— — 319 ſie iſt, wie die Übergabe eines Raumes des Rat⸗ hauſes zu einem ganz vorübergehenden Zweck. Ich möchte glauben, daß einem Ausſchuß — ich habe den Herrn Antragſt eller wohl richtig verſtanden, daß er einen Ausſchuß aus Mitgliedern des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung meint — die Befugnis erteilt wird, nun die Säle zu vergeben nach gewiſſen Grundſätzen, die dann allerdings ziem⸗ lich weit gefaßt ſein müßten. Sollte der Ausſchuß dann einmal — ſo, denke ich, liegt es im Sinne des Herrn Berichterſtatters — die Abſicht haben, über die Grundſätze hinauszugehen, dann müßte eine Vorlage an den Magiſtrat und die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung gemacht werden. Alſo ich bin zunächſt einverſtanden ich glaube, auch für den Magiſtrat ſprechen zu dürfen —, daß ein Ausſchuß zur Beratung der vom Herrn Bericht⸗ erſtatter angeregten Fragen eingeſetzt wird. Was nun aber die drei Vorlagen anbetrifft, ſo möchte ich doch bitten, mit Rückſicht auf die Vereine oder Antragſteller, die ihre Veranſtaltungen ſchon im Oktober treffen wollen, heute ſchon zu entſcheiden. Wenn wir erſt am 27. September entſcheiden, dann werden die Herren nicht in die Lage kommen, zur richtigen Zeit ihre Einladungen und Vorbereitungen erledigen zu können. Der Verein Werkring will ſchon im Oktober die Ausſtellung beginnen; das Schillertheater will ebenfalls ſchon ſo raſch wie möglich, im Oktober glaube ich, mit ſeinen Vor⸗ leſungen anfangen, und zwar im Intereſſe der Bür⸗ gerſchaft, für die dieſe Veranſtaltung unternommen wird. Schieben wir die Sache auf, dann wird eine verſpätete Genehmigung dem Verein Werkring nichts nützen, er wird ſich ſchon vorher nach einem anderen Lokal umſehen müſſen. Da aber der Herr Berichterſtatter gegen die drei Anträge keine Be⸗ denken hat, möchte ich bitten, daß die Stadtverord⸗ netenverſammlung heute ſchon über die drei Anträge entſcheidet, im übrigen aber nach dem Antrage des Herrn Berichterſtatters beſchließt. Was den Verein Werkring betrifft, ſo ſetzt er ſich zuſammen aus namhaften Künſtlern. Mir fallen im Augenblick nicht alle Namen ein; es iſt unter ihnen z. B. der Lehrer an unſerer Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule, der Maler Mohrbutter, der ein ernſt ſtrebender Künftler iſt. Dieſe Vereinigung der Künſtler will in ähnlicher Weiſe wie die Ver⸗ einigung der Künſtler und Handwerker in München hier in Berlin das Kunſtgewerbe dadurch heben, daß ſie es in Verbindung bringt mit künſtleriſchen Be⸗ ſtrebungen und Anſchauungen. Die Münchener Herren, die auf dieſem Wege vorgegangen ſind Scheuerſchmidt, Krueger, Bruno Paul, Pankok und andere — haben das auch mit garoßem Erfolge für das Kunſtgewerbe überhaupt in München getan, ſo daß man wohl ſagen kann, daß das Münchener Kunſtgewerbe heute an der Spitze in Deutſchland ſteht. Bei uns fehlt ein ſolcher Zuſammenſchluß der Künſtler mit den Handwerkern; er wird nur hier und da ſporadiſch in Berlin angeſtrebt. Dieſe Ver⸗ einigung, die ſich hier gegründet hat, will zielbewußt dieſe Dinge fördern, will eine Ausſtellung bereiten, in der ſie bereits fertige Werke zeigt, die nicht blos dem Schüler der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerker⸗ ſchule als Muſter dienen ſollen und als Vorbild, ſondern die auch gerade unſeren Handwerkern über⸗ haupt Anregungen nach einer höheren Richtung geben ſollen. Das Streben, das