—— 258 — Welt. Und daß ſich jetzt die Welt ein bischen mit den Herren Marcus und Kaufmann beſchäftigen wird, (Stadtv. Marcus: Mit Herrn Buka auch!) das ſchaffen Sie auch nicht aus der Welt. Denn, meine Herren, die Herren haben zu keiner Zeit ge⸗ glaubt, daß die Bedenken, die ſie vorbringen, wirl⸗ lich vorgebracht werden können als Bedenken gegen meine Ehrenhaftigkeit. Als in der zweiten Senioren⸗ konventsfitzung, einberufen zum Überdenhaufenwerfen des erſten Seniorenkonventsbeſchluſſes, dieſe Sachen vorgebracht wurden, bezeichnete ſie General Becker als Familienklatſch und ſträubte ſich mit aller Ent⸗ ſchiedenheit, als auch hier der Verſuch zunächſt ge⸗ macht wurde, das Geheimnis zu proklamieren, gegen dieſe Proklamation, und da erklärte der Vorſteher, Herr Roſenberg: „Meine Herren, es brauchen ja nicht Gründe der Ehrenhaftigkeit zu ſein, die ſollte ja nicht angezweifelt werden; aber es gibt verwandt⸗ ſchaftliche Rückſichten, aus denen ein Stadtverordneter nicht zum Stadtrat geeignet iſt.“ Nun, meine Herren, Sie werden ſich ja bei Herrn General Becker informieren können, welche Entrüſtung er damals zum Ausdruck gebracht hat. IIch habe es für meine Pflicht gehalten, der Offentlichkeit dieſe Dinge zu übergeben. Es muß geklärt werden, was hinter verſchloſſenen Türen vor⸗ gegangen war, und ich überlaſſe es auch freudig den Herren — Herr Kaufmann hat mich ja dazu auf⸗ gefordert — überlaſſe es ihnen, nun gegen mich klagend vorzugehen. Er ſoll ſehen, wieviele Leute bereit ſein werden, mir zu beſtätigen, was ich vor⸗ gebracht habe, ſoweit es überhaupt unter Zeugen ſich zugetragen hat. Meine Herren, daß die perſönliche Rachſucht eines Mannes nicht die Dinge in einer Stadt verordnetenverſammlung regieren kann, das iſt ganz klar, und es iſt jetzt an Ihnen, zu zeigen, wie Sie über die Dinge denken. Allerdings ſcheint Herr Kaufmann ja ſeiner Mehrheit vollſtändig ſicher, er übt eine zwingende Gewalt aus. Aus einem Grunde, meine Herren: in einem Geldforderungs⸗ ſchreiben, das neulich von der liberalen Fraktion losgelaſſen wurde für Wahlzwecke, das auch mir ſreundlichſt zugeſandt worden iſt, (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten) iſt mitgeteilt worden, daß diejenigen Stadtverordneten, ſogar unpolitiſche, die ſich wohl verhalten das ſteht nicht drin, aber es ſteht drin: die ſich bewährt haben; man kann ſich ja denken, was unter „be⸗ währt“ zu verſtehen iſt — von deu Liberalen bei der Wiederwahl unterſtützt werden ſollen. (Zurufe bei den Liberalen: Die tüchtig ſind, die was leiſten! — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, ich bitte, die Zwiſchenrufe zu unterlaſſen! Herr Stadtv. Buka hat das Wort weiter. Stadtv. Buka (fortfahrend): Was Herr Kollege Ruß ſagt — ich glaube, er hat es geſagt — (Stadtv. Ruß: Jawohl!) ſoll wohl den Vorwurf gegen mich bedeuten, ich hätte mich in den Sitzungen nicht ſehen laſſen. Herr Stadtv. Ruß, ich habe meine Freunde darauf vor⸗ bereitet, daß dieſer Vorwurf gegen mich erhoben werden kann. Aber, meine Herren, wer die Dinge kennt, weiß, wie ich früher gearbeitet habe, und wird es nach den jetzigen Vorgängen begreiflich finden, warum ich anderthalb Jahre nur im höchſten Not⸗ fall hierher gekommen bin. Trotzdem aber bin ich gekommen, wo es ſich um wichtige Dinge für mich handelte; z. B. bei der Schulfrage war ich derjenige, der bis zum letzten Augenblick dafür eingetreten iſt, daß kein Umfall eintritt, den ich leider aber doch nicht habe verhüten können. (Große Unruhe. Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Wegen dieſes letzten Aus⸗ drucks muß ich Sie zur Ordnung rufen, Herr Stadtv. Buka. Stadtv. Dr. Roſe (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, wegen der allgemeinen Erſchöpfung bei ſo ſpäter Stunde möchte ich eine Pauſe von einer Viertelſtunde vorſchlagen. (Widerſpruch.) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, es haben ſich ſo viele Redner noch zum Worte gemeldet, daß ich glaube, es iſt beſſer, eine Pauſe nicht eintreten zu laſſen. Diejenigen Herren, die ein Ruhebedürfnis haben, können ſich ja auf einige Minuten aus dem Saale entfernen. Das Wort hat Herr Stadtv. Kaufmann. Stadtv. Kaufmann: Meine Herren, wenn das außenſtehende Publikum dieſe Verhandlungen leſen wird, wird es bedauern, daß ſie ſtattgefunden haben. und es wird ſagen, daß es beſſer geweſen wäre, wenn tatſächlich dieſe Verhandlungen hinter ver⸗ ſchloſſenen Türen ſtattgefunden hätten, als daß ſie in dieſem Tone geführt worden ſind. Ich halte es für unter meiner Würde, in den Ton zu verfallen, den Herr Stadtv. Buka hier an⸗ geſchlagen hat, um meine Perſon irgendwie aus der Vergangenheit zu belaſten. Meine Ehrenhaftigkeit ſteht mindeſtens ſo hoch wie die des Herrn Buka; darüber hat die Offentlichkeit wiederholt zu Gericht geſeſſen, und meine Berufsgenoſſen haben mich niemals in dieſer Hinſicht im Stich gelaſſen. Ich nehme keinen Anſtand zu bekennen, daß das einzige, was in dieſer Rede wahr war, iſt, daß man vor einigen Jahren eine Intrigue gegen mich zu ſpielen ſuchte aus der Tatſache, daß ich in der Vergangenheit kaufmänniſch Unglück gehabt habe. Aber aus dieſer Tatſache haftet kein Makel an meiner Ehre. Und dann iſt dasjenige wahr, daß ich Herrn Buka in jener Zeit, als die Fraktion Alt⸗Char⸗ lottenburg mit uns befreundet war, um Rat fragte, wie ich mich in dieſer Angelegenheit zu verhalten hätte. Das iſt richtig, meine Herren. Eine Art Protokoll hat Ihnen hier Herr Buka vorgetragen; ich weiß nicht, ob er es aus jener Zeit — vor zwei Jahren — hat oder heute erſt aus ſeinem Gedächtnis zu Papier gebracht hat. Dieſes Protokoll ſtimmt mit meinen Erinnerungen keines⸗ falls überein Richtig iſt nur, daß ich ihm zuge⸗ ſtanden habe, wir wollten zwei Sitze der erſten Ab⸗ teilung der Fraktion Alt⸗Charlottenburg opfern, um den einen Sitz Marcus uns zu ſichern. Ich habe noch hinzuzufügen, daß ich nicht aus eigenem An⸗ trieb zu Herrn Buka gekommen bin; Herr Buka hatte mich telephoniſch au'gefordert, zu ihm zu kommen, (hört, hört! bei den Liberalen) und zwar auf Grund einer Unterredung mit Herrn v. Liszt. Er hatte auf der Rückreiſe — ich weiß nicht, woher — auf der Eiſenbahn Herrn v. Liszt getroffen; Herr v. Liszt hatte mir geſagt, ich möchte mich wegen dieſer Angelegenheit mit Herrn