—— 283 — nehmen, daß all die fremden Gäſte, die wir be⸗ wirtet haben, mit Wohlwollen und in freundlicher Geſinnung Charlottenburgs gedenken werden, und wir dürfen uns vor allem freuen, daß die bürger⸗ liche Tätigkeit die Anerkennung Seiner Majeſtät des Kaiſers und der Vertreter der Staatsbehörden in ſo reichem Maße gewonnen hat, wie der Herr Finanz⸗ miniſter und der Herr Regierungspräſident dies aus⸗ geſprochen haben. So ſind alſo die Feſte ſehr ſchön und würdig verlaufen, wie wir es nur haben wünſchen können; heut haben wir uns abzufinden mit der 1berſchrei⸗ tung, welche mit dieſen Feſten verbunden geweſen iſt. Meine Herren, die Überſchreitung iſt Ihnen nicht überraſchend gekommen. Die urſprüngliche Bewilligung von 70000 ℳ hatte nur ein einziges Feſt in Ausſicht genommen. Aber Sie wiſſen, daß wir ſelbſt die Vorlage des Magiſtrats, die auf ein Feſt zunächſt ausging, abgeändert haben, daß wir den Wunſch ausgeſprochen haben, daß nicht alles in die Feier eines einzigen Feſtes zuſammengezogen werde, was wir zu feiern vorhatten, ſondern daß wir drei Feſte feiern wollten: die Übergabe des Rat⸗ hauſes, die Enthüllung des Kaiſer Friedrich⸗Denkmals und das Jubiläum der Stadt. Es iſt dann ein Feſtausſchuß eingeſetzt worden, und dieſem Feſtaus⸗ ſchuß iſt die Vollmacht gegeben worden, die Feſte ſelbſtändig zu veranſtalten ohne Rückfrage an die Stadtverordnetenverſammlung. Meine Herren, wenn Sie nun mit den Veranſtaltungen, welche der Feſtausſchuß getroffen hat, einverſtanden ſind — und ich nehme an, daß Sie dieſe Veranſtaltungen gebilligt haben —, dann dürfen Sie auch nicht unzufrieden ſein mit den Mitteln, die nun gefordert werden, und die die urſprüngliche Bewilligung von 70 000 berſchreiten. Der Feſtausſchuß hat durchaus nicht Geld mit vollen Händen ausgeſtreut; er hat jeden einzelnen Punkt ſorgfältig erwogen, nicht bloß darauf hin, ob er zweckentſprechend für das Feſt ſei, ſondern auch, ob die Koſten nicht vielleicht zu hoch ſeien. Freilich eine übertriebene Sparſamkeit bei ſolcher Gelegenheit wäre nicht am Platze geweſen; aber verſchwenderiſch iſt in der Tat der Feſtausſchuß nicht vorgegangen. Meine Herren, es iſt eine ganze Reihe von Unter⸗ ausſchüſſen eingeſetzt worden, welche die Aufgabe hatten, ſpezielle Vorſchläge zu machen, um die einzelnen Teile der Feſtatle recht ſchön zu geſtalten. Da ſind Vorſchläge gemacht worden, die weit über das hinausgehen, was der Feſtausſchuß nachher ge⸗ billigt hat; er hat aus Sparſamkeitsrückſichten eine ganze Reihe von Vorſchlägen, die von den Unter⸗ ausſchüſſen ausgingen, geſtrichen. Meine Herren, ich hoffe, daß Sie mir zuſtimmen werden, wenn ich meine: wir ſollen uns jetzt nicht in einen Streit einlaſſen mit dem Feſtausſchuß über einzelne Punkte, die vielleicht hätten wegbleiben können, oder über einzelne Ausgaben, die in der Höhe hätten ver⸗ ringert werden können. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung.) Das mwürde eine gewiſſe Undilligkeit enthalten gegen den Feſtausſchuß, dem Sie ja die Vollmacht gegeden haben, das Feſt zu geſtalten nach ſeinem beſten Wiſſen und Können. Ich meine, es würde auch zweckmäßig ſein, garnicht in eine Debatte über die einzelnen Punkte einzutreten. (Bravo! bei der Freien Vereinigung.) Ich meine, es würde wenig zu der würdevollen Haltung. die Charlottenburg damals der Bürgerſchaft, den Behörden, den fremden Gäſten gegenüber gezeigt hat, ſtimmen, wenn jetzt durch eine tadelnde Kritik nachträglich dem Feſtausſchuß gewiſſermaßen ein Mißtrauensvotum gegeben würde. