—— 930 vorgelegen hat, bedeutend höher als die neuſte, jetzt geſchaſfene Skizze, 1 (ſehr richtig!) und ich muß ſagen: der wohl verſtandenen Kritik iſt nicht Folge gegeben worden. Im Gegenteil, ich glaube, wenn das Bauwerk entſteht und Seine Majeſtät ſich den Vorentwurf, den er genehmigt hat anſieht, dann wird er ſagen: wie konnte denn ſo etwas geſchehen! Dieſer Gefahr würden wir uns aus ſetzen, während wir andererſeits gar keinen Anlaß hoben, von dem Grundgedanken abzugehen, den Seine Majeſtät gegeben hat. Wie das Projekt IV entſtanden iſt, ſehe ich als Architekt natürlich auch: man hat mit drei Wegen gerechnet. Es iſt die Straße eingeteilt in drei Wege: einen Mittelweg, einen Reit⸗ weg und einen Laſtweg. Wie die Sache jetzt gemacht iſt, hat man nach Durchführung des Laſtwegs vermöge des Seitenweges am Kanal entlang nicht genug Platz gehabt, um die Dreiteilung der Architektur gleichmäßig durchzuführen. Die Löſung iſt ja ſchwierig; aber dieſe Löſung können wir meiner Anſicht nach unter keinen Umſtänden unterſchreiben. Ich glaube deshalb, den Antrag ſtellen zu müſſen, daß die Sache in einem Ausſchuß ſehr eingehend beraten wird. Es iſt ja bedauerlich, daß ſchon ſo viel Zeit verloren gegangen iſt: aber ſchließlich darf man eine ſo hervorragende künſtleriſche Aufgabe nicht übers Knie brechen. Ich beantrage, die Vorlage einem Ausſchuſſe zu überweiſen. Vorſteher Roſenberg: Aus wieviel Mitgliedern ſoll der Ausſchuß beſtehen? (Stadtv. Heim: 91) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern.) Ich darf dann wohl um die Liſte für den Aus⸗ ſchuß bitten. Meine Herren, es beantragt nunmehr Herr Stadtv. Braune, Punkt 5 der Tagesordnung, die Vorlage betr. die Verſtadtlichung der Müllabfuhr, vorwegzunehmen. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, werde ich auch dieſem Antrage ſtattgeben. — J ſtelle feſt, daß die Verſammlung mit dem Vorſchlage einverſtanden iſt. Punkt 5 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Verſtadtlichung der Müllabfuhr Druckſachen 231, 344. Berichterſtatter Stadtu. Dr. Roſe: Meine Herren, ich ſoll Ihnen heute über die Verhandlungen des Ausſchuſſes referieren, den Sie zuſammenberufen haben zur Beratung der Vorlage des Magiſtrats über die Müllabfuhr und gleichzeitig- (Unruhe. Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Dürfte ich vielleicht um etwas Ruhe bitten, meine Herren! Der Herr Be⸗ richterſtatter iſt nicht zu hören und zu verſtehen. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Roſe (fortfahrend): Ich ſoll alſo im Namen des Ausſchuſſes hier refe⸗ rieren über die Vorlage des Magiſtrats, welche die Müllabfuhr betrifft, und gleichzeitig über die Peti⸗ tionen, welche damals nicht ausführlich beraten ſind, und, wie ſie wiſſen, uns in dieſer Angelegenheit ein⸗ geſandt ſind von ſämtlichen Grundbeſitzervereinen der Stadt Charlottenburg, ferner einem Eigentümer, einem Herrn Haaſe, und ſchließlich heute wiederum noch von dem Haus⸗ und Grundbeſitzerverein von 1895 zu Charlottenburg. Der Ausſchuß hat mich Annahme der Vorlage des Magiſtrats zu empfehlen mit einigen ganz unweſentlichen Veränderungen, die dadurch herbeigeführt worden ſind, daß die Beratung durch die Ferien ſo verzögert iſt. Nach der Vorlage ſoll die Müllabfuhr nicht gleich in Regie über⸗ nommen werden, ſondern erſt in 15 Jahren, und im Interimiſtikum ſoll ihre Ausführung an Unter⸗ nehmer vergeben werden; dieſe Unternehmer müſſen erſt aufgefordert werden, und da reicht die Zeit nicht; infolgedeſſen müſſen die Termine, die in der Vor⸗ lage angegeben find, verſchoben werden. Außerdem iſt der Vorſchlag gemacht worden, den Paſſus im § 6 der „Beſonderen Bedingungen“ (Abſ. 1) „oder ſonſtigen Schmutzteilen“ zu ſtreichen. Das iſt eine Liebenswürdigkeit eines Herrn im Aus⸗ ſchuß geweſen, womit er einen weitergehenden An⸗ trag, der von mir geſtellt war, die urſprüngliche Faſſung in dem Magiſtratsentwurf für die Deputation herzuſtellen, begraben hat. Aber ich lege keinen beauftragt, Ihnen die großen Wert auf dieſe Liebenswürdigkeit. Der ur⸗ ſprüngliche Antrag im Entwurf ging viel weiter; er hieß: „Die Reinigung iſt ſo gründlich zu bewirken, daß Spuren von Hausmüll oder von ſonſtigen Schmutzteilen nicht zurückbleiben.“ Daraus iſt nun in unſerer Magiſtratsvorlage ge⸗ macht worden: . . . . „ſodaß außer geringen Spuren von Hausmüll und ſonſtigen Schmutzteilen Rück⸗ ſtände in ihnen nicht verbeiben.“ Das iſt nun ziemlich das Gegenteil von dem, was ich gewünſcht habe. Denn mein Wunſch iſt, daß ſolche Verordnung möglichſt ſtreng iſt: denn wenn ſie von vornherein ſehr lar gemacht wird, ſo kommt erſt gar nichts dabei heraus. Nachdem ich Ihnen hiermit meinem Auftrage ch gemäß die Annahme der Vorlage empfohlen habe, bin ich zweitens veranlaßt, auf die Petitionen ein⸗ zugehen, die durch dieſe Beſchlußfaſſung erledigt wären. Im Ausſchuß wurde ganz ebenſo, wie in der Deputation, von keiner Seite dieſem Reſultat große Sympathie entgegengebracht. In der Ausſchußbe⸗ ratung iſt ja immer alles nur auf dem Wege der Abſtimmung zuſtande gekommen; es handelt ſich alſo durchweg um Kompromiſſe, wie im Leben oft, wenn man eine Sache vorwärts bringen will, und be⸗ ſonders in unſerer Stadtverordnetenverſammlung. Aber daß das für alle Leute nicht befriedigend iſt, beſonders für Leute mit Grundſätzen, iſt ja klar. Ich für meine Perſon habe beiläufig ſchon lange nur einen Grundſatz — leider iſt Herr Dr. Borchardt nicht hier —, und der beſteht darin, überhaupt keine Grundſätze zu haben. (Heiterkeit.) Ich bin immer der Belehrung ſehr zugänglich ge⸗ weſen, ſelbſt wenn ſie von politiſchen Gegnern kommt, und bin ſchon lange der Meinung, daß man beſſer mit einer Sache vorwärts kommt, wenn man mit einem kleinen Umweg durch eine offene Tür geht, als wenn man nebenbei einem Prinzip zu Liebe mit dem Kopf durch die Wand hindurchrennen will.