—— 320 unterbreitet. Wir haben ja zuletzt immer natürlich darüber noch zu beſchließen. Aber es würde in der Praris ſo werden, daß nur da, wo irgend welche Zweifel ſind — ſo wie bei Wahlen des Wahlaus⸗ ſchuſſes —, die Sachen hier zur Beratung kommen, daß ſie aber nicht jedes Mal beſprochen werden. Es iſt ja richtig, daß wir beſondere Bedenken gegen die heutigen drei Vorlagen nicht geltend machen können. Ich weiß aber nicht, ob es nicht wirklich praktiſch iſt, daß wir von vornherein uns auf den Standpuntt ſtellen: wir wollen jetzt nicht einzelne Fälle bewilligen, ſondern lieber erſt den Ausſchuß beraten laſſen, und dann die Bewilligung ausſprechen, damit uns nicht in Zukunft der Vorwurf gemacht wird: ihr habt dem Verein ſo und ſo den Saal be⸗ willigt, und bei uns macht ihr Schwierigteiten. Ich meine, es iſt praktiſcher, wir geben dem Ausſchuß auch dieſe drei Vorlagen. In drei Wochen haben wir wieder Sitzung; dann kann die Sache erledigt werden jedenfalls in bezug auf die drei Vorlagen; mit denen kann der Ausſchuß fertig werden. Aber einen Ausſchuß einzuſetzen und die drei Vorlagen doch heut zu erledigen, das halte ich für unpraktiſch. Bis zum 30. Oktober iſt ja noch viel Zeit. Der Direktion des Schillertheaters kann ja mitgeteilt werden, daß wir die Sache bewilligen werden. Stadtv. Dr. Riel: Ich will im weſentlichen nichts anderes ſagen, als was der Herr Vorredner bereits angeführt hat. Ich bin ein großer Feind von Präzedenzfällen; denn ich habe Furcht vor den Folgen. So eilig, wie der Herr Oberbürgermeiſter die Sache gemacht hat, iſt ſie nicht. Der Werkring ſchreibt ausd rücklich: in einem der Monate Oktober, November, Dezember; alſo er ſelbſt läßt ſich einen Spielraum von drei Monaten. Das Schillertheater ſpricht von den Monaten September bis März. September, meine Herren, haben wir ſchon; alſo ſelbſt wenn wir dem Schillertheater die Genehmigung geben, den halben September hat es verloren; ob es nun noch einen weiteren halben September ver⸗ liert, das, meine ich, wird ſo weſentlich nicht ins Gewicht fallen können. Aber wenn es nicht gerade das Schillertheater wäre! Ich fürchte, es wird uns eine befondere Liebe für dieſes Unternehmen vielleicht von irgend einer Seite zum Vorwurf gemacht werden können. Warum wollen wir uns dieſer Gefahr aus⸗ ſetzen? Was die dritte Vorlage anbetrifft, ſo heißt es: am 30. Oktober ſoll dieſe Veranſtaltung des Bundes der abſtinenten Frauen ſtattſinden. Ich denke, wenn die Damen Anfang Oktober hören, daß ſie Ende Oktober den Saal bekommen, dann werden ſie wohl genügende Vorbereitungen treffen können. Ich möchte dem Ausſchuß bei dieſer Gelegen⸗ heit gleich noch einen Wunſch unterbreiten. Herr Kollege Baake ſagte: wir entgehen ja doch nicht den Beratungen; wenn z. B. von der einzuſetzenden Be⸗ hörde ein Geſuch abgelehnt würde, würden wir ja doch eine Petition bekommen, und wir müſſen dann darüber beraten. Vielleicht läßt ſich dieſe Frage von vornherein ſo regeln, daß, wenn aus irgend welchen Gründen die Behörde, welche über die Bewilligung des Saales verfügen ſoll, Bedenken hat, ſie dann