—— 255 — Prüfung meines Gedächtniſſes innerlich entſprach, und ich führe ſämtliche Herren zu Zeugen dafür an, meine Herren, die außerdem bei der Verhandlung noch zugegen waren und die zu ermitteln ſind; es war u. a. Herr Wellmann, Herr Wigankow und eine Reihe anderer Herren —, daß ſie nicht gehört haben, ich hätte erklärt: wir brächen die Vereinbarung, weil es mir ſo paßte. Es handelte ſich gar nicht um eine Vereinbarung für die Fraktion Alt⸗Charlottenburg bezüglich der g erſten Abteilung, weil die Fraktion Alt⸗Charlottenburg in der erſten Abteilung früher völlig machtlos ge⸗ weſen iſt. Es war einfach eine informatoriſche und 9 unverbindliche Erklärung, die der damaligen Sachlage entſprach und bezweckte, feſtzuſtellen, warum zwar für die zweite und dritte, nicht aber für die erſte Ab⸗ teilung Vereinbarungen getroffen wurden. Die Kandidatenaufſtellung der erſten Abteilung lag von jeher in der Hand von Herrn Wellmann und der Herren, die mit in der erſten Abteilung waren, ſie ging mich zunächſt nichts an und intereſſirte mich erſt ſpäter, als mein Rat wegen der Kandidaten ein⸗ geholt wurde. Sei dem, wie ihm wolle, meine Herren, ich erkläre, daß die Auslegung von mir genau ſo erfolgt iſt, wie ich die Vereinbarung aufgefaßt habe, genau in dieſem Sinne. Im übrigen, meine Herren, diejenigen Herren, die teilgenommen haben vermutlich gehört Herr Otto dazu, denn ich habe ihn lächeln ſehen; ich weiß das nicht mehr — (Stadtv. Otto: Nein!) dann habe ich dies mißverſtanden — Herr Marcus gehört zweifellos dazu — diejenigen Herren, die ge⸗ wußt haben, daß ich angeblich vertragsbrüchig geweſen bin, haben mich unter drei Malen, die ich zum Vor⸗ ſteher gewählt worden bin, zweimal wiedergewählt. (Hört, hört!) Was meinen Sie zu dem Verhalten dieſer Herren? Oder ſollte etwa eine andere Folgerung zuläſſig ſein, eine Auslegung dahin: ein Stadtv.⸗Vorſt.⸗Stellv kann vertragsbrüchig ſein, ein Stadtrat nicht!? (Heiterkeit.) Ich verſtehe die Sache ſonſt nicht. Nun, meine Herren, wende ich mich den beiden Unterredungen zu, die ich mit Herrn Kaufmann ge⸗ habt habe. Während es ſich im vorigen Fall um eine Auslegung handelt, um einen inneren Vorgang bei mir, den mir, wenn ich überhaupt unaufrichtig ſein könnte, keiner nachzuprüfen vermag, ſo handelt es ſich hier, meine Herren, um Unterredungen, und ich habe mich bemüht, den Wortlaut der Unterredungen auf das Genaueſte feſtzuſtellen. Ich muß allerdings vorweg bemerken: wenn err Marcus auf Grund der Mitteilungen des Herrn aufmann aus den Unterredungen mit dieſem ſehr gehetzt gegen mich hervorging, iſt das gar kein Wunder. Sie werden aus dem Wortlaut erſehen, den ich feſt⸗ geſtellt habe: zunächſt hat mich Herr Kaufmann be⸗ ſucht, nicht ewwa ich Herrn Kaufmann dutgeſtet Denn Herr Kaufmann hat ja die Sache ſo darge tellt, wie wenn ich ein Bündnis geſucht hätte. Ich will aber auf die Kleinigkeiten nicht ein⸗ gehen. Es kommt hier auf Folgendes an: 6 Vor den letzten Wahlen beſuchte mich Herr Kaufmann in meinem Bürean und bot mir ein Wahlbündnis an — was er mir ſchon früher angeboten hatte mit der Verſicherung; man würde mich nach ganzen Kräften, mit aller Macht in meiner Stellung als Vorſteher erhalten, wenn ich Ströhler ſtürzen hülfe. