Das „ohne Schaden“ hat Herr Haaſe ſchon in ſeiner Petition beleuchtet. Das „ohne Verbindlichkeit des Hausbeſitzers“ wäre ja nun das große Mittel, um uns alle mit dem Dreikaſtenſyſtem ſofort zu ver⸗ ſöhnen. Aber wie das gemacht werden ſoll, iſt mir nicht ganz klar. Das einzige Mittel, um Verationen etwaiger Polizeiverordnungen, die ja ins Unendliche gehen können, bei ſolchen Vorkommniſſen, wie ich ſie auf meinem eigenen Hofe geſchildert habe, zu vermeiden, — das habe ich wenigſtens in der Deputation erreicht — iſt, daß folgender Paſſus in die Bedingungen über die Müllabfuhr hineinge⸗ kommen iſt, den Sie auf Seite 378 in Spalte 2 finden. Da heißt es nämlich in § 4: Es iſt Sache des Unternehmers, im Falle der Trennung in geeigneter Weiſe darüber zu wachen, daß die Trennung des Mülls auch tatſächlich durchgeführt wird. Die ſtädtiſche Verwaltung übernimmt nach dieſer Richtung keine Gewähr. Ebenſowenig wird dem Unter⸗ nehmer zugeſagt, daß die Polizeiverordnung, welche die Trennung des Hausmülls anordnet, während der Dauer des Vertrages unverändert fortbeſteht. Wenn das vorläufig noch offen gelaſſen wird, ob nicht doch ſchließlich das Dreikaſtenſyſtem angewendet wird, — dann könnte man ſich ja mit dieſem Zu⸗ ſatz zufrieden erklären. Immerhin iſt es eine ſchwierige Sache; ich weiß nicht, wie der Unter⸗ nehmer das machen ſoll. Zu verlangen iſt doch nicht, daß man Tag und Nacht neben jeden Kaſten einen Portier ſtellt! Wie ſoll der Unternehmer herausbekommen, wer geſündigt hat? Dem Dienſt⸗ mädchen kann man es hundertmal ſagen. Es iſt die alte Geſchichte wie in jeder Klippſchule: es iſt natürlich kein Menſch geweſen, — und doch geſchieht es immer wieder! Wie die Forderung alſo in der Praris dem Unternehmer ohne dieſe Verbindlichkeit möglich durchzuführen ſein ſoll, ſehe ich vorläufig noch nicht. Der zweite Satz, über den ſich die erſte große Petition der Hausbeſitzer beſonders ausläßt, iſt die Bezahlung. In der Gebührenordnung, die Sie am Schluſſe unſerer Magiſtratsvorlage finden, iſt es im § 4 ſo geregelt, daß die Koſten von den Hans⸗ beſitzern nach dem Nutzungswert, d. h. alſo nach der einkommenden Miete getragen werden ſollen. Das geſchieht ja bei der Kanaliſation auch. Demgegenüber will ich doch konſtatieren, baß das nur die gewöhn⸗ liche Müllabfuhr betrifft — in der Vorlage iſt das ja ſehr ſchön feſtgeſetzt —, daß aber gewerbliche Ab⸗ fälle von den Unternehmern auch getrennt abgefahren werden können. Das iſt dann aber eine Privatſache, und dieſe außerordentlichen Abfälle ſollen dann nach dem Gewicht bezahlt werden. Sonſt iſt aber nun beſtimmt worden, daß der Einfachheit halber, wie bei der Kanaliſation, nach dem gemeinen Gebäude⸗ nutzungswert, d. h. alſo nach dem Einkommen an Miete, von den Hausbeſitzern gezahlt wird. Die Hausbeſitzer finden das ungerecht; denn es kann ſein, daß einer ein Haus hat in teurer Gegend mit teuren Mieten und ſehr wenig Müll und deshalb große Gebühren bezahlen müßte, während einer, der in einer obſkuren Gegend ungeheuer viel Abfälle hat, wenig bezahlen muß, weil er wenig Einkommen an Miete hat. Das iſt ja die „ausgleichende Ge⸗ rechtigkeit“, die den Hausbeſitzern