von vornherein an uns kommen muß. Dann ent⸗ gehen wir der Petition. Stadtv. Dr. Zepler: Herr Kollege Riel ſprach eben, er ſei ein Feind von Präzedenzfällen. Da⸗ gegen hat er ſich eben als Konſequenzenmacher hin⸗ geſtellt. Es iſt doch gar keine Präzedenz, wenn wir im Anfang, wo wir keine feſten Normen haben, eine Genehmigung erteilen und für alle Zukunft feſte Normen aufſtellen! Es lohnt ſich wirklich nicht, da⸗ rüber zu ſprechen. Die Leute brauchen Zeit zur Vorbereitung; ſie müſſen wiſſen ob ſie den Saal be⸗ kommen können oder nicht, ſonſt können ſie nichts anfangen; es iſt eine unbequeme Situation. Wozu denn wegen dieſer unbedeutenden Sache dieſe Weit⸗ läufigkeiten? Ja, wenn es ſich noch um einen ſozial⸗ demokratiſchen Verein handelte! (Heiterkeit.) Aber hier können Sie doch nichts dagegen haben. Ich möchte wirklich bitten: nehmen Sie die Vorlage an, und ſetzen Sie Grundſätze feſt — aber nicht ſo aus⸗ führliche, wie Herr Kollege Baake fürchtet, ſondern ſo. daß dieſe Grundſätze ganz allgemeine Geſichts⸗ punkte ſind: Politik darf keine Rolle ſpielen, rein politiſche Vereine dürfen nicht zugelaſſen werden 2c. Ich meine, es müſſen ganz allgemeine Grundſätze aufgeſtellt werden; dann iſ man vor der gröbſten Willkür geſchützt. Stadtv. Baake: Ich befinde mich in Gegenſatz zu dem Kollegen Zepler; ich halte es für notwendig, daß die Vorlagen unter Nr. 27. 28 und 29 der Tagesordnung im Ausſchuß geprüft werden, und zwar deswegen, weil die Mitteilungen des Herrn Oberbürgermeiſters über den Verein Werkring mich nicht voll befriedigt haben. Ich weiß nicht, ob der Verein nicht eine induſtrielle Unternehmung iſt, und ich bin der Meinung, daß die Räume des Rathauſes nicht hergegeben werden ſollen, um induſtrielle Pro⸗ paganda zu machen. Wir müſſen auch wiſſen, daß die Räume nicht ruiniert werden durch das Auf⸗ ſtellen ſchwerer Gegenſtände. (Stadtv. Dr. Riel: Sehr richtig!) Das ſind alles Dinge, die wir hier nicht erörtern können. Ich bitte dringend, dieſe Anträge einem Ausſchuß zu überweiſen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Ich nehme an, daß die Abſtimmung über die Vorlage unter Nr. 22 der Tagesordnung bindend ſein ſoll auch für die Vor⸗ lagen unter Jer. 28 und 29 der Tagesordnung. (Zuſtimmung.) (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern zur Vorberatung der Vorlagen unter Nr. 27, 28 und 29 der Tages⸗ ordnung und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Baake, Dr. Hubatſch, Kaufmann, Lingner, Paſche, Dr. Penzig, Protze, Dr. Roſe, Roſenberg.) Stadtv. Dr. Riel (perſönliche Bemerkung): Herr Stadtv. Dr. Zepler hat davon geſprochen, es ſei doch unnötig, an dieſen Sachen ſo viel herumzu⸗ nörgeln. Ich nehme an, daß er mich nicht zu den Nörglern zählt. (Heiterkeit.) Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Ausdruck nicht gehört. Stadtv. Dr. Riel (zur Geſchäftsordnung): Ich bitte, es aus dem Stenogramm feſtzuſtellen. Stadtv. Dr. Hubatſch (zur Geſchäftsordnung): Soll nicht darüber beſchloſſen werden, daß dem Aus⸗ ſchuß der Auftrag erteilt wird, Grundſätze aufzuſtellen Ich habe dieſen