beſſer eine Vorlage über ein Wöchnerinnenheim einbringt. (Sehr richtig!) So lange wir dieſes noch nicht haben, wollen wir uns behelfen, wie vom Herrn Bürgermeiſter Matting ausgeführt iſt; wir wollen einen Verein dazwiſchen ſchieben, der die Stadtgemeinde erſetzt; dann erübrigt es ſich, eine gemiſchte Deputation in Anſpruch zu nel men. Die Erfahrung ſpricht ja bei uns dafür. daß bei gemiſchten Deputationen nicht das heraus kommt, was man von ihnen erwartet hat. Alſo der Grundzug der Zeplerſchen Ausführungen iſt uns ſympathiſch. Die Löſung der Frage liegt aber nur im Wöchnerinnenheim. Ich möchte Sie bitten, zur Beratung der Frage, wie wir den Sch wangeren Mittel zuwenden wollen, die wir ihnen ja ſehr gern zuwenden, nicht erſt den Weg einen gemiſchten Daputation zu beſchreiten, ſondern den Weg, den Herr Bürgermeiſter Matting vorgeſchlagen hat. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, auch wir ſtehen dem Gedanken, den Herr Stadtv. Dr. Zepler angeregt hat, nicht unſympathiſch gegen⸗ über. Das beweiſt ſchon der Umſtand, daß wir mit Ihnen die Fürſorge für die Säuglinge in die Hand genommen haben. Aber, meine Herren, ich möchte warnen vor einer Überſtürzung. Wir haben eben den Weg betreten, in unſerm alten Krankenhauſe für die Säuglinge Fürſorge zu treffen, und nun laſſen Sie uns dort erſt Erfahrungen ſammeln. Wir wollen auch für die Wöchnerinnen ſorgen, für die ſtillenden Mütter; wir wollen das allcs haben, wie es Herr Dr. Zepler haben will. Aber ich meine, wir müſſen gerade auf dieſem Boden vorfichtig vorgehen, damit wir nicht falſche Maßnahmen treffen, die das, was wir wollen, in das Gegenteil verkehren und nicht gute, ſondern ſchlimme Folgen zeitigen, die wir heute noch nicht überſehen können. Ich meine, wir ſind auf gutem Wege, wir haben die Fürſorge einge⸗ richtet, wir haben den guten Willen, vorwärts zu kommen, und den Verſuch, den wir gemacht haben, auszubauen; aber laſſen Sie nicht wieder eine neue Deputation einſetzen, die in ihren Beratungen vielleicht wieder zu andern Geſichtspunkten kommt! Laſſen Sie uns Erfahrungen ſammeln, dann werden wir vorwärts kommen, und dann, glaube ich, werden wir alle uns zuſammen finden in der Übereinſtimmung, daß wir das Wohl des Volkes heben wollen, wenn wir auch nicht alle zufrieden ſtellen können. — Auf dieſen Wunſch habe ich gelernt zu verzichten. Stadtv. Vogel: Meine Herren, uns ſchadet es ja ſelbſt nicht mehr — da ſtimme ich dem Herrn Oberbürgermeiſter ja zu —, wir können warten. Aber für die Säuglinge, die Woche für Woche ſterben, iſt es doch nicht gerade angenehm, zu warten, daß ſie vertröſtet werden. Ebenſo muß ich bemerken, daß das Wöchnerinnen⸗ heim uns auch nicht vollſtändig genügen kann. Erſtens iſt es noch in ziemlich weiter Ferne; es iſt projektiert, aber weiter nichts. Es iſt aber nötig, daß möglichſt bald etwas geſchieht. Was kann denn die Kommiſſion ſchaden? Sie kann nur aufklären, ſie kann diek Reſultate, die man erzielt, erwägen und, wenn es nötig iſt, Beſſerung verſchaffen. Ich habe vorhin ſchon darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß in den Fürſorgeſtellen darüber geklagt wird, daß ſie ſo wenig Mittel zur Verfügung haben und ſo beſchränkt ſind. Da würde ich doch nicht warten bis über das nächſte Jahr hinaus, um 297 — eine Beſſerung eintreten zu laſſen. Ich weiß nicht, was es ſchaden ſoll, daß in einer gemiſchten Depu⸗ tation, wenn auch erſt nach den Ferien — denn vor den Ferien doch wohl nicht meyr — die weiteren Schritte erledigt werden. Stadtv. Dr. Zepler: Meine Herren, Herr Stadtv.