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, ich erklärte: ich halte Ströhler für meinen politiſchen Gegner, ich habe ihn immer dafür gehalten; aber ich würde es für illoyal halten, wenn ich dieſem Mann als Vorſt.⸗Stellvertreter ein Bein ſtellen würde. Deshalb würde ich der Erſte ſein, der gegen Ströhler ſtimmen würde; aber auf ein ſolches Bündnis gegen Ströhler konnte ich nicht ein⸗ ehen. Vielleicht iſt es der Verſammlung intereſſant, auch noch etwas anderes bei dieſer Gelegenheit zu ören. Vor dem Falle von Ströhler gingen die verſchiedenſten Verhandlungen hin und her, von meiner Seite als loyaler Vorſteher⸗Stellvertreter, ohne daß ich von der Geſchäfteführung Ströhlers entzückt war, mit dem Bemühen, die Differenzen, die meiner Anſicht nach durch einen ungehörigen Übereifer von ihm entſtanden waren, zum Austrag zu bringen. Bei dieſer Gelegenheit traf ich an einer Stelle, die ich zunächſt nicht nennen will, die ich auch aufgeſucht hatte, um einen Ausgleich zu finden, mit einem Stadtverordneten von Anſehen zuſammen, der mir erklärte: „Hier bleibt Ihnen weiter nichts übrig: entweder gehen Sie mit uns und bleiben in Ihrer Stellung, oder Sie fallen alle beide!“ Ich habe mich nun, meine Herren, — ich habe das auch ſofort dem Herrn erklärt — gar nicht einſchüchtern laſſen, ſondern geſagt, daß es mir auf den Vorſteher⸗ Stellvertreter nicht ankäme, ſondern nur darauf, loyal zu handeln. Jetzt fahre ich fort. Bei ſeinem Beſuch ſchlug mir Herr Kaufmann vor: In dem erſten Wahlbezirk der erſten Ab⸗ teilung ſollten wir 2, die Liberalen einen Kanditan haben. Ich erklärte zunächſt, daß ich mich dieſesmal aus beſonderen Gründen an der Wahl nicht beteiligen würde. Es iſt ſehr wichtig, meine Herren, das zu wiſſen. Ich hatte kein erhebliches Intereſſe; denn zurzeit der Wahl machte ich eine größere Reiſe; das wußte ich und ſagte es Herrn Kaufmann. Sodann erkundigte ich mich informatoriſch, wer in der erſten Abteilung aufgeſtellt werden ſollte. Als ich hörte: Herr Marcus, äußerte ich, ob der Herr nicht wo anders aufgeſtellt werden könne, übrigens hätte ich aus guter Quelle gehört, daß er bedenklich erkrankt ſei, und es werde wohl den Wünſchen der Fa⸗ milie kaum entſprechen, daß er ſich den Auf⸗ regungen einer Wahl 1t. (Rufe bei den Liberalen: Beden lich erkrankt ſei?!) — Bedenklich erkrankt ſei, ja. Das kann ich durch die nächſten Angehörigen und eine Reihe anderer Leute aus der Umgebung des Herrn Marcus be⸗ weiſen; Herr Marcus hatte auf Grund von Ver⸗ kalkungen bedenkliche Zuſtände. (Große Bewegung. — Stadto. Marcus: Da hört doch alles auf! — Die Mitglieder des Ma⸗ giſtrats verlaſſen den Saal.) — Ia, das iſt ganz richtig. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg (unterbrechend): Herr Stadtv. Buka, ich möchte Sie bitten, ſich einiger⸗ maßen zu mäßigen. Ich muß Ihnen zugeben, daß nach dem Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung Sie das Recht haben, auch perſönliche Verhältniſſe zur Sprache zu bringen; aber ich glaube nicht, daß