—— 270 — Wenn man das aber will — und ich glaube, das wollte der Ausſchuß —, dann kann man doch nicht dem Maaiſtrat die Petition überweiſen zur wohlwollenden Erwäanng dahin, ob der Mann als Hilfsbote beſchäftigt werden kann — etwas. was der Magiſtrat ihm zugeſichert hat, was der Mann aber nicht will. Entweder, meine ich, müßte man über die Petition zur Tagesordnung übergehen, oder man müßie die Petition dem Peagiſtrat zur wohlwollenden Erwägung überweiſen. Ich würde beantragen, das letztere zu tun. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich glaube, Sie können füglich nicht anders beſchließen, als der Petitionsausſchuß Ihnen empfohlen hat. Es iſt in dem Petitionsausſchuß eingehend nachgewieſen wor⸗ den und das hat Herr Stadtv. Dr. Borchardt ja zugeſtanden —, daß irgend ein Rechtsanſpruch dem Wunſche des Antragſtellers nicht zur Seite ſteht, und zwar nach keiner Richtung hin. Der Antragſteller iſt eine Reihe von Jahren in den verſchiedenſten Stellungen beſchäftigt geweſen, immer aushilfsweiſe und immer nur gelegentlich. Er leitet daraus nun das Recht ab. in der Stellung, in der er zuletzt vielleicht zwei Jahre lang in einer Weiſe, die ihm wohl ganz beſonders zugeſagt hat, beſchäftigt geweſen iſt, nun auch dauernd beſchäftigt zu werden. Das iſt doch ganz und gar ausgeſchlofſen. Als er dieſe Stellung zugewieſen erhielt, wußte er ja ganz genau. daß die Uberweiſung nur eine proviſoriſche war, denn das Statiſtiſche Amt war eben nur proviſoriſch in dieſen Mietsräumen untergebracht. Da in dem Augenblick, als dieſe Stelle wegftel, eine andere Va⸗ kanz gleicher Art nicht frei war, ſo war es das äußerſte, was der Magiſtrat tun konnte, um den Mann nicht brotlos zu machen, daß er ihm anbot, ihn von Eintritt der Vakanz an mit 3 % pro Tag als Hilfsboten zu beſchäftigen. Das ſchlug er aus; er machte ſich inzwiſchen ſelbſtändig und iſt meines Wiſſens noch ſelbſtändig. Es ſcheint ihm aber nun die Stellung, die er zuletzt einige Jahre bekleidet hat, beſonders angenehm geweſen zu ſein, und eine ſolche Stellung will er nun wieder haben. Es iſt ganz unmöglich, auch nicht mal die weiteſtgehende Billig⸗ teit wäre in der Lage, einen ſolchen Antrag zu unterſtützen. Was hier geſchehen konnte, hat der Magiſtrat dem Antragſteller angeboten, und mehr können Sie meiner Anſicht nach auch Ihrerſeits nicht tun und dem Magiſtrat zumuten. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Kaufmann (Schlußwort): Herr Kollege Dr. Borchardt hatte ganz Recht, zu ſagen, der Petitionsauſchuß hat ſich von wohlwollen⸗ den Empfindungen leiten laſſen: denn hätten wir das nicht getan, dann würden wir überhaupt zu dem Beſchluß nicht gekommen ſein. Wir ſind aber hier praktiſch vorgegangen und ſagten uns, wenn wir dem Magiſtrat einfach dieſe Petition zu einer wohlwollen⸗ Erwägung überweiſen, daß wir damit viel weniger erreichen, als wenn wir ganz präziſe ſagen: dieſe Stellung, die der Herr Hempel in ſeiner erſten Ent⸗ rüſtung avgeleynt hat, möge ihm nochmals offeriert werden, weil er ſich vielteicht inzwiſchen eines ande⸗ ren beſonnen hat. Ich habe mir vorhin ſchon er⸗ laubt hinzuzufügen, daß wir die Hoffnung hegen, wenn dem betreffenden Petenten die Gelegenheit ge⸗ boten iſt, als Hilfsbote hier einzutreten, und wenn er ſich als ſolcher bewährt, daß vielleicht daraus all⸗ mählich wieder eine andere Stellung für ihn erwach⸗ ſen kann. Ich glaube, das iſt dasjenige, was der Petitionsausſchuß, von ſeinem Wohlwollen geleitet, im Intereſſe des Petenten hat beſchließen können, und ich empfehle Ihnen nochmals die Beſchlußfaſſung nach dem Antrage des Petitionsausſchuſſes. Stadtv. Dr. Borchardt, die Petition dem Magiſtrat zur wohlwollenden Erwägung zu überweiſen, wird abgelehnt. Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehrheir nach dem Antrage des Petitionsansſck uſſes, die Petition I dem Magi⸗ ſtrat zur Erwägung zu überweiſen, ob eine Beſchäf⸗ tigung des Hempel als Hilfsbote ſtattfinden kann.) (Der Antrag des Vorſteher Roſenberg: Soeben iſt mir von dem Herrn Overbürgermeiſter ein Schreiben Seiner Kaiſer⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen zu⸗ gegangen. (Die Verſammlung erhebt ſich.) Dieſes Schreiben hat folgenden Wortlaut: Potsdam, den 22. Juni 1905. Unter den vielen Glückwünſchen, die der Kronprinzeſſin, Meiner Gemahlin, und Mir anläßlich Unſerer Vermählung zugegangen ſind, nehmen diejenigen, welche Wir ſeitens der Re⸗ ſidenzſtadt Charlotteuburg erhalten haben, ſo⸗ wohl durch ihre Herzlichkeit, als auch durch die in dieſem Schreiben erwähnten alten Be⸗ ziehungen zum Königshauſe mit den erſten Platz ein. Wir danken dem Magiſtrat und den Stadtverordneten der Reſidenzſtadt Charlotten⸗ burg aufrichtigſt hierfür und leben der zuver⸗ ſichtlichen Hoffnung, daß die erwähnten Be⸗ ziehungen beiderſeits für alle Zeiten weiter ge⸗ pflogen werden. Wilhelm, Kronprinz. An den Magiſtrat und die Stadtverordneten der Refidenzſtadt Charlottenburg. Petition des Vereins der Deutſchen Kaufleute, Ortsverein Charlottenburg, betr. die von der Stadt Berlin geplante Abänderung des Kommunalabgabenge⸗ ſetzes. Berichterſtatter Stadtv. Sellin: Meine Herren, der Verein Deutſcher Kaufleute, Ortsverein Char⸗ lottenburg, hat der Stadtverordnetenverſammlung eine Reſolution eingereicht, die er in ſeiner Verſammlung angenommen hat, die folgendermaßen lautet: Der Verein der Deutſchen Kaufleute, Orts⸗ verein Charlottenburg, erfucht die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung, den Magiſtrat zu ver⸗ anlaſſen, geeignete Schritte zu unternehmen, dem Projekt der Stadt Berlin — Abänderung des Kommunalabgabengeſetzes —, welches die⸗ jenigen Perſonen, welche in Berlin beſchäftigt ſind, aber in den Vororten wohnen, auch zur Einkommenſteuer heranziehen will, entgegen zu wirken. Meine Herren, der Petitionsausſchuß hat darüber beraten, iſt aber zu der Anſicht gekommen, daß, weil die Siadt Berlin, auch die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung, bis jetzt in der Sache keinen Beſchluß gefaßt hat, ſich auch nicht weiter damit zu beſchäfti⸗ gen, ſondern dem Magiſtrat die Reſolution als Ma⸗