⸗ Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann ſprach davon, daß aus den Kommiſſionen häufig etwas ganz anderes heraus⸗ kommt, als was man will; er hat mit ſeinen Aus⸗ führungen aber zugleich gezeigt, wie das geſchieht, eben wie hier, wo jetzt die Sache ſo plötzlich auf das Wöchnerinnenheim herausgeſpielt wird. Das hat ganz etwas anderes zu tun. Hier handelt es ſich um Tauſende von Frauen, die ihre Kinder verderben laſſen müſſen; im Wöchnerinnenheim kann nur eine kleine Zahl von Wöchnerinnen, die zu Hauſe keine Pflege haben, untergebracht werden. Sie wollen die Sache alſo wieder verſchieben; damit werden dieſe Verſuche begraben. Ich habe auf Anregung einiger Freiſinnigen den erſten Teil meines Antrages zurück⸗ gezogen und bin für Kommiſſionsberatung eingetreten, damit die Freiſinnigen für meinen ſonſtigen Antrag zu haben wären; jetzt kommt wieder eine Verſchiebung! Ja, meine Herren, wer eine ſolche Politik treibt, der heuchelt Sozialpolitik, (lebhafte Ohorufe bei den Liberalen) will keine Sozialpolitik treiben, will die Sache ein⸗ fach verdunſten laſſen. So kann ich das nur ver⸗ ſtehen. Das Wöchnerinnenheim iſt ebenſo notwendig, aber es wird nicht fertig. Schon ſo lange ich dieſer Verſammlung anzugehören die Ehre habe, ſeit 1½¼ Jahren, wird immer darauf hingewieſen. Wie viele ſind ſchon entbunden worden, die danach gelechzt hatten! Meine Herren, wenn ſie wirklich helfen und meine hier eben geäußerte Beſchuldigung entkräften wollen, ſo tun Sie das durch die Tat und ſtimmen Sie für die gemiſchte Deputation! Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Dr. Zepler, Sie haben einer großen Mehrheit von Stadtver⸗ ordneten vorgeworfen, daß ſie Sozialpolitik heuchelt. Der Ausdruck iſt ſtark verletzend; ich muß Sie wegen dieſes Ausdruckes zur Ordnung rufen. Stadtv. Baake: Ich möchte Herrn Kollegen Zepler bitten, in dieſer Hinſicht einmal eine mildere Auffaſſung der Anſichten unſerer politiſchen Gegner an den Tag zu legen. Ich hatte nicht den Eindruck, den er hatte. Ich hatte den Eindruck, daß unſere Anregung von allen Seiten ſympathiſch aufgenommen wurde. (Sehr richtig!) Ich hatte auch den Eindruck, daß Herr Kollege Kaufmann der ehrlichen Anſicht iſt, daß das Wöchnerinnenheim eine angemeſſene Löſung bieten wird. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Darüber kann man ſtreiten. Nach unſerer Auf⸗ faſſung wird das Wöchnerinnenheim das nicht leiſten, was man ſich von ihm verſpricht. 9 Meine Herren, wir haben ſo viele Deputationen, wo wirklich unangenehme Sachen erledigt werden müſſen. Ich meine, wir können dieſe Deputation ruhig ein⸗ ſetzen, weil es uns mit wahrer Freude erfüllen muß, einmal in einer Deputation zu unterſuchen, wie dieſen armen Wöchnerinnen geholfen werden kann, die nicht ſelbſt ſtillen können. Ich ſetze nicht die Abſicht der Verſchleppung bei dem Magiſtrat voraus, wenn er daran intereſſiert iſt, daß unſer Antrag nicht an⸗ genommen wird; ich bitte aber, es nicht übel zu nehmen, wenn wir mit ihm zuſammen die ganze