrn Kaufmann gehabt und, wie Herr Dr. Spiegel richtig wiedergegeben hat, eine Verhandlung mit Herrn Dr. Spiegel und einigen Herren ich glaube, es waren die Herren Kaufmann und Marcus: möglich, daß es auch noch einige andere Herren waren, das weiß ich nicht mehr — eine Erörterung, die jedenfalls der Interpretation eines Wahlbündniſſes galt, das wir, ich glaube, vor ſechs Jahren abge⸗ ſchloſſen hatten, bei den Wahlen, die im Herbſt ſich im ſechſten Jahre jähren würden. Obwohl ja Herr Kaufmann und, wie Sie ſehen werden, aus guten Gründen — meine Wahrheitsliebe nicht bezweifelt hat wegen dieſer Vorgänge, ſo will ich doch auch auf dieſe Vorgänge eingehen. Kurz, meine Herren; denn es wird nicht erwartet werden, daß ich mir gerade über eine einzelne Wahlzuſammenkunft eine genaue Erinnerung bewahrt habe. Ich erkläre, daß ich die Wahlvereinbarung mit Herrn Dr. Spiegel auch außerlich — genau ſo ausgelegt habe, wie es meiner Erinnerung an die Verhandlung bei gewiſſenhafter 2 K 34 ſe⸗ 2% 44 4