—— 284 — die wir uns auferlegt haben, doch die Geſchäfte der Stadtverordnetenverſammlung erheblich leiden. (Widerſpruch bei den Liberalen.) Meine Herren, der Herr Referent meinte, wir ſollten nicht in die Einzelheiten der Vorlage eintrelen. Ich kann auch dieſen Wunſch des Herrn Referenten nicht erfüllen, wenigſtens nicht, inſoweit eine Poſition in Frage kommt. Das iſt die Poſition 12: Anfer⸗ tigung eines Olgemäldes vom alten Rathauſe 1000 ℳ. Dieſe Poſition befindet ſich hier unter den Ausgaben der Zweihundertjahrfeier, obgleich ſie tatſächlich damit gar nichts zu lun hat. Diejenigen Herren, die ſchon vor einigen Jahren der Verſamm⸗ lung angehört haben, werden wiſſen, was es mit dieſem Olgemälde auf ſich hat. Es wäre mir ſehr intereſſant, eine authentiſche Auskunft darüber zu hören, ob es vielleicht dasſelbe Olgemälde iſt, welches vor einigen Jahren der Magiſtrat, ohne die Stadt⸗ verordnetenverſammlung zu fragen, hat anfertigen laſſen. Meine Herren, ich zweifle keinen Augenblick daran, daß es ſich hier um dasſelbe Bild handelt. Der Magiſtrat hat damals, ohne einen Auftrag von der Stadtverordnetenverſammlung zu haben, eine Malerin mit der Anfertigung eines Olbildes vom alten Rathauſe beauftragt. Der Magiſtrat ſtellte ſich auf den Standpunkt: ordneten ſind ja ſo gute Leute, die werden das nachher ſchon bewilligen, was wir, ohne ſie zu fragen, bezahlen. Aber der Magiſtrat irrte ſich; die damalige Stadtverordnetenverſammlung hat rundweg abgelehnt, die geforderten 1000 ℳ. zu be⸗ zahlen, und hat es den Mitgliedern des Maginrats überlaſſen, zu ſehen, wie die Malerin zu ihrem Gelde kommt. Und da, meine Herren, finde ich es unerhört, daß man dieſe Summe einfach unter den Ausgaben für dieſes Feſt mit unterlaufen läßt in dem Glanben: ach die Vorlage lieſt ja keiner, in dem Feſtestaumel überſieht man das ſchon! Iſt es ſchon unerhört, daß man in dieſer Weiſe das Aus⸗ gabebewilligungsrecht der Stadtwerordnetenverſamm⸗ ſi indem man, ohne ſie zu fragen, einen derartigen Auftrag vergibt, meine Herren, ſo finde ich abſolut keine Worte dafür, daß man dieſe tauſend Mark nun hier in dieſe Vorlage hinein. — ich will den Ausdruck nicht vollenden. Meine Herren, die Pofition iſt ja ganz falſch bezeichnet. Damals hat die Stadtverorduetenver⸗ ſammlung den Wunſch ausgeſprochen, daß der Ma⸗ giſtrat, weil er den Auftrag gegeben hat, nun auch das Bild zahlt. Wenn man alſo offen und ehrlich ſein will, nenne man doch die Poſition: „Unter⸗ ſtützung für Mitglieder des Magiſtrats 1000 (Heiterkeit.) Das wäre wenigſtens die richtige dieſe Poſition. Ich habe mich bemüßigt gefühlt, im Namen meiner Freunde unſerer Anſicht Ausdruck zu geben, und ich hoffe, daß alle die Herren, die ſeinerzeit da⸗ gegen geſtimmt haben. daß wir die 1000 ℳ be⸗ willigen, ⸗noch! hente⸗ ſich auf denſelben Standpunkt ſtellen und genan ſo die Rechte der Stadtwerordneten⸗ verſammlung wahren, wie es früher der Fall ge⸗ weſen iſt. Wir werden beantragen, über die Poſition 12 getrennt und namentlich abzuſtimmen. lung einſchränkt, Bezeichnung für Vorſteher Roſenberg: Ich bitte, mir den An⸗ tragt ſchriftlich zu überreichen. Stadtu. Dr. Borchardt: Meine Herren, es iſt ja nicht ganz unmöglich, es iſt von vornherein zu⸗ „Ach Gott die Stadtver⸗ ſch nächſt nicht unwahrſcheinlich, daß die übrigen Frak⸗ tionen