der Verein Werkring ſich vorgenommen hat, verdient alſo durchaus unterſtützt zu werden. Wie es ausfallen wird, meine Herren das wiſſen wir nicht; dafür kann ich eine Garantie nach einer beſtimmten Richtung nicht übernehmen. Aber ich glaube, die Idee iſt ſo gut, daß wir den Herren Gelegenheit geben ſollten, mit einem erſten Verſuch an die Offentlichkeit zu treten. Ich wiederhole, ich werde der Verſammlung ſehr dankbar ſein im Intereſſe der Herren Antrag⸗ ſteller, wenn ſie die Güte hätten, über die vorliegen⸗ den drei Anträge zu einem definitiven Beſchluſſe ſchon heute zu kommen. Stadtv. Dr. Freutzel: Meine Herren, wenn der Herr Berichterſtatter keine Bedenken gegen die vor⸗ liegenden drei Anträge geäußert hat, ſo wird, da auch von andern Seiten keine Bedenken geäußert ſind, uns wohl nichts hindern, dieſen Anträgen die Ge⸗ nehmigung zu erteilen. Namentlich da der Herr Oberbürgermeiſter darauf hinwies, daß der Zeit⸗ verluſt dahin führen könne, daß ſie gegenſtandslos werden, was wir doch nicht wollen. Im übrigen, meine ich, daß wir über die Bewilligung von Rat⸗ hausräumlichkeiten zu Feſtlichkeiten und dergleichen uns einmal ausſprechen, und daß zu dieſem Zweck ein Ausſchuß eingeſetzt werden muß. Es kommen eine ganze Reihe von prinzipiellen Fragen, wenn man ſich das näher überlegt, zu Tage — einige hat Herr Stadtv. Baake ſchon angedeutet —, und es wäre zweckmäßig, damit wir nicht bei jeder Gelegenheit dieſelbe Sache noch einmal behandeln müſſen, daß wir uns ein für alle Mal bis zu einem gewiſſen Grade feſte Regeln — die Grundſätze können ja natürlich nur ſehr allgemein gehalten werden — bilden. Das kann unbequem ſein — das muß ich dem Herrn Oberbürgermeiſter zugeben; aber es wird auf der andern Seiie praktiſch ſein, denn es werden uns unnütze Parallelverhandlungen erſpart. Weiter wird es praktiſch ſein, was wohl auch der Herr Obe bürgermeiſter im Sinne hatte, daß nicht dieſer Ausſchuß der ja, wenn er ſeinen Bericht erſtattet und ſich aufgelöſt hat, nicht mehr exiſtiert —, ſondern ein ſtändiger Ausſchuß, eine Deputation aus Mitgliedern des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung, beſtehen bleibe, der vielleicht einige erweiterte Befugniſſe bekommen kann, wie es z. B. in Berlin der Fall iſt, etwa die geſamten Rathausräumlichkeiten, auch den Ratskeller uſw. ſtändig verwaltet, damit nicht jede Sache an das Plenum der Stadtverordnetenverſammlung geht. (Stadtv. Baake: Sehr richtig!) In Berlin eriſtiert ein ſolcher Ausſchuß, da Berlin ſeine Räune ſehr oft zu ſolchen Dingen hergibt. Und dann denke ich, daß dieſer Deputation als Quinteſſenz der Ausſchußberatungen gewiſſe Direk⸗ tiven mitgegeben werden, nach denen ſie zu handeln hat. Kann ſie mit dieſen nicht auskommen, ſo bleibt es ihr ja frei, an den Magiſtrat und an unſere Verſammlung zu gehen, und um Abänderung in den einzelnen Fällen zu bitten. Einen Antrag will ich in dieſem Stadium der Verhandlungen nicht ſtellen; aber ich behalte mir vor, nachdem der Ausſchuß getagt hat, eventuell dar⸗ auf zurückzukommen, falls der Ausſchuß nicht ſelber einen derartigen Antrag in ſeinen Bericht aufnimmt. Stadtv. Dr. Hubatſch: Ich wollte dem Herrn Kollegen Baake nur bemerken, daß ich durchaus nicht durch meinen Vorſchlag die Stadtverordneten⸗ verſammlung habe ausſchalten wollen. Ich habe nur geſagt, daß vielleicht der Petitionsausſchuß oder irgend ein anderer Ausſchuß uns Vorſchläge