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung und bei den Liberalen.) Ich bitte Sie, ohne Debatte die geforderte Summe von 50 750 ℳ. zu bewilligen. (Bravo! bei der Freien Vereinigung und bei den Liberalen.) Stadtv. Hirſch: Meine Herren, im Namen meiner Freunde muß ich erklären, daß wir dem Wunſche des Herrn Referenten leider nicht Folge leiſten können. Es iſt etwas Ungewöhnliches, glaube ich, wenn man verlangt, daß eine Etatsüberſchreitung in dieſer Höhe von der Stadtverordnetenverſammlung ohne jede Prüfung, ja ohne jede Debatte einfach ge⸗ billigt wird. Eine derartige Finanzgebarung können meine Freunde nicht mitmachen. Wir werden über⸗ haupt die ganze Vorlage des Magiſtrats rundweg ablehnen. Wir haben bereits ſeinerzeit gegen die Bewilligung der 70 000 ℳ für das Feſt geſtimmt, und es iſt nur die Folge unſerer damaligen Haltung. wenn wir jetzt die hier geforderte beträchtliche Über⸗ ſchreitung des urſprünglichen Anſatzes ebenfalls ab⸗ lehnen werden. Ich glaube, Sie alle werden mir zugeben, daß es bereits ziemlich viel iſt, wenn man für ein der⸗ artiges Feſt die Summe von 70000 ℳ. aus dem Säckel der Steuerzahler bewilligt, und wenn auch der Feſtausſchuß leider von der Stadwwerordneten⸗ verſammlung das Recht bekommen hat, ohne Rück⸗ frage an die Stadtverordnetenverſammlung das Feſt nach eigenem Gutdünken zu arrangieren, ſo hätte er doch mit dem Augenblick, wo er ſah, daß die be⸗ willigte Summe ſich beinahe um das Doppelte ver⸗ mehren würde, wohl Veranlaſſung nehmen müſſen, mit ſeinem Plan wieder an die Stadtwerordnetenver⸗ ſammlung heranzutreten und zu fragen, ob ſie bereit ſei, ihm ſo weitgehende Vollmachten zu geben. Die Herren, die in dem Feſtausſchuß geſeſſen haben, be⸗ geben ſich ja dadurch, daß ſie, ohne die Stadtoer⸗ ordnetenverſammlung zu fragen, den Etat ſo gewaltig überſchritten haben, für die Zukunft des Rechts, wenn einmal, wie es vor kurzem vorgekommen iſt, eine Magiſtratsvorlage uns unterbreitet wird, die erhebliche Etatsüberſchreitungen nachbewilligt zu haben wünſcht, dagegen Einſpruch zu erheben! Der Ma⸗ giſtrat könnte jederzeit ſagen: „Meine Herren, was wollen Sie? Sie machen es nicht beſſer, ſondern noch viel ſchlimmer als wir!“ Das ſollten doch die Herren bedenken. Mag das Feſt noch ſo würdevoll verlaufen ſein — ich weiß es nicht, ich habe es nicht mitgemacht — mag es einen noch ſo guten Eindruck hinterlaſſen haben, meine Herren, das gibt uns doch kein Recht, in dieſer Weiſe mit den Geldern der Allgemeinheit zu wirtſchaften! Wir haben ſchon bei der erſten Vorlage darauf hingewieſen, daß man viel beſſer getan hätte, das Geld, das für alle dieſe prunkenden Feſte ausgegeben iſt, zur Gründung einer Stiftung zu verwenden, aus der man unbemittelten Bürgern eine Wohltat zu teil werden laſſen könnte, ohne daß ſie dadurch ihrer politiſchen Rechte beraubt werden. Wir find durch die Etatsüberſchreitung aus Anlaß dieſer Feſte in unſerer Meinung noch beſtärkt worden. Es ſcheint, als ob des Guten elwas zu viel getan worden iſt. Man muß auch verſtehen, im Feſtefeiern nicht allzuviel zu tun. Man darf vor allen Dingen nicht allzuviel repräſentieren; denn jeder von Ihnen hat, glaube ich, den Eindruck, daß gerade unter den fortgeſetzten Repräſentationspflichten,