außer meinen Freunden dem Wunſche des Herrn Referenten willfahren werden (ſehr richtig! bei der Freien Vereinigung und bei den Liberalen) und debattelos dieſe Vorlage bewilligen. Aber, meine Herren, ich glaube doch, annehmen zu können, daß der ſoeben von dem Herrn Vorredner angeführte Punki, die Poſition 12, einer ganzen Reihe dieſer Herren entgangen iſt. Ich habe von dieſer Sache nichts gewußt, weil ich zu jener Zeit nicht Mitglied der Stadtverordnetenverſammlung war, als der hier erwähnte Vorfall ſich ereignet hat. Aber wenn das richtig iſt, daß zu einer Zeit, die doh mehr als 4 Jahre zurückliegen muß, wo an das Feſt der 200⸗ Jahrfeier noch garnicht gedacht wurde, die Bezahlung eines ſolchen Bildes von der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung abgelehnt worden iſt, — nun, ſo kann man doch wohl annehmen, daß mindeſtens eine Reihe derjenigen Herren, die das damals abgelehnt haben, ihren Standpunkt inzwiſchen nicht geändert haben, und alſo auch heute gegen dieſe Poſition ſtimmen und vielleicht auch ſprechen werden. Nun, meine Herren, ſagte der Herr Referent: es iſt Ihnen wohl nicht überraſchend, daß der An⸗ lag von 70000 ℳ/ überſchritten worden iſt. Ich muß Ihnen geſtehen: mir iſt das außerordentlich überraſchend. Ich habe ſeinerzeit im Etatsausſchuß — durchaus nicht nur von meinen Freunden, ſondern von Rednern derjenigen Gruppen, die hier die Mehr⸗ heit bilden, — ſcharf hervorheben hören, daß dieſe 70000 nun aber auch nicht überſchritten werden ſollen, daß das Feſt nun aber auch mit dieſen be⸗ willigten Mitteln eingerichtet werden ſoll, und da muß ich allerdings ſagen, daß es mir ſehr über⸗ raſchend iſt, daß hier eine Überſchreitung von bei⸗ nahe 75% kommt. Meine Herren, ich erlaube mir, Sie an einige Worte zu erinnern, die vor noch nicht gar zu langer Zeit hier in dieſem Saale gefallen ind. Am 7. Juni wurde hier über eine Vorlage des Magiſtrats verhandelt, die ebenfalls eine Etats⸗ überſchreitung enthielt, und da ſagte der Herr Stadtv. Dr. Spiegel: „wir haben erſt bei der Beratung des letzten Etats viel Wünſche, die uns dringend am Herzen lagen, zurückſtellen müſſen aus Rückſicht auf die finanzielle Lage der Stadt., Nun, wenn wir damals viele Wünſche zurückſtellen mußten, ſo ſtellte eben die Mehrheit den Wunſch, das Feſt großartiger auszugeſtalten als mit 70 000 %ℳ, auch zurück wegen der finanziellen Lage der Stadt, und es iſt außer⸗ ordentlich überraſchend, daß ſtatt der 70000 72 120000 ℳ ausgegeben werden ſollen. Ich erinnere daran, daß Herr Dr. Spiegel damals auch noch die Worte gebrauchte — Sie geſtatten mir, auch noch den Satz zu zitieren —: Meine Herren, die Bewilligung einer Vorlage hängt doch auch mit davon ab, daß wir die finanzielle Tragweite überſehen können. Wer will denn heute ſich hinſtellen und ſagen, er hate die finanzielle Tragweite ſoweit überſehen, daß die 70000 ℳ erheblich überſchritten werden mußten! Im Gegenteil, nach meiner Kenntnis der Dinge wurde mehrfach ausdrücklich betont, die finanzielle Tragweite dürfte eben nur 70000 ℳꝰ betragen, es ſei das die äußerſte Grenze, bis zu der gegangen werden darf. Der Herr Referent ſagt, die Überſchreitung wird Ihnen nicht überraſchend kommen, und begründet das damit, daß aus dem einen Feſt drei gemacht worden ſind. Der Herr Referent ſcheint alſo