gegenüber ſo oft herrſcht! Gerechter iſt es jedenfalls, wie es bisher geſchehen iſt, daß die Gebühren nach dem Verbrauch 3838 —— an Käſten, alſo nach der wirklichen Leiſtung ge⸗ ordnet werden. Daß die Preiſe bei der neuen Ordnung nicht ſteigen werden, hat uns Herr Stadtbaurat Bredtſchneider noch neulich durch Verbeſſerung der Zahlen, die in der Vorlage ſtehen, mitgeteilt. Aber, meine Herren, dieſe Zahlen ſind eben ſchon ein Beweis, wie hoch die Preiſe bei mangelnder Konkurrenz in die Höhe gehen können. Es iſt Ihnen vielleicht intereſſanter als die Zahlen, die Sie auf Seite 374 finden, wenn ich Ihnen mitteile, wie es in meinem Hauſe iſt. Früher bezahlte ich für 4 Käſten, die ich in meinem Hauſe habe — vor 10 Jahren —, nur 60 Mk., und jetzt ſoll ich dafür 260 Mk. bezahlen! Das iſt ein kleiner Unterſchied! Doch das nur beiläufig. Damit habe ich die Petitionen der Grund⸗ beſitzervereine erledigt. Ich möchte aber noch nach⸗ träglich etwas erwähnen, was ich ganz vergeſſen habe. Man beruft ſich auf Potsdam, wo das Teilungsſyſtem ſo ſchön durchgeführt ſei. Ich habe mich nach den Potsdamer Verhältniſſen erlundigt, obgleich es auf der Hand liegt, daß man Potsdam doch noch eine märkiſche Landſtadt nennen kann, während man unſere Stadt als eine Kaſernenſtadt betrachtet. Wie hat es dort der Magiſtrat gemacht? Er hat folgendermaßen dekretiert: Papier und Lumpen ſoll jeder verbrennen. Nun, das nenne ich doch keine ökonomiſche Verwertung! Ich bin zufällig in dem Hauſe eines großen Papierfabrikanten aufge⸗ wachſen, der drei Papierfabriken blos mit den Lumpen. die hier geſammelt wurden, unterhalten hat und ein berühmter Mann in ſeinem Fach geworden iſt. Alſo das iſt doch keine Verwertung, wenn man von vorn⸗ herein die Hälfte wegwirft. Im übrigen heißt es: Infolge der großen Schwierigkeiten, welche mit der Lagerung des Mülls verbunden ſind, — ſo hat der Magiſtrat in Potsdam delretiert wird dasſelbe gemäß dem Gemeindebeſchluſſe der ſtädtiſchen Behörden von jetzt ab nur noch abgeholt werden, wenn es von Küchenabfällen und Speiſereſten vollſtändig frei iſt. Punktum! Falls Sie für letztere Stoffe (Küchenab⸗ 7 und Speiſereſte) keine weitere Verwendung haben, — was ja bei der Lage von Potsdam, und mitten im Lande, nicht ſehr ſchwierig iſt; es liegt ja ſehr in das Land hinaus — werden wir dieſe beſonders abholen laſſen, in⸗ deſſen nur, wenn ſie in den vorgeſchriebenen verdeckten Gefäßen ohne andere Verunreinigung aufgeſammelt worden ſind. Papier und Lumpen ſind tunlichſt zu ver⸗ brennen oder auf andere Weiſe zu verwerten. Wir erſuchen Sie, in Ihrem eigenen Intereſſe dafür Sorge zu tragen, daß dieſe Vorſchriften auf Ihrem Grundſtück ſtreng inne gehalten werden, anderenfalls wir die Abnahme Ihres Hausmülls verweigern müßten. (Heiterkeit) — Ja, dann ſitzen wir ja gerade ſo da wie beim Streik, wenn das hier eingeführt würde! Was hat dann eine ſolche Vorlage für einen Nutzen? Dann wären wir in derſelben Verlegenheit. In dieſer drakoniſchen Weiſe läßt ſich das nicht durchführen, ganz abgeſehen davon, daß dieſe Art der Müllver⸗ wertung in Potsdam ſchr mangelhaft iſt. Das ſind die Gründe, weshalb ich der Meinung bin, daß das