—— 307 —— weiter die Schüler der Tagesklaſſen für Innen⸗ architektur und Mechanik zu nehmen.) Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Regulierung der Niebuhrſtraße zwiſchen Wieland⸗ und Leibnizſtraße. Druckſache 288. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Der Regulierung der Niebuhrſtraße zwiſchen Wieland⸗ und Leibnizſtraße auf Koſten der Stadtgemeinde wird zugeſtimmt. Die mit den Anliegern Richardi und Henſel abgeſchloſſenen Regulierungsverträge vom 28. Juli d. Is. — Nr. 671 und 672 des Urkundenverzeichniſſes — werden genehmigt. 2. Die Koſten der Regulierung ſind zunächſt vor⸗ ſchußweiſe zu verausgaben. Die Deckung des Vorſchuſſes hat nach Fertigſtellung der Regu⸗ lierung durch die vertragsmäßig zu leiſtenden Zahlungen der Anlieger zu erfolgen. 3. Die Koſten der Kanaliſation in Höhe von 5000 ℳ find in das Extraordinarium des Kana⸗ liſationsetats für 1905 einzuſtellen und ge⸗ langen nach Maßgabe der Kanaliſationsordnung wieder zur Einziehung.) Punkt 13 der Tagesordnung: Antrag der Stadtverordneten Dr. Hubatſch und Gen. betr. Errichtung von Spielplätzen. — Druckſache 289. Der Antrag lautet: Wir erſuchen den Magiſtrat, die Einrichtung von Spielplätzen für die Jugend in gemiſchter Deputation mit uns beraten zu wollen. Antragſteller Stadtv. Dr. Hubatſch: Meine Herren, es iſt wohl nicht nötig, daß ich in längerer Rede die Sache empfehle; ſie ſpricht ja für ſich ſelbſt; Wir haben in Charlottenburg außerordentlich viel Kinder und ſehr wenig Plätze, auf die wir dieſe Kinder ſchicken können, damit ſie ruhig und unge⸗ fährdet ſpielen können. Das iſt ein altes Leiden, über das wir ſchon vielfach geklagt haben. Wenn man die Peſtalozzi⸗, die Schillerſtraße entlang geht, ſo ſieht man eine ganze Anzahl ſpielender Kinder, die gefährdet werden durch den Wagenverkehr, die nicht ſpielen können, weil ſie von den Erwachſenen geſtört werden, und die umgekehrt den Erwachſenen im Wege ſind. Wir haben erwogen, wie wir eine Abhilfe ſchaffen können, und ſind zu dem Ausweg gekommen, daß das geeignetſte Mittel ſein könnte, daß wir in einer gemiſchten Deputation mit dem Magiſtrat die Sache beraten. Wir haben in ge⸗ miſchten Deputationen ſchon ſo viel Gutes erreicht, daß wir hoffen, auf dieſem Wege zum Ziele zu kommen. Ich empfehle Ihnen dieſen Antrag. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Stadtv. Dr. Hubatſch und Gen. wie folgt: Der Magiſtrat wird erſucht, die Einrichtung von Spielplätzen für die Jugend in gemiſchter Deputation mit der Stadtverordnetenverſammlung beraten zu wollen.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 14 der Tages⸗ ordnung: Antrag des Stadtv.⸗Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann und Gen. betr. Aufhebung der Grenzſperre für Einführung von Schlachtvieh. Druck⸗ ſache Nr. 290. Der Antrag lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen: im Petitionswege gceigneten Ortes vorſtellig zu werden, behufs zeitweiliger Aufhebung der Grenzſperre für die Einführung lebenden Schlachtviehes unter Wahrung der veterinären Vorſichtsmaßregeln. Charlottenburg, den 27. Auguſt 1905. Kaufmann, Braune, Dr. Crüger, Dr. Frentzel, Heinzelmann, Heiſe, Holz, Jolenberg, Kaping, Leben, Lingner, Dr. v. Liszt, Marcus, Mehl, Mittag, Ur. Mommſen, Münch, Otto, Dr. Penzig, Ruß, Schwarz, Dr. Spiegel, Dr. de Gruyter, Wenig. Dazu liegt ein Antrag vor, der folgendermaßen lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen: 1. Von der Regierung die ſofortige Offnung der Grenzen für geſundes Vieh zu verlangen. 2. Bei den Reichs⸗ und Landesbehörden vorſtellig zu werden zwecks Aufhebung der Viehzölle, der Zölle auf Fleiſch, Fleiſchwaren und Futter⸗ ſtoffe, ſowie der Einfuhrverbote für überſeeiſches Fleiſch und Fleiſchwaren. 3. In gemiſchter Deputation mit der Verſamm⸗ lung über Maßnahmen zur Verhütung einer zukünftigen, die Ernährung und die Ge⸗ ſundheit der Bevölkerung ſchädigenden Fleiſch⸗ teuerung, beſonders über die Errichtung einer ſtädtiſchen Großſchlächterei mit ſtädtiſchen Verkaufsſtellen zu beraten. Dr. Borchardt, Baake, Hirſch, Vogel, Scharnberg, Dörre, Sellin. Dieſen Antrag faſſe ich als Abänderungsantrag um Antrag Kaufmann auf. Beide Anträge kommen ſfort zur Beratung. Antragſteller Stadtv. Kaufmann: Meine Herren, faſt genau vor drei Jahren haben wir uns aus Anlaß der damaligen außerordentlichen Fleiſchteuerung mit demſelben Gegenſtand befaßt, der uns heute ver⸗ anlaßt hat, den vorliegenden Antrag zu ſtellen. In dieſen abgelaufenen drei Jahren iſt es der deutſchen Landwirtſchaft wiederum nicht gelungen, die Pro⸗ duktion inländiſchen Viehes derart zu ſteigern, daß ſie den Anſprüchen der Bevölkerung auf gute und geſunde Nahrung zu genügen imſtande geweſen wäre. Es unterliegt keinem Zweifet, daß wir eine weſentliche Teuerung fämtlicher Fleiſchgattungen augenblicklich durchzumachen haben, ine beſondere eine außerge⸗ wöhnliche Teuerung der Hauptnahrung des Mittel⸗ ſtandes, des Schweinefleiſches. Nach einer mangel⸗ haften Futterernte ſind die Preiſe nunmehr auf einer Höhe angekommen, daß Fleiſchkoſt aufgehört hat, ein Nahrungsmittel zu ſein und mehr den Charakter eines Genußmittels angenommen hat, das ſich nur wohlhabende Leute gewähren können. Infolgedeſſen hat unſere minderbemittelte Bürgerſchaft und insbe⸗ ſondere der Arbeiterſtand zweifellos an einer Unter⸗ ernährung zu leiden, die ihn nicht